Springe direkt zu Inhalt

Leben ohne das „Neurobeach“-Protein

Wissenschaftler der Freien Universität, der Universität Hohenheim und der Katholieke Universiteit Leuven züchten erstmals Taufliegen ohne das Neurobeach-Protein und erleichtern die Erforschung von Nervenerkrankungen bei Menschen

Nr. 318/2012 vom 24.10.2012

Wissenschaftler der Freien Universität Berlin haben durch Versuche am Gehirn der Taufliege Drosophila die Erforschung von Hirnfunktionen und Krankheiten bei Menschen vorangebracht. Den Neurowissenschaftlern der Emmy-Noether-Forschungsgruppe „Biologische Gedächtnissysteme“ an der Freien Universität gelang es unter der Leitung von Dr. Martin Schwärzel, Fliegen ohne die sogenannten Neurobeach-Proteine zu züchten – Proteine, die unter anderem die Entwicklung und Funktion des Gehirns bei Tieren wie Menschen beeinflussen. Die Ergebnisse wurden in der jüngsten Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift „The Journal of Neurosciences“ veröffentlicht. In Zukunft könnten solche Tiermodelle für das Verständnis bestimmter Erkrankungen bei Menschen von besonderer Bedeutung sein, etwa bei Autismus. An der Studie waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Hohenheim und der belgischen Katholieke Universiteit Leuven beteiligt.

Bislang fehlten geeignete Tiermodelle, um die Bedeutung der Neurobeach-Proteine für die Funktionen des Nervensystems zu verstehen, etwa bei der Gedächtnisbildung. Mäusen ohne das Neurobeach-Protein sterben kurz nach der Geburt – Taufliegen dagegen sind auch ohne Neurobeach quicklebendig. Wie die Wissenschaftler weiter herausfanden, kann in Versuchen an den Fliegen eine Funktion von Neurobeach beim Lernen verdeutlicht werden, denn die Fliegen zeigen charakteristische Lernschwächen, die auf das Fehlen des Proteins zurückzuführen seien.

Die Fliegen zeigten den Ergebnissen zufolge eine Reihe weiterer Auffälligkeiten, die die Entwicklung und die Funktion des Nervensystems betrafen. Die Verteilung dieser Defekte im Gehirn konnten die Wissenschaftler durch einen sogenannten genetischen Rettungsversuch lokalisieren. Hierbei wurde die Funktion des durch Züchtung entzogenen Neurobeach-Gens nur an bestimmten Stellen des Nervensystems zur Verfügung gestellt. Mit diesem Ansatz konnten die Forscher unter anderem zeigen, dass bestimmte Funktionen des Neurobeach-Proteins bei Fliege und Maus identisch sind.

Literatur

Karolien Volders, Sabrina Scholz, Jan R. Slabbaert, Anja C. Nagel, Patrik Verstreken, John W. M. Creemers, Patrick Callaerts und Martin Schwärzel: „DROSOPHILA RUGOSE IS A FUNCTIONAL HOMOLOG OF MAMMALIAN NEUROBEACHIN, AND AFFECTS SYNAPTIC ARCHITECTURE, BRAIN MORPHOLOGY AND ASSOCIATIVE LEARNING“

Weitere Informationen

Dr. Martin Schwärzel, Freie Universität Berlin, Emmy-Noether- Nachwuchsgruppe „Biologische Gedächtnissysteme“, Telefon: 030 / 838-57296, E-Mail: martin.schwaerzel@fu-berlin.de

Im Internet

www.bcp.fu-berlin.de/biologie/arbeitsgruppen/genetik/ag_schwaerzel/index.html