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Freie Universität Berlin sehr gut im Rennen

Neue Anträge auf Exzellenzcluster und Graduiertenschulen

Nr. 58/2011 vom 02.03.2011

Die Freie Universität Berlin hat in der Vorentscheidung der dritten Staffel der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder sehr gut abgeschnitten. Wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Wissenschaftsrat (WR) nach einer gemeinsamen Sitzung in Bonn mitteilten, erreichten ein Antrag auf einen Exzellenzcluster und zwei auf eine Graduiertenschule, die unter Federführung oder mit Beteiligung der Freien Universität erarbeitet wurden, die letzte und entscheidende Stufe des Wettbewerbs. Sie wurden aus 98 Skizzen für Graduiertenschulen und 107 Entwürfen für Exzellenzcluster ausgewählt, die 65 Hochschulen aus dem ganzen Bundesgebiet eingereicht hatten.

Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wurden aufgefordert, bis zum 1. September einen Vollantrag für die Projekte zu stellen. Bis zu diesem Zeitpunkt werden auch für die neun in den Jahren 2006 und 2007 in dem Wettbewerb bewilligten Cluster und Graduiertenschulen sowie für das 2007 erfolgreiche Zukunftskonzept der Freien Universität „Internationale Netzwerkuniversität“ Anträge auf eine Fortsetzung der Förderung gestellt. Über diese Projekte wurde heute nicht entschieden; die endgültige Entscheidung über die geförderten Exzellenzcluster, Graduiertenschulen und Zukunftskonzepte und damit über die künftigen Universitäten mit Exzellenzstatus fällt am 15. Juni 2012.

Eine positive Zwischenentscheidung trafen DFG und WR für den neu beantragten Exzellenzcluster:

  • Exzellenzcluster GenoRare – Medical Genomics of Rare Disease, einem Projekt der Charité – Universitätsmedizin Berlin, der gemeinsamen medizinischen Faktultät von Humboldt-Universität zu Berlin und Freier Universität Berlin, bei dem seltene Krankheiten erforscht werden sollen.

Ebenfalls eine Runde weiter sind nach der Entscheidung von DFG und WR diese Anträge auf Graduiertenschulen:

  • Graduiertenschule Ostasienstudien, in der der tiefgreifende Wandel einer Region in den Blick genommen werden soll.
  • Graduiertenschule BSIO – Berlin School of Integrative Oncology, einem Projekt der Charité – Universitätsmedizin Berlin, der gemeinsamen medizinischen Faktultät von Humboldt-Universität zu Berlin und Freier Universität Berlin, in dem Strategien gegen Krebs erforscht werden.

Der Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Peter-André Alt, zeigte sich erfreut. Die Vorentscheidung der Gemeinsamen Kommission unterstreiche die außerordentliche Vielfalt der Stärken der Freien Universität Berlin. Die Umsetzung des 2007 im Exzellenz-Wettbewerb erfolgreichen Zukunftskonzepts der Freien Universität Berlin habe ideale Bedingungen für neue transdisziplinäre Vorhaben geschaffen. Er fügte hinzu, die Freie Universität habe bereits im Rahmen der Exzellenz-Initiative 2006 und 2007 die meisten Antragserfolge unter allen deutschen Hochschulen errungen. „Sie betreibt bereits zwei eigene Großprojekte - Cluster - und vier Graduiertenschulen; sie ist ferner an zwei Clustern und mehreren Graduiertenschulen beteiligt. Wir freuen uns über die neuen Anträge, die heute die wichtige erste Hürde genommen haben, und hoffen, dass auch die Weiterführung des Zukunftskonzepts und der anderen schon bestehenden Projekte gelingt.“

EXZELLENZCLUSTER

Exzellenzcluster GenoRare – Medical Genomics of Rare Disease
Berliner Konsortium zur Erforschung Seltener Erkrankungen

