Die Wüsten wachsen
88. internationaler Workshop der Dahlem Konferenzen vom 10. bis 15. Juni 2001
Nr. 122/2001 vom 05.06.2001
Durch Klimaänderungen und menschliche Eingriffe fallen weltweit immer mehr Flächen der Wüste zum Opfer, und ehemals fruchtbare Böden werden zerstört – in diesem einen Punkt sind sich Wissenschaftler, Entwicklungshelfer und Politiker einig. In allen anderen Fragen aber, die die Desertifikation betreffen, gehen die Meinungen weit auseinander: Welche Regionen sind aktuell von Wüstenbildung bedroht? Woran lässt sich frühzeitig erkennen, ob in bislang "stabilen" Ökosystemen eine Desertifikation einsetzt? In welchem Maße sind menschliches Verhalten bzw. Klimaveränderungen für die Bodenzerstörung verantwortlich? Endlose, unproduktive Debatten behindern die politischen Entscheidungsfindungen: Es fehlt ein Orientierungsrahmen für die Konzeption von Entwicklungshilfeprogrammen, die den betroffenen Menschen helfen.
Hier setzt der 88. Workshop der Dahlem Konferenzen der Freien Universität vom 10. bis 15. Juni an. Auf ihm wollen 40 führende Wissenschaftler aus aller Welt, insbesondere aus den betroffenen Regionen, mehr Transparenz bei der Analyse der Desertifikation erreichen: In überschaubaren Gruppen und konzentrierten Diskussionen soll herausgefunden werden, wie ein umfassendes Modellgerüst aufgebaut sein muss, welches die jeweiligen Schlüsselfaktoren erkennen kann. Ein derartiges Modellgerüst wäre Frühwarnsystem und Orientierungshilfe bei der Wahl geeigneter Entwicklungshilfeprogramme in einem. Erkenntnisse regionaler Untersuchungen ließen sich damit von einer Gegend auf eine andere übertragen, so dass beispielsweise relativ einfach und schnell entschieden werden könnte, wo eine beobachtete Trockenheit auf falschen landwirtschaftlichen Praktiken beruht. Durch gezielte Maßnahmen ließe sich diese dann ändern.
Desertifikation ist kein einheitlicher Prozess, sie beruht auf einem komplexen Geflecht von meteorologischen, ökologischen und antropogenen Vorgängen, deren Wechselwirkungen kaum vorherzusagen sind. Je nach Region und Fokus – ein einzelner Haushalt, eine Gemeinde, ein ganzer Staat oder das gesamte globale System –, scheinen mal der eine, mal der andere Vorgang ausschlaggebend zu sein. Für eine objektive Beurteilung müssen aber alle Faktoren bei der Wüstenbildung berücksichtigt und bewertet werden. Deswegen ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit nötig. Erstmals seit Inkrafttreten der UN-Wüstenkonvention vor fünf Jahre bieten die Dahlem Konferenzen nun Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Fachgebieten – Ökologie, Klimaforschung, Sozial- und Politikwissenschaften – eine Gelegenheit, gemeinsam auszuloten, wo Chancen zur Bekämpfung der Desertifikation liegen und wo noch Erkenntnislücken sind.
Ort der Veranstaltung:
Clubhaus der FU, Goethestr. 49, 14163 Berlin-Zehlendorf, U-Bhf. Krumme Lanke, Linie 1
Ausführlich informieren wir Sie über die Ergebnisse des Dahlem Workshops "Integrative Bewertung der ökologischen, meteorologischen und menschlichen Faktoren der globalen Desertifikation" auf einer Pressekonferenz am Donnerstag, den 14. Juni 2001 um 14:30 Uhr im Hotel Steglitz International, Albrechtstraße 2, Berlin-Steglitz. Der Raum ist ausgeschildert. Ihre Fragen beantwortet der Initiator des Workshops, Prof. Dr. James F. Reynolds. Er ist Professor an der Universität Bayreuth sowie der Duke Universität, USA. Ebenfalls anwesend ist u.a. Dr. Matthias Lüdeke vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Zu der Pressekonferenz laden wir Sie herzlich ein.Weitere Informationen
Dahlem Konferenzen, Thielallee 66, 14195 Berlin, Tel.: 030/838-56602, 7901 6883, Fax: 841 09103, E-Mail: dahlem@zedat.fu-berlin.de