Frauenförderpreis der Freien Universität Berlin für Seyran Ateş
Margherita-von-Brentano-Preis 2006 wird am 7. Februar 2007 verliehen
Nr. 6/2007 vom 11.01.2007
Der Margherita-von-Brentano-Preis der Freien Universität wird in diesem Jahr an Seyran Ateş verliehen, Juristin kurdisch-türkischer Herkunft. Gewürdigt wird Seyran Ateş’ Engagement für die Rechte von in Deutschland lebenden Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund. Die Laudatio hält Jutta Limbach, ehemalige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts und derzeitige Präsidentin des Goethe-Instituts sowie Professorin a. D. der Freien Universität Berlin. Der Margherita-von-Brentano-Preis ist mit 11.000 Euro einer der höchstdotierten Frauenförderpreise in Deutschland.
Seyran Ateş wurde 1963 in Istanbul geboren und lebt seit 1969 in Berlin. Sie studierte an der Freien Universität Rechtswissenschaft und legte dort 1997 das Zweite Staatsexamen ab. Ihr Studium finanzierte sie vor allem durch die Mitarbeit an einem Frauenprojekt für Migrantinnen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt waren. 1984 wurde sie dort Opfer eines Attentats, das sie schwer verletzt überlebte. Erst sechs Jahre später konnte sie ihr Studium wiederaufnehmen.
Als Anwältin und Strafverteidigerin hat sie sich auf Familien- und Strafrecht spezialisiert und vertritt vor allem Frauen aus muslimischen Ländern. Seyran Ateş tritt beruflich und persönlich für das Recht auf Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit ein. Sie kämpft gegen Kopftuchzwang, häusliche Gewalt, Zwangsehen und Ehrenmorde.
Seit 1983 hat Seyran Ateş mehrere Frauenprojekte mitbegründet und als Expertin für Menschenrechtsfragen in Organisationen gearbeitet, die sich für Frauenrechte einsetzen. In jüngerer Zeit ist Seyran Ateş erneut Opfer von Gewaltandrohungen geworden. Der Druck wurde im Sommer 2006 so groß, dass sie sich entschloss, ihre Zulassung als Anwältin zurückzuziehen und ihre Kanzlei aufzulösen. Dieser Schritt löste eine bundesweite öffentliche Debatte aus und führte zu vielen Solidaritätsbekundungen und Unterstützungsangeboten. Ob Seyran Ateş ihr Mandat wieder aufnehmen wird, ist offen.
Weitere Informationen
Mechthild Koreuber, Frauenbeauftragte der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-54259, E-Mail: frauenbeauftragte@fu-berlin.de