Seltene Erkrankungen sind paradoxerweise häufig. Eine Erkrankung gilt dann als selten, wenn sie bei weniger als einem von 2000 Menschen vorkommt. Da dies aber für sehr viele der bekannten Krankheiten gilt, gibt es sehr viele Betroffene: In Deutschland leiden allein vier Millionen Menschen an einer seltenen Erkrankung, in der Europäischen Union sind es etwa 30 Millionen. So gibt es beispielsweise mehr als 300 verschiedene Formen von Kleinwuchs, die jeweils unterschiedliche Ursachen haben und daher auch unterschiedlich behandelt werden müssen. Seltene Erkrankungen führen in der Medizin immer noch ein Schattendasein. In der allgemeinen Versorgung galt ebenso wie in der Wissenschaft bisher immer: Nur das Häufige ist relevant. Jetzt will ein Zusammenschluss von Berliner Wissenschaftlern diese „Waisenkinder der Medizin“ stärker in den Mittelpunkt der Forschung rücken.

Über die einzelnen seltenen Krankheiten ist meistens wenig bekannt. Aus diesem Grund dauert es häufig sehr lange, bis die richtige Diagnose gefunden ist und passende Therapien gibt es nur für sehr wenige Erkrankungen. Die große Mehrzahl der seltenen Erkrankungen hat eine genetische Ursache. Hier wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Exzellenzclusters GenoRare ansetzen. In den vergangenen Jahren sind Verfahren entwickelt worden, mit denen die Analyse unseres Genoms auf eine völlig neue Ebene gehoben wurde. Die Sequenzierung eines kompletten Genoms als Routineverfahren ist in greifbare Nähe gerückt. Der Wissenschaftsstandort Berlin hat sich über die vergangenen Jahre als ein Zentrum für diese neuen Formen der Genomanalyse etabliert. GenoRare plant, diese Expertise zu bündeln und in direkten Nutzen für den Patienten umzusetzen. Ziel ist es dabei die Veränderungen zu identifizieren, die im jeweiligen Patienten die Ursache für seine seltene Erkrankung sind. Diese Ursachenforschung ist zum einen Voraussetzung für eine korrekte Diagnose und ermöglicht zum anderen die Entwicklung von zielgerichteten neuen Therapieformen. Um diese Ziele umsetzen zu können besteht das Konsortium aus einem interdisziplinären Team von Experten aus den Gebieten der klinischen Medizin, der Genetik, der Bioinformatik und Systembiologie, sowie der Pharmazie. Beteiligt sind die Charité, die Humboldt Universität zu Berlin und die Freie Universität Berlin, sowie das Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik, das Max-Delbrück-Zentrum für Molekulare Medizin, das Berliner Institut für SystemBiologie und das Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie.

Sprecher der Initiative ist Prof. Dr. Stefan Mundlos, Direktor des Instituts für Medizinische Genetik und Humangenetik sowie Arbeitsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik.

Kontakt:
Prof. Dr. med. Stefan Mundlos
Institute for Medical Genetics, Charité - Universitätsmedizin Berlin
Max Planck Institute for Molecular Genetics, Berlin
Telefon: 030 / 2846-0601
E-Mail: stefan.mundlos@charite.de

GRADUIERTENSCHULEN

Graduate School of East Asien Studies
Tiefgreifenden Wandel einer Region in den Blick nehmen

