Wiedereröffnung des Henry-Ford-Baus
Tag der offenen Tür am Montag, 16. April, von 11 bis 18 Uhr, mit Festrede von Jürgen Zöllner, Senator für Bildung, Wissenschaft und Forschung in Berlin
Nr. 56/2007 vom 12.04.2007
Mit einem Tag der offenen Tür feiert die Freie Universität Berlin am Montag, dem 16. April 2007, die Wiedereröffnung des Henry-Ford-Baus. Nach knapp zweijähriger Pause wird mit dem Beginn des Sommersemesters der Vorlesungsbetrieb in dem Gebäudekomplex, der unter anderem das Auditorium maximum, vier Hörsäle und drei Konferenzräume beherbergt, wieder aufgenommen. Umfangreiche Sanierungs- und Umbaumaßnahmen wurden ausgeführt; sie lassen die architektonische Perle der Fünfzigerjahre in neuem Glanz erscheinen. Anlässlich der Feierlichkeiten wird Berlins Senator für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Prof. Dr. Jürgen Zöllner, eine Festrede halten. Zeitzeugengespräche und eine Dauerausstellung, die eröffnet wird, erinnern an die bewegte Geschichte der Freien Universität. Neben einem Architekturvortrag über den Henry-Ford-Bau im Kontext der Nachkriegsmoderne finden mehrmals am Tag Führungen durch das Gebäude statt. Besuchern wird Mensaessen aus fünf Jahrzehnten angeboten; es spielt das Swing Dance Orchestra um Andrej Hermlin.
Der Henry-Ford-Bau wurde zwischen 1952 und 1954 nach den Entwürfen des Berliner Architektenduos Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller erbaut. Nach dem Motto „Demokratie als Bauherr“ verkörpert die Architektur des lichtdurchfluteten Gebäudes Freiheit, Offenheit und Transparenz – Werte, für die die Freie Universität seit ihrer Gründung im Dezember 1948 steht. Der Henry-Ford-Bau wurde nach seinem Stifter benannt: Henry Ford II., den auch gebildete Zeitgenossen gerne mit seinem antisemitisch gesonnenen Großvater Henry Ford I. verwechseln, hatte veranlasst, dass die US-amerikanische Ford Foundation die Finanzierung des Gebäudekomplexes mit der Universitätsbibliothek und der Mensa in Höhe von 8,1 Millionen Mark übernahm.
Ein Architekturwettbewerb mit 28 eingereichten Vorschlägen war der Erbauung des Gebäudekomplexes an der Dahlemer Boltzmann-, Gary- und Harnackstraße vorausgegangen. Die Aufgabe bestand unter anderem darin, den Neubau dem Villencharakter und der Landschaft der Umgebung anzupassen. Sobotka und Müller, die beide aus Wien stammten und seit 1927 und 1929 in Berlin lebten, haben einen Bau entworfen, der trotz einer Gesamtfläche von 18.000 Quadratmetern alles andere als einem Monumentalbau gleicht. Durch die vollständige Verglasung der beiden 75 Meter langen Längsseiten des Foyers haben die Architekten eine Leichtigkeit erschaffen, die die eigentliche Masse des Gebäudes fast vollständig aufhebt. Die umgebende Natur durchdringt förmlich die durchsichtige Wandelhalle des Baus und lässt die sich an den Stirnseiten anschließenden Gebäudetrakte als solitäre Bauten erscheinen. In diesen Gebäudetrakten befinden sich das Auditorium maximum, die Hörsäle, die Konferenzräume und die Garderobe.
Mit der großflächigen Verglasung der Eingangshalle haben Müller und Sobotka konstruktive und ästhetische Errungenschaften der zeitgenössischen Architektur umgesetzt. Der Henry-Ford-Bau steht auch wegen der plastischen Formensprache und der Materialwahl, unter anderem Beton, Glas und Naturstein, der Architektur des französischen Künstlers Le Corbusier nahe. Dieser schuf in den 1920er Jahren die Grundlagen für einen neuen Gebäudetypus: Er untergliederte große Gebäudekomplexe mithilfe kubischer Baukörper und lockerte die herkömmliche Stockwerkabfolge durch ineinander übergehende Räume auf. Ein Prinzip, das in der Dessauer Bauhaus-Architektur von Walter Gropius wiederzufinden ist und das Sobotka und Müller auch beim Henry-Ford-Bau angewendet haben, womit sie dem Ideal der Moderne entsprachen.
