Ulrich Peltzer erhält den Berliner Literaturpreis 2008 und die Heiner-Müller-Gastprofessur an der Freien Universität Berlin
Jury: „Peltzer erzählt präzise beobachtete und prägnante Metropolen-Geschichten“
Nr. 76/2008 vom 27.03.2008
Der mit 30.000 Euro dotierte Berliner Literaturpreis der Stiftung Preußische Seehandlung ist in diesem Jahr dem Schriftsteller Ulrich Peltzer zugesprochen worden. Der Autor hat die Auszeichnung und die damit verbundene Berufung der Freien Universität Berlin auf die „Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik“ an der Freien Universität Berlin für das Sommersemester 2008 angenommen.
Der 1956 geborene Ulrich Peltzer lebt seit 1975 in Berlin. Nach dem Philosophie- und Psychologie-Studium folgten längere Arbeitsaufenthalte in Süditalien und den USA. Das literarische Werk des Autors, im Ammann-Verlag erschienen, ist mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt worden. Darunter sind der Niederrheinische Literaturpreis (2001), der Bremer Literaturpreis (2003) und der Förderpreis zum Kunstpreis Berlin 2008. Bereits nach seiner zweiten Romanveröffentlichung, im Jahr 1996, wurde dem damals Dreißigjährigen der Berliner Literaturpreis ein erstes Mal zuerkannt.
Die Jury des Berliner Literaturpreises – Sigrid Löffler, Ulrich Janetzki, Ulrich Khuon, Gert Mattenklott und Norbert Miller – hat ihre Entscheidung so begründet: „Der Berliner Literaturpreis 2008 wird Ulrich Peltzer zuerkannt, dem gebürtigen Krefelder, der seit fast dreißig Jahren als freier Schriftsteller in Berlin lebt und arbeitet und sich mit einem schmalen Werk, das nur fünf Prosatexte in zwei Jahrzehnten umfasst, großes Ansehen erschrieben hat. Peltzer erzählt präzise beobachtete und prägnante Metropolen-Geschichten aus dem prekären Milieu postakademischer Bildungs- und Medienarbeiter, die ihre Selbst- und Wirklichkeitserfahrung zu behaupten suchen – angesichts der Allgegenwart simulierter Medienrealitäten und trotz der Undurchsichtigkeit heutiger Kommunikationsstrukturen.
Vor allem in seinem jüngsten Werk, dem Berlin-Roman «Teil der Lösung», fragt Peltzer nach der Beschaffenheit des öffentlichen Raums und nach den Möglichkeiten politischen Protests gegen den sich total vernetzenden Überwachungsstaat und erkundet Spielarten individual-anarchischen Widerstands gegen die Machtlosigkeit des Individuums. In den verfließenden und sich vermischenden intellektuellen Milieus, die in seinen Großstadt-Romanen exponiert werden, macht Peltzer Urbanität facettenreich fassbar, indem er das gleichermaßen Komplexe wie Transitorische der Welt- und Selbstwahrnehmung immer wieder neu auslotet.“
Der Berliner Literaturpreis zeichnet Schriftsteller/innen aus, die mit ihrem literarischen Werk einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur geleistet haben. Seit 2005 bietet der Preis mit der „Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik“ am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin den Preisträgern zugleich ein Forum für die Textarbeit mit literaturinteressierten Studierenden aller Berliner Universitäten und Hochschulen. Bisherige Preisträger und Dozenten nach diesem neuen Vergabekonzept sind Herta Müller, Durs Grünbein und Ilija Trojanow.
Den Preis an Ulrich Peltzer verleiht der Regierende Bürgermeister von Berlin und Ratsvorsitzende der Stiftung Preußische Seehandlung, Klaus Wowereit, im April 2008.
Weitere Informationen
Nähere Informationen erteilen Ihnen gern:
Christa Müller, Stiftung Preußische Seehandlung, Tel.: 030 - 303 087 92
Christa Beckmann, Freie Universität Berlin, Tel.: 030 - 838 731 82