In Ostasien vollzieht sich zurzeit ein tiefgreifender politischer, gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und kultureller Wandel, der in der Geschichte der Region ohne Beispiel ist. Die Freie Universität Berlin will diesen Veränderungen durch die Einrichtung einer Graduiertenschule für Ostasienstudien Rechnung tragen. Die Graduiertenschule, die auf eine Integration der Regionalwissenschaften mit den relevanten Fachdisziplinen, insbesondere Sozialwissenschaften abzielt, soll die Weiterentwicklung der Ostasienwissenschaften in Deutschland und Europa vorantreiben und das Wissen über diese wichtige Weltregion erweitern. Dazu soll eine hervorragende Ausbildung in den ostasienbezogenen Fächern (Japanologie, Koreastudien, Sinologie) einhergehen mit der Vermittlung einer breiten regionalen Expertise wie auch fundierter methodologischer Kenntnisse in relevanten Disziplinen wie den Geschichts- und Politikwissenschaften, den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sowie der Ethnologie und den Kulturwissenschaften. Einen wichtigen Bestandteil des Programms bildet ferner eine intensive Ausbildungsphase in Ostasien. Die Graduiertenschule stützt sich dabei auf bestehende Netzwerke zwischen der Freien Universität Berlin und den wichtigsten Universitäten und Forschungseinrichtungen in Ostasien, sowie den bedeutendsten ostasienbezogenen Institutionen in Europa und den USA. Durch eine enge Kooperationen mit lokalen, regionalen und internationalen Partnern in Forschung, Wirtschaft, Politik und Kultur bietet die Graduiertenschule den Promovierenden nicht nur eine intensive Betreuung ihrer individuellen Dissertationsprojekte und eine internationale, breit gefächerte, methodisch anspruchsvolle Ausbildung. Sie wird darüber hinaus auch den wissenschaftlichen Dialog zwischen deutschen, europäischen, amerikanischen und asiatischen Doktoranden und Wissenschaftlern vertiefen sowie den Dialog zwischen einzelnen Feldern der Ostasienwissenschaften sowie zwischen den Regionalwissenschaften und den Fachdisziplinen vertiefen. Sprecherin der Graduiertenschule ist die Japanologie-Professorin Verena Blechinger-Talcott, Co-Sprecher sind die Koreastudien-Professorin Eun-Jeung Lee und der Sinologie-Professor Klaus Mühlhahn.

Kontakt:
Prof. Dr. Verena Blechinger-Talcott
Japanese Studies, Freie Universität Berlin
Telefon: 030 / 838-57104
E-Mail: vblechin@zedat.fu-berlin.de

Graduiertenschule BSIO – Berlin School of Integrative Oncology: Strategien gegen Krebs

Mit rund 1,45 Millionen bereits erkrankten Menschen und weiteren 450.000 neuen Diagnosen pro Jahr stellt Krebs in Deutschland eine medizinische wie gesellschaftliche Kardinal-Herausforderung dar. Die Erforschung von Krebserkrankungen, ihrer molekularen Grundlagen und neuer Therapiemöglichkeiten bildet daher einen herausragenden Forschungsschwerpunkt der Charité - Universitätsmedizin Berlin, der gemeinsamen medizinischen Fakultät der Freien Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin.

Unter der Federführung von Professor Clemens Schmitt, Direktor des Molekularen Krebsforschungszentrums und leitender hämatologisch-onkologischer Oberarzt an der Charité, beantragt die Charité zusammen mit der Humboldt-Universität, der Freien Universität, und den außeruniversitären Partner-Instituten Max-Planck-Institut für molekulare Genetik, Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie und dem Max-Delbrück-Zentrum für molekulare Medizin die Einrichtung der Graduiertenschule „Berlin School of Integrative Oncology (BSIO – Berliner Graduiertenschule für Integrative Onkologie)“.

In der BSIO-Planungsgruppe arbeiten 25 Forscherinnen und Forscher aus den Bereichen der Hämatologie, Onkologie, Genetik, Biochemie, Chirurgie, Radiologie, Informatik sowie der Sozial- und Geisteswissenschaften gemeinsam daran, in einer besonders eng verzahnten Weise angehende Molekularonkologen und junge krebsforschungsinteressierte Ärzte auszubilden. Durch diese interdisziplinäre Herangehensweise können die Doktoranden der Graduiertenschule mit dem nötigen Wissen und „Handwerkszeug ausgestattet werden, um neuartige Verfahren zur Entdeckung von Krebs zu erarbeiten und zukunftsweisende Therapiestrategien gegen die Krankheit zu entwickeln. Durch den engen Dialog zwischen biowissenschaftlicher Forschung und klinischer Anwendung kann nicht nur die Therapieentwicklung für Patienten beschleunigt werden, sondern wird umgekehrt erreicht, dass sich die experimentelle Laborforschung den wirklich drängendsten Problemen der klinischen Krebsbehandlung mit größter Priorität widmet.

