Springe direkt zu Inhalt

Fremde Körper – Zur Konstruktion des Anderen in europäischen Diskursen

Neuestes Buch der dahlem university press gestern erschienen

Nr. 175/2001 vom 06.07.2001

Neugierde, Wissbegierde, Reiselust, Handel, Kolonialismus und Imperialismus haben zu unterschiedlichen Begegnungsformen Europas mit dem Orient, Asien, Afrika und Amerika geführt.

Die Begegnungen von Kulturen finden zunächst über die konkreten Begegnungen von Körpern statt. Diese Körper unterscheiden sich dabei – scheinbar paradox – durch ihre unterschiedliche Ähnlichkeit. Diese unterschiedliche Ähnlichkeit wird dargestellt und bewertet: Daraus resultierende narrative, ikonographische und szenische Inszenierungen des fremden Körpers stellt dieser Sammelband in historisch und kulturanthropologisch vergleichender Perspektive dar.

Die Beiträge zeigen, dass gerade Körperdarstellungen von Menschen anderer Kulturen in ihrer dargestellten Differenz genuin europäische Wahrnehmungs- und Wertmuster vermitteln: Darauf verweisen u.a. die Beträge von Volker Mertens "Katzenbart und Schlangenfraß. Der Körper der Chinesen in Reiseberichten" oder von Karl-Heinz Kohl: "Antike in der Südsee. Körperdarstellungen in den Illustrationen von Reiseberichten des 18. und 19. Jahrhunderts".

In der postcolonial und gender-studies Diskussion steht die Frage des fremden Körpers zwischen Faszination und Schrecken, Typisierung und Überzeichnung, Idealisierung und Abwertung. Die Beiträge von Michaela Holdenried: "Einverleibte Fremde. Kannibalismus in Wort, Tat und Bild" und von Karin Hörner "Verborgene Körper – verbotene Schätze: Haremsfrauen im 18. und 19. Jahrhundert" widmen sich diesem Thema.

Dem exotischen Entwurf erotischer Körper steht die "Kolonialisierung" des fremden Körpers in Form der Unterwerfung gegenüber: Flora Veit-Wild "Gebrochene Körper. Körperwahrnehmungen in der kolonialen und afrikanischen Literatur". Erika Fischer-Lichte beleuchtetet: "Rites de passage im Spiegel der Blicke" und Gert Mattenklott "Melancholische Erinnerungen von und an Claude Lévi-Strauss, Malinowski und Leiris".

Das Buch basiert auf den gleichnamigen Universitätsvorlesungen, die vom 13.4. – 18.7.2000 an der FU stattfanden. Es wurde vom Präsidium der Freien Universität Berlin unter der Federführung von Kerstin Gernig herausgegeben. 412 S., 128 Abbildungen, davon 57 in Farbe, Berlin 2001, ISBN 3-934504-04-03, DM 75,--/38,50 Euro; für Studierende DM 40,-- gegen Vorlage der Immatrikulationsbescheinigung.

Weitere Informationen

dahlem university press, Freie Universität Berlin, Kaiserswerther Str. 16-18, 14195 Berlin, Tel.: 030/838-55053, Fax: 841 09109, E-Mail: dahlemup@zedat.fu-berlin.de