„Dies ist kein Spiel. Der Klimawandel ist real.“
Mohamed Nasheed, Präsident der Republik Malediven, rief bei seinem Besuch an der Freien Universität zu einem entschiedenen Kampf gegen den Klimawandel auf
Nr. 56/2010 vom 12.03.2010
„Wir haben keine Zeit mehr: Es geht um unsere Existenz“, sagte der Regierungschef des am niedrigsten gelegenen Staates der Welt. Hunderttausende Malediver bräuchten eine neue Heimat, wenn der Anstieg des Meeresspiegels die Inseln des Archipels im Indischen Ozean unbewohnbar mache. Aber selbstverständlich wolle niemand seine Heimat verlassen.
Mohamed Nasheed bedauerte das scheinbare Desinteresse, die Untätigkeit und schiere Skepsis, die Politik und Öffentlichkeit der Bedrohung durch den Klimawandel entgegenbrächten. Nasheed lud in seinem Vortrag dazu ein, sich von der dramatischen Situation in dem Urlaubsparadies Malediven selbst ein Bild zu machen: „Kommen Sie und sehen Sie selbst, wie es ist, nur wenige Fuß über dem Meeresspiegel zu leben. Kommen Sie und sehen Sie, wie die Küste mehr und mehr verschwindet, wie die Korallenriffe ausbleichen. Und wenn Sie das alles gesehen haben, dann schauen Sie uns in die Augen und sagen, dass es keinen Klimawandel gibt.“
Nasheed zeigte sich enttäuscht über die Ergebnisse des UN-Klimagipfels im vergangenen Dezember in Kopenhagen und betonte die Dringlichkeit konkreter Handlungen statt langer ineffektiver Diskussionen. Es sei absurd, dass man sich ausführlicher mit den Verhandlungsprozessen als mit konkreten Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels beschäftige. Er richtete seinen Appell an die deutsche Bevölkerung und die politischen Entscheidungsträger: „Seien Sie mutiger, gehen Sie auf die Straße! Denn Regierungen agieren nur, wenn die Bevölkerung es vehement verlangt.“ Die Diskussionen zum Klimawandel seien bisher maßgeblich von politischen und wirtschaftlichen Interessen geleitet, daher hätten Wissenschaft und Forschung eine besonders wichtige Rolle: „Hier werden wissenschaftlich untermauerte Fakten geschaffen, die wir nicht weiter ignorieren können.“ Dr. Kirsten Jörgensen von der Forschungsstelle für Umweltpolitik der Freien Universität wies auf aktuelle Projekte hin, in denen sich Wissenschaftler der Freien Universität mit dem Klimawandel auseinandersetzten.
Mohamed Nasheed ist der erste demokratisch gewählte Präsident der Malediven. Der aus rund 1200 Inseln bestehende Staat ist wegen des steigenden Meeresspiegels vom Untergang bedroht. Nasheed hatte im Oktober 2009 durch den auf dem Meeresboden verabschiedeten Aufruf seines Kabinetts zur Reduzierung des umweltschädlichen Kohlendioxid-Ausstoßes auf die Situation des Inselstaates auf-merksam gemacht. Als Oppositioneller kämpfte er mit friedlichen Mitteln gegen das Regime von Maumoon Abdul Gayoom, der den Inselstaat 30 Jahre autoritär regierte. Für sein politisches Engagement wurde Nasheed verfolgt und mehrfach inhaftiert. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erklärte Nasheed 1991 für seinen gewaltlosen Widerstand zum „prisoner of conscience“. Nach der erfolgreichen Gründung der Maldivian Democratic Party im Jahr 2005 wurde er 2008 zum Präsidenten seines Landes gewählt. Für sein politisches Engagement sowie seinen Einsatz im Kampf gegen den Klimawandel wurde Nasheed mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. 2009 erhielt er den Anna-Lindh-Preis für herausragenden Einsatz für Menschenrechte, Demokratie und Umweltschutz. Im September des vergangen Jahres erklärte ihn das Time Magazine zum „Hero of the Environment“. Nasheed hat sich an die Spitze der Klimaschutzkämpfer der sogenannten Entwicklungs- und Schwellenländer gesetzt.
Nähere Informationen:
- Kommunikations- und Informationsstelle der Freien Universität Berlin,
Telefon: 030 / 838-73191, E-Mail: kommunikationsstelle@fu-berlin.de - Dr. Kirsten Jörgensen, Forschungsstelle für Umweltpolitik der Freien Universität Berlin,
Telefon: 030 / 838-55097, E-Mail: kirstenj@zedat.fu-berlin.de
Der gesamte Vortrag ist als Videobeitrag im Online-Magazin campus.leben der Freien Universität verfügbar.