Ehrung für Jürgen Fuchs
Platz in Dahlem in Gedenken an den Schriftsteller und DDR-Bürgerrechtler umbenannt
Nr. 129/2011 vom 09.05.2011
Zu Ehren des Schriftstellers und DDR-Bürgerrechtlers Jürgen Fuchs (1950–1999) ist am Montag in Berlin-Dahlem ein Platz umbenannt worden. Auf Beschluss des Bezirksparlaments von Steglitz-Zehlendorf trägt der Platz an der Königin-Luise-Straße / Ecke Arnimallee in unmittelbarer Nähe der Freien Universität Berlin künftig den Namen des Regimekritikers. Es werde ein Bürger geehrt, der sich in Ost und West mit ganzem Herzen für die Idee der Freiheit engagiert hat, hieß es.
Der Schriftsteller Jürgen Fuchs entwickelte sich Anfang der siebziger Jahre vom SED-Mitglied zum Regimekritiker. Nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns wurde er wegen seiner öffentlichen Kritik an dieser Maßnahme festgenommen und im Gefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in Berlin-Hohenschönhausen inhaftiert. Neun Monate später wurde er nach unzähligen Vernehmungen aus der DDR zwangsausbürgert.
Bereits kurze Zeit nach seiner Ankunft in West-Berlin engagierte sich Jürgen Fuchs gemeinsam mit anderen Intellektuellen, Studierenden und Beschäftigten der Freien und Technischen Universität für politisch Verfolgte in der DDR und anderen Ostblockstaaten.
Das Ministerium für Staatssicherheit verfolgte Fuchs und seine Familie auch in West-Berlin. Ein damals an der Freien Universität beschäftigter DDR-Forscher beteiligte sich als Inoffizieller Mitarbeiter (IM „Rosenow“) des MfS an „Zersetzungsmaßnahmen“ gegen den SED-Gegner. Jürgen Fuchs und seine Familie wurden im Alltag durch zahlreiche Stasi-Maßnahmen drangsaliert.
Nach dem Sturz des SED-Regimes beteiligte sich Jürgen Fuchs an der historischen Aufklärung der Herrschafts- und Unterdrückungsmethoden im SED-Staat. Sein Rat begleitete über viele Jahre die Arbeit des Forschungsverbundes SED-Staat der Freien Universität Berlin, als Zeitzeuge berichtete er in Lehrveranstaltungen des Otto-Suhr-Instituts den Studierenden über seine Erfahrungen in der DDR, aber auch über die Ablehnung, die ihm vor 1989 im Westen wegen seine Kritik an den Verhältnissen in Osteuropa entgegenschlug.