Studie zu Berichterstattung über Terroranschläge
Vergleich von fünf Fernsehsendern aus unterschiedlichen Ländern und Weltregionen
Nr. 257/2011 vom 10.08.2011
Soziologen der Freien Universität Berlin haben eine Studie erarbeitet, in der sie die Terror-Berichterstattung der Fernsehsender CNN, BBC, ARD, RTL und Al Jazeera vergleichen. Die Sender verwenden der Untersuchung zufolge ähnliche Formate bei der Präsentation ihrer Nachrichten, greifen auf vergleichbare Bilder der Opfer und Täter zurück und sind sich einig in der Bewertung der Illegitimität von Terrorismus. Allerdings zeigten sich auch Unterschiede: So lasse der arabische Sender Al Jazeera im Vergleich zu den westlichen Medien der Darstellung der politischen Ziele der Täter mehr Raum. Den Terroristen werde auch eher ein individuelles Profil verliehen, etwa durch die Darstellung ihres familiären Hintergrunds. Zudem würden die Außenpolitik der USA und ihrer Alliierten im Irak und in Afghanistan negativer dargestellt und Verbindungen zum israelisch-palästinensischen Konflikt gezogen.
Die Ähnlichkeit in der Berichterstattung sei Ausdruck einer globalen Standardisierung der medialen Darstellung von Terrorismus. Neben einer von allen Sendern geteilten globalen Medienkultur fänden sich aber auch Unterschiede zwischen den westlichen Medien und dem arabischen Sender: Die Terroranschläge würden auf AL Jazeera zwar nicht gerechtfertigt, aber die Erwähnung von Ereignissen, die ursächlich für die Entstehung von Terrorismus sein können und selbst als illegitim interpretiert werden, relativiere in gewisser Weise das von Terroristen begangene Unrecht.
Die Studie der Wissenschaftler Jürgen Gerhards, Mike S. Schäfer, Ishtar Al Jabiri und Juliane Seifert ist aus einem Projekt des Exzellenzclusters „Languages of Emotion“ entstanden und erscheint am 25. August im Verlag für Sozialwissenschaft.
Weitere Informationen
Literatur
Jürgen Gerhards, Mike S. Schäfer, Ishtar Al Jabiri & Juliane Seifert: Terrorismus im Fernsehen. Formate, Inhalte und Emotionsdarstellungen bei CNN, Al Jazeera, BBC, ARD und RTL. Wiesbaden 2011: Verlag für Sozialwissenschaft.