Springe direkt zu Inhalt

Modellprojekt zur Verhinderung von Schulgewalt und Amokläufen

DKLB-Stiftung fördert „Berliner Leaking-Projekt“ an der Freien Universität Berlin

Nr. 115/2006 vom 07.06.2006

Untersuchungen haben gezeigt, dass schwere, zielgerichtete Gewalttaten an Schulen – zu denen auch Amokläufe und so genannte „School Shootings“ wie in Erfurt gehören – in allen Fällen zuvor durch den oder die Täter angekündigt wurden. Dieses Phänomen wird als „Leaking“ bezeichnet. Es kann direkt, etwa über Briefe, Liedtexte oder Zeichnungen, oder indirekt, beispielsweise durch Interesse an Tarnkleidung, Waffen und Amoktaten, erfolgen. Diese Erkenntnis macht sich das „Berliner Leaking-Projekt“ zunutze, das unter der Leitung von Prof. Dr. Herbert Scheithauer am Arbeitsbereich Entwicklungswissenschaft und Angewandte Entwicklungspsychologie der Freien Universität Berlin angesiedelt ist.

Das Projekt, das in Zusammenarbeit mit der Polizei Berlin, der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport sowie weiteren Kooperationspartnern (Universität Bremen, Polizei Bremen) durchgeführt werden soll, wird seit Mai 2006 für zwei Jahre von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin (DKLB-Stiftung) gefördert.

Die Wissenschaftler der Freien Universität Berlin wollen gemeinsam mit den Kooperationspartnern ein Kommunikationssystem erarbeiten, das den Schulen ermöglicht, kritische Vorfälle, akute Bedrohungslagen oder auch einen bloßen Verdacht berichten zu können und schließlich schnell, effizient und interdisziplinär präventiv zu handeln. Durch direktes und indirektes Leaking können potenzielle Gefährdungen identifiziert, die Gefährdung eingeschätzt und so Taten möglicher Weise verhindert werden. Zu diesem Zweck soll in den kommenden Jahren auch eine Kriterien-Checkliste erarbeitet und evaluiert werden, anhand derer speziell dafür geschulte Personen Gefährdungsanalysen durchführen können.

Obwohl schwere, zielgerichtete Gewalttaten an Schulen nicht erst seit dem bekannten Amoklauf von Erfurt ein ernst zu nehmendes Problem darstellen, das keineswegs vorrangig in sozialen Brennpunkten auftritt, ist das „Berliner Leaking-Projekt“ in dieser Form bislang einzigartig in Deutschland und leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz von Lehrern und Schülern.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Herbert Scheithauer, Arbeitsbereich Entwicklungswissenschaft und Angewandte Entwicklungspsychologie der Freien Universität Berlin, Tel.: 030 / 838-56546, Mobil: 0171 / 7072270, E-Mail: hscheit@zedat.fu-berlin.de

Im Internet:

http://userpage.fu-berlin.de/~hscheit