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Muss sich die Kanzlerin vor schlechtem Wetter fürchten?

Studie der Freien Universität Berlin: Wetterlage beeinflusst Meinungsumfragen

Nr. 279/2011 vom 09.09.2011

Sonnenschein und Regen beeinflussen einer Studie der Freien Universität Berlin zufolge die politische Stimmung in Meinungsumfragen. Wie die Soziologen Michael Mutz und Sylvia Kämpfer vom Institut für Soziologie herausfanden, sind die Menschen an sonnigen Tagen zufriedener mit der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung ihres Landes als an Regentagen. Die Ergebnisse wurden in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift für Soziologie veröffentlicht.

Die Forscher verknüpften für ihre Studie Bevölkerungsumfragen mit lokalspezifischen Informationen über das Wetter am Erhebungstag. Sie zogen bei der Umfrage drei Standardindikatoren der politischen Umfrageforschung heran, um die Effekte des Wetters zu überprüfen: die Einschätzung der Arbeit der Bundesregierung, die Zufriedenheit mit dem Zustand der Demokratie in Deutschland und die Beurteilung der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung. Das Ergebnis: An besonders sonnigen Befragungstagen bewerten die Bürgerinnen und Bürger die Regierungsarbeit positiver als bei schlechtem Wetter, sie sind zufriedener mit dem Zustand der Demokratie, und sie blicken mit größerem Optimismus auf die wirtschaftliche Entwicklung.

Repräsentative Meinungsumfragen zu politischen Themen sind ein beliebtes Mittel, um die politische Stimmung in der Bevölkerung zu messen. Die Ergebnisse solcher Umfragen geben in der Regel genaue Anhaltspunkte, wie die Bevölkerung zu aktuellen politischen Themen steht, welche Politiker sie schätzt oder welche Partei sie unterstützt. Das Wetter zählt dabei zu den Faktoren, die diese Umfrageergebnisse ein Stück weit verzerren können, wie die Soziologen Mutz und Kämpfer herausfanden. Das Wetter verzerrt den Ergebnissen zufolge insbesondere dann das Antwortverhalten der Personen, wenn die Wetterlage besonders schön oder besonders schlecht ist.

Die Erklärung dafür sei einfach, betonten die Wissenschaftler: Das Wetter könne die Stimmung und Gefühlslage verändern. Es beeinflusse vor allem die Ausschüttung von Serotonin im Gehirn, einem „Glückshormon“, das in gute Laune versetzt. Daher seien die Menschen an sonnigen Tagen besser gestimmt als an trüben und regnerischen Tagen. Diese positive Gestimmtheit wirke sich wiederum auf das Antwortverhalten in Befragungssituationen aus. Zum einen führe gute Laune zu einer vermehrten Wahrnehmung und Erinnerung von positiven Aspekten eines Themas. Zum anderen benutzten Menschen insbesondere bei komplexen Fragen häufig ihre aktuelle Stimmung als Information, an der sie ihre Bewertungen und Einschätzungen orientierten, erläuterten die Wissenschaftler. Dies betreffe vor allem Befragte, die noch keine festgelegte Meinung zu einem politischen Thema besäßen. Auf diese Weise werde die Beurteilung der politischen Landschaft positiv oder negativ verzerrt.

Weitere Informationen

Michael Mutz, Sylvia Kämpfer, Institut für Soziologie der Freien Universität Berlin,
Telefon: 030 / 838-57646; E-Mail-Adressen: michael.mutz@fu-berlin.de,
sylvia.kaempfer@fu-berlin.de

Im Internet

Der Originalbeitrag aus der Zeitschrift für Soziologie steht im Internet frei zugänglich zur Verfügung:

www.zfs-online.org/index.php/zfs/article/viewFile/3076/2613