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Ideentransfer zwischen Ost und West

Vorhaben wurde aus knapp 1600 Anträgen ausgewählt

Nr. 357/2009 vom 09.12.2009

Prof. Dr. Regine Hengge vom Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie der Freien Universität Berlin wird für ihr Projekt zur Erforschung der Entstehung bakterieller Biofilme durch den Europäischen Forschungsrat (ERC) gefördert. Das Vorhaben wird in der Kategorie „Advanced Investigator Grant“ gefördert. Die Fördersumme beläuft sich auf bis zu zwei Millionen Euro. Das Projekt „Cyclic-di-GMP: New Concepts in Second Messenger Signaling and Bacterial Biofilm Formation“ soll zu einem umfassenden Verständnis der Biofilme führen, die aufgrund ihrer Antibiotikaresistenz schwerwiegende Komplikationen bei Infektionskrankheiten verursachen und durch den Bewuchs verschiedenster Oberflächen große technische Probleme auslösen. Das Vorhaben wurde aus 1584 Anträgen und als einer von 513 Anträgen in den Lebenswissenschaften ausgewählt.

Die Förderung erstreckt sich über einen Zeitraum von fünf Jahren. Mit den Mitteln soll die Arbeits-gruppe von Professorin Hengge um mehrere Postdoktoranden und Doktoranden erweitert werden. Ferner sollen der Ausbau der internationalen Zusammenarbeiten finanziert und Laborgeräte erwor-ben werden. Die Mittel fließen zudem in die Organisation zweier internationaler Konferenzen zum Thema Biofilm an der Freien Universität. Im Fokus der wissenschaftlichen Arbeit stehen die molekulargenetischen Kontrollmechanismen sowie die Verarbeitung diverser Umweltsignale, die zusammen Entstehung, Architektur und Eigenschaften von Biofilmen des Modellorganismus und wichtigen Krankheitserregers Escherichia coli bestimmen.

In der Medizin spielen Biofilme eine unheilvolle Rolle, da die darin enthaltenen Bakterien resistent gegen Antibiotika und die Angriffe des Immunsystems werden. Sie können zu chronischen Infekti-onen führen und alle Arten von Kathetern besiedeln. In der Mundhöhle sind Biofilme unter anderem verantwortlich für die Entwicklung von Karies und Parodonthose.

Biofilme können zudem erhebliche technische Probleme verursachen, da Bakterien überall auf Oberflächen wachsen, die sich in dauerhaft feuchter oder in wässriger Umgebung befinden. Betroffen sind beispielsweise alle Arten von Wasserleitungssysteme und Schiffsrümpfe. Biofilme führen so zum Verstopfen von Röhren, zu Korrosion und damit zu Schäden in Millionenhöhe; sie können auch Kläranlagen zum Umkippen bringen. Begegnet wird diesen Problemen unter anderem durch teure, nicht sehr dauerhafte Reinigungsarbeiten sowie durch Anstriche mit giftigen schwermetallhaltigen Farben oder Lacken. Vom besseren Verständnis der molekularen Mechanismen, durch die Biofilme entstehen, erhofft sich Professorin Hengge die Möglichkeit, Wirkstoffe zu entwickeln, die die Biofilmbildung  im medizinischen und technischen Bereich verhindern können.

Regine Hengge, geboren 1956 und Mutter zweier Kinder, studierte und promovierte an der Universität Konstanz. Nach ihrer Postdoktorandenzeit an der Princeton University kehrte sie zur Habilitation nach Konstanz zurück. Seit 1998 forscht und lehrt sie am Institut für Biologie der Freien Universität. Sie erhielt eine Reihe von Wissenschaftspreisen, darunter den Landesforschungspreis Baden-Württemberg (1996) und den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis (1998). Regine Hengge ist gewähltes Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und der European Molecular Biology Organisation (EMBO). Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören molekulare Signaltransduktions- und Regulationsmechanismen in Bakterien, insbesondere bei bakteriellen Stressreaktionen und Biofilmbildung, sowie die Systembiologie komplexer regulatorischer Netzwerke.

Im „Advanced Investigator Grant“-Programm des Europäischen Forschungsrates werden bereits etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an EU-Forschungseinrichtungen unterstützt, um herausragende und innovative Forschungsprojekte der Grundlagenforschung zu verwirklichen. Dafür stehen dem ERC in dieser Ausschreibungsrunde bis zu 490 Millionen Euro zur Verfügung.

Weitere Informationen

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Prof. Dr. Regine Hengge, Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie,
Telefon: 030 /838-53119, E-Mail: rhenggea@zedat.fu-berlin.de