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"Schwindelerfahrungen"

Tagung am 23. und 24. November 2001

Nr. 307/2001 vom 21.11.2001

Schwindelerfahrungen konfrontieren uns mit den Grenzen unserer sinnlichen Orientierung. Auch wo der Schwindel als angemessene Erfahrung der "condition humaine" oder als Begleiterscheinung einer technologischen Beschleunigung auftritt, signalisiert er das Scheitern der Koordination von Selbst- und Weltwahrnehmung.

Die kulturelle Signifikanz von Schwindelerfahrungen zu prüfen, ist das Ziel des DFG-Forschungsprojekts und der Tagung am 23. und 24. November an der Freien Universität Berlin. Mit medizinischen und psychologischen Beiträgen wird der aktuelle Stand einer differenzierten Diagnose und möglicher Erklärungen der Symptomatik des Schwindels dargestellt. Ebenso wird in Beiträgen die Gestaltung oder Provokation von Schwindelerfahrungen in unterschiedlichen ästhetischen Medien: Film, Architektur, Bildende Kunst, Literatur, Virtual Reality beleuchtet. Bewusste ästhetische Thematisierungen von Schwindelerfahrungen verdeutlichen die kulturelle Bedeutung des Phänomens: Wenn etwa Hugo von Hofmannsthals Lord Chandos oder Rainer Maria Rilkes Malte in Schwindelzustände geraten, so weist das im Zusammenhang der literarischen Texte nicht nur auf individuelle Dispositionen der jeweiligen Protagonisten oder "natürliche" Extremsituationen hin. Vielmehr treten intellektuelle Verunsicherungen, die u.a. von der Entwicklung der Wissenschaften induziert sind, als Bedingung einer schwindelerregenden Situation ebenso in den Blick, wie das Wahrnehmungsumfeld der modernen Großstadt oder die Störung sozialer Kommunikation.

Gerade diese Facetten des Schwindels beleuchten u.a. D. Andresen/Berlin in: "Differentialdiagnostik des Schwindels aus internistischer Sicht" und Th. Koebner/Mainz mit: "Schwindel, Sturz, Ekstase. Anmerkungen zum Vertigo-Motiv in der Filmgeschichte". A.L. Hofbauer/Wien analysiert "Confidence Men – Soziologik des Schwindels" und mit Chr. Asendorfs/Frankfurt-Oder "Taumel der Moderne – Künstlerische Reaktionen 1909 – 1929" endet die Tagung.

Ort und Zeit:

Clubhaus der Freien Universität Berlin, Goethestr. 49, 14163 Berlin, U-Bhf. Krumme Lanke, Linie 1; Freitag, 23. November 2001, 11.00–18.00 Uhr, Samstag, 24. November 2001, 10.00–18.30 Uhr

Weitere Informationen

Katrin D. Dapp, Institut für Deutsche und Niederländische Philologie der Freien Universität Berlin, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin, Tel.: 030/838-54409, E-Mail: schwindel@germanistik.fu-berlin.de