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Alkoholkonsum Jugendlicher: Estland vorn, Deutschland im Mittelfeld

Wissenschaftler der Freien Universität Berlin an europäischer Studie mit 57 771 Jugendlichen beteiligt

Nr. 196/2013 vom 02.07.2013

Beim Alkoholkonsum von Jugendlichen zwischen 12 und 16 Jahren gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Ländern in Europa. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des niederländischen Verwey-Jonker-Institute; aus Deutschland waren Wissenschaftler der Freien Universität Berlin um Prof. Dr. Herbert Scheithauer vom Fachbereich Erziehungswissenschaften und Psychologie sowie ein Team der Universität Hildesheim beteiligt. Am höchsten liegt der Anteil der Jugendlichen mit Erfahrungen im Alkoholkonsum demnach in Estland, am niedrigsten in Island.

Deutsche Jugendliche sind der Studie zufolge im Durchschnitt etwas stärker dem Alkohol zugeneigt als ihre europäischen Altersgenossen: Rund zwei Drittel der Befragten haben Erfahrungen mit Alkohol. Knapp 30 Prozent gaben an, schon einmal betrunken gewesen zu sein. Große Alkoholmengen haben rund 18 Prozent der deutschen Jugendlichen schon einmal getrunken (EU-Schnitt: 14 Prozent). Mädchen und Jungen liegen in ihren Erfahrungen fast gleichauf. Beim Konsum von Cannabis unterscheiden sich deutsche Jugendliche und Gleichaltrige aus anderen europäischen Staaten kaum: Rund 10 Prozent gaben an, die Droge konsumiert zu haben. Weniger als zwei Prozent der Befragten haben eigenen Angaben zufolge jemals harte Drogen zu sich genommen.

Für die Studie „Alkoholkonsum unter Heranwachsenden in Europa“ (Alcohol Use Among Adolescents) wurden in einem Zeitraum von drei Jahren Befragungen ausgewertet. Beteiligt waren 25 Länder und rund 58 000 Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren. Das Vorhaben wurde von der Europäischen Kommission gefördert. Ziel des Projekts war es, die politischen und sozialen Rahmenbedingungen Faktoren für Alkohol- und Drogenkonsum Jugendlicher zu untersuchen und effektive Maßnahmen zur Prävention von Alkoholmissbrauch zu entwickeln. Die Ergebnisse werden zu Empfehlungen für die regionale Präventionspolitik beitragen.

Die Ergebnisse zeigen, dass der Alkoholkonsum bei Jugendlichen europaweit recht verbreitet ist: Im Schnitt haben 60 Prozent der Jugendlichen schon einmal Alkohol getrunken. Nach Einschätzung der Wissenschaftler wirkt sich die nationale Alkoholpolitik auf ein niedrigeres Risikotrinkverhalten aus. Der jugendliche Alkoholkonsum hängt jedoch auch von den Einstellungen und Normen der Erwachsenen ab: Während die meisten Studien zum Alkoholkonsum auf individuelle Faktoren des Alkoholkonsums Jugendlicher abzielen, wurden in dem Projekt “Alkoholkonsum unter Heranwachsenden“ auch Risikofaktoren des Umfelds untersucht, unter anderem bewertet wurden die Rollen von Altersgenossen, Familie und Schule.

Ansprechpartner

Professor Dr. Herbert Scheithauer, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-56546, E-Mail: hscheit@zedat.fu-berlin.de

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