Schüler in Nordrhein-Westfalen wissen wenig über die DDR und die deutsche Teilungsgeschichte
Wissenschaftler der Freien Universität präsentieren weitere Ergebnisse einer Befragung
Nr. 277/2007 vom 22.11.2007
Schüler in Nordrhein-Westfalen wissen wenig über die Geschichte der DDR und die deutschen Teilungsgeschichte. Das ist das Ergebnis einer Studie des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität, die in Berlin vorgestellt wurde. Vor zwei Wochen hatten die Wissenschaftler bereits die Kenntnisse Berliner Schüler analysiert. Von den nordrhein-westfälischen Schülern konnten knapp 63 Prozent nur die Hälfte oder weniger der gestellten Wissensfragen korrekt beantworten. Über einen hohen oder sehr hohen Kenntnisstand verfügten nur knapp neun Prozent der befragten Schüler.
Das geringe Wissen über die DDR und die deutsche Teilungsgeschichte ist offenbar Folge einer unzureichenden Behandlung dieser Themen im Schulunterricht. Über 80 Prozent gaben an, in der Schule würde die DDR zu wenig oder überhaupt nicht behandelt.
Zwar sieht eine Mehrheit der befragten Schüler vor allem die politische Seite der DDR kritisch, aber eine beträchtliche Minderheit von etwa jedem dritten Schüler konnte die DDR nicht als Diktatur einordnen, und nur 57 Prozent lehnten die Behauptung ab, „die Stasi war ein Geheimdienst, wie ihn jeder Staat hat“. Darüber hinaus widersprach nicht einmal jeder zweite Schüler der Aussage, „die Regierung der DDR war durch demokratische Wahlen legitimiert“. Als Attraktiv an der DDR empfinden viele Schüler ihre soziale Dimension, ohne jedoch nähere Details zu wissen. Etwa jeder dritte Schüler, sogar knapp 40 Prozent der Gesamtschüler, glaubt, die Wirtschaft könne nur gut funktionieren, wenn der Staat alles plant und lenkt. Zwar stellt sich eine breite Mehrheit der nordrhein-westfälischen Schüler eindeutig auf die Seite der pluralistisch und freiheitlich-demokratisch verfassten Bundesrepublik und bezieht in der Befragung Stellung gegen Unfreiheit und Diktatur in der DDR, aber eine nennenswerte Minderheit neigt zu einer Verklärung der DDR, indem sie die sozialen Aspekte überbetont und die diktatorischen verkennt. Ihnen ist zumeist der Unterschied zwischen Demokratie und Diktatur nicht geläufig.
Weitere Informationen
- Prof. Dr. Klaus Schroeder, Tel.: 030/838-56008, E-Mail: kschroe@zedat.fu-berlin.de
- Monika Deutz-Schroeder, Tel.: 030/838-52091, E-Mail: modeschroe@freenet.de
Die Studie „Das DDR-Bild von Schülern in Nordrhein-Westfalen“ kann gegen eine Schutzgebühr von 15 Euro unter der Telefonnummer 030 / 838-52091 beim Forschungsverbund SED-Staat bestellt werden. Darüber hinaus erhalten Journalisten auf Anfrage eine Kurzzusammenfassung und Schaubilder per E-Mail.