Die Grundsanierung des Henry-Ford-Baus wurde zunächst bei vollem Lehrbetrieb im Juni 2005 mit dem Baubeginn der äußeren Teile – Fassade, Außenanlagen und Grundleitungserneuerung – begonnen. Ab Februar 2006 erfolgte der Innenausbau. Bei allen Maßnahmen stand die Denkmalpflege im Vordergrund. Zuerst wurde der wilde Baumbewuchs entfernt, damit die beiden markanten Fassaden wieder sichtbar wurden. Auch Fahrradständer, Schranken und Schilder, die im Laufe der vergangenen Jahre um das Gebäude herum platziert worden waren, wurden beseitigt und verlegt. Die Fassade und das Dach wurden saniert, die Heizung umweltgerecht modernisiert, die Bestuhlung der Hörsäle ausgetauscht und die Technik inklusive des Brandschutzes auf den neuesten Stand gebracht. Die Innenarchitektur des Henry-Ford-Baus wurde in seiner ursprünglichen Struktur wiederhergestellt. Gleichzeitig ist ein flexibel bespielbares, modernes Tagungszentrum entstanden. Die Sanierungs- und Umbaumaßnahmen des Henry-Ford-Baus wurden von den Referaten Bauplanung und Baudurchführung der Freien Universität Berlin geplant und betreut.
Die Sanierung des Auditorium maximum, in dem 1.200 Personen Platz finden, wurde durch eine großzügige Spende der Max Kade Foundation New York ermöglicht. Die Freie Universität benennt deshalb das Audimax in „Max-Kade-Auditorium“ um. Die Mittel der Max Kade Foundation und zahlreiche weitere Einzelspenden wurden vom US-amerikanischen Förderkreis Friends of Freie Universität in New York eingeworben.
Im Rahmen der Umbaumaßnahmen ist eine Ausstellungsfläche im Henry-Ford-Bau entstanden, auf der ab dem 16. April die Dauerausstellung „Zukunft von Anfang an“ zu sehen sein wird. Die Schau widmet sich der Geschichte und dem Profil der Freien Universität. Die Ausstellung wird montags bis freitags von 9 bis 20 Uhr geöffnet sein.
Das Programm
11 Uhr |
Feierliche Wiedereröffnung |
12–14 Uhr und 15–17 Uhr |
Mensaessen aus fünf Jahrzehnten |
12–16 Uhr |
Musikalische Zeitreise mit dem Swing Dance Orchestra um Andrej Hermlin |
13–17 Uhr |
Architekturführungen zu jeder vollen Stunde (Treffpunkt: Garderobe) |
12–18 Uhr |
Architektenpräsentation Architektonische Bauwerke der Berliner Nachkriegsarchitektur am Beispiel von Franz Heinrich Sobotka & Gustav Müller sowie Hermann Fehling & Peter Pfankuch |
14 Uhr |
„Der Henry-Ford-Bau im Kontext der Nachkriegsmoderne“ |
14 Uhr |
Programmkino im Max-Kade-Auditorium: „Alma Mater“ |
15 Uhr |
Eröffnung der Dauerausstellung „Zukunft von Anfang an“ |
16 Uhr |
Programmkino im Max-Kade-Auditorium: „Quiller Memorandum“ |
16.30 Uhr |
Zeitzeugengespräch |
Zeit und Ort:
- Montag, 16. April 2007, 11 bis 18 Uhr
- Freie Universität Berlin, Henry-Ford-Bau, Garystraße 35, 14195 Berlin, U-Bhf. Thielplatz (U3)
Weitere Informationen
Ilka Seer, Kommunikations- und Informationsstelle der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-73182, E-Mail: pdw@zedat.fu-berlin.de