Solch ein umfassendes Ausbildungskonzept für herausragende Nachwuchswissenschaftler von Beginn ihrer Forscherkarriere an bildet die Basis einer interdisziplinär ausgerichteten Forschung, die in der Lage ist, sich der Herausforderung „Krebs“ zu stellen und effektive Strategien zu ihrer Bewältigung so rasch wie möglich zu entwickeln.

Kontakt:
Prof. Dr. Clemens A. Schmitt
Charité - Universitätsmedizin Berlin, MKFZ – Molekulares, Krebsforschungszentrum
Telefon: 030 / 450553896
E-Mail: clemens.schmitt@charite.de

FORTSETZUNGSANTRÄGE

Die Fortsetzungsanträge werden für das seit 2007 geförderte Zukunftskonzept Internationale Netzwerkuniversität gestellt sowie die folgenden, 2006 und 2007 bewilligten Exzellenzcluster und Graduiertenschulen:

EXZELLENZCLUSTER:

Im 2007  bewilligten Exzellenzcluster Topoi. The Formation and Transformation of Space and Knowledge in Ancient Civilizations, einem gemeinsamen Projekte der Freien Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin, werden die Beziehungen zwischen Raum und Wissen in den Zivilisationen des Vorderen Orients, des Mittelmeerraums und des Schwarzmeerraums vom 6. Jahrtausend v. Chr. bis etwa 500 n. Chr. erforscht. Im ebenfalls 2007 bewilligten Exzellenzcluster Languages of Emotion erforschen Wissenschaftler verschiedener Disziplinen die Sprache der Gefühle. Im 2007 bewilligten Exzellencluster NeuroCure – Towards a better outcome of neurological disorder der Charité – Universitätsmedizin Berlin wird neurowissenschaftliche Grundlagenforschung und klinische Anwendung eng vernetzt betrieben, um neue Erkenntnisse zur Funktion des Nervensystems und dessen Erkrankungen rasch in effektive Therapien übertragen zu können. Im 2007 bewilligten Exzellenzcluster Unifying Concepts in Catalysis der Technischen Universität Berlin erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das volkswirtschaftlich wichtige Gebiet der Katalyse. An dem Projekt ist die Freie Universität Berlin beteiligt.

GRADUIERTENSCHULEN

In der 2007 bewilligten Friedrich Schlegel Graduate School of Literary Studies werden die Kompetenzen von hoch qualifizierten Nachwuchskräften im Text-, Kultur- und Medienvergleich gefördert. Sie ist die einzige literaturwissenschaftliche Graduiertenschule Deutschlands, die in der Ex¬zellenzinitiative erfolgreich war. In der 2007 bewilligten Graduiertenschule Muslim Cultures and Societies: Unity and Diversity werden Nachwuchswissenschaftlern Kenntnisse darüber vermittelt, wie der Islam Kultur, Recht und Politik der Gesellschaften prägt, die als „muslimisch“ oder „islamisch geprägt“ bezeichnet werden. Die Graduiertenschule Berlin-Brandenburg School for Regenerative Therapies der Charité – Universitätsmedizin Berlin vermittelt Wissen über Möglichkeiten einer gesteuerten Differenzierung von Zellen mit dem Ziel, die endogene Gewebe-Regeneration für die Behandlung akuter und chronischer Erkrankungen zu stimulieren. An der 2006 bewilligten Graduate School of North American Studies erforschen Promovenden den gesellschaftlichen, ökonomischen und kulturellen Wandel der nordamerikanischen Gesellschaften. Die 2006 bewilligte Berlin Mathematical School, ein Gemeinschaftsprojekt der Freien Universität Berlin, der Technischen Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin, bietet Nachwuchswissenschaftlern die Möglichkeit einer Promotion im Fach Mathematik.

Weitere Informationen

Goran Krstin, Pressesprecher des Präsidenten der Freien Universität Berlin
Telefon: 030 / 838-73106
E-Mail: goran.krstin@fu-berlin.de

Im Internet

www.excellence-fu.de