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Thesen zur Datierung der Kushana

Indologe der Freien Universität legt die Datierung und Herrscherfolge der Kushana – Könige fest

Nr. 172/2000 vom 27.09.2000

Prof. Dr. Harry Falk vom Institut für Indische Philologie und Kunstgeschichte der Freie Universität Berlin hat am 12. September 2000 anläßlich einer Feierstunde vor Spezialisten im British Museum in London seine Thesen zur Datierung der Kushana vorgetragen.

Wer jemals im Museum für Indische Kunst des Ethnologischen Museums Berlin-Dahlem war, kennt ihre Kunst: Statuen aus hellrotem Sandstein, meist buddhistische Motive darstellend und sehr stark von griechischem Einfluß geprägt. Die Kushana begannen ihren Aufstieg im 1. Jh.v.Chr. von Baktrien und der Kabul-Region aus, wo sie maßgeblich zum Untergang einiger graeco-baktrischer Königreiche beitrugen, die sich nach der Auflösung des Weltreiches von Alexander dem Großen in der Region gebildet hatten. Ihren Zenith erlebte die Dynastie in nachchristlicher Zeit, als sie die Hauptstadt nach Mathura im heutigen Indien verlegte. Die zeitliche Fixierung ihrer Ära gestaltete sich u.a. deshalb so schwierig, weil die inschriftlichen Zeugnisse der Kushana, trotz einer beigegebenen Datierung bis heute nicht mit bekannten Ären zu synchronisieren waren. Die Ansätze der Forschung schwankten in einem Bereich von fast 200 Jahren!

Seit 1913 hatten sich drei Konferenzen dieses Themas angenommen, ohne eine Einigung zu erzielen. Eine absolute Datierung des Königs Kanishka, der diese Ära eingeführt hatte, ist für die Geschichtsschreibung Indiens zu Beginn unserer Zeitrechnung von großer Tragweite. Seit 1978 liegt ein Text vor, der in einer schlichten arithmetischen Formel nichts anderes will als die Synchronisation dieser Kushana-Ära und der bekannten, bis heute verwendeten sog. Shaka-Ära, die im Frühjahr 78 n.Chr. ihren Anfangspunkt hat. Dieser Text heißt Yavanajataka und wurde vom einem Astrologen zur Zeit der Kushana verfaßt, um den Stand der Planeten und deren Einfluß auf die Menschen zu berechnen.

Seit der Publikation dieses Textes wurde er trotz seiner eindeutigen Zielsetzung nie zur Lösung der Kushana-Frage herangezogen, bedingt, vielleicht, durch eine unnötige Konjektur des Herausgebers, die in der Übersetzung zu einem unverständlichen Ergebnis geführt hatte. In Kombination mit der längst bekannten Faktum, daß die Kushanas jedes Jahrhundert ihrer Ära wieder mit 1 neu begannen, ergibt sich - im Einklang mit chinesischen Chroniken und mit den Näherungswerten aus Kunstgeschichte und Numismatik – ein Jahr 127 n.Chr. für den Beginn der Kushana-Ära des Königs Kanishka.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Harry Falk, Institut für Indische Philologie und Kunstgeschichte, Königin-Luise-Str. 34a, 14195 Berlin, Tel.: 030/83856240, -56241, Fax: 838-54775; E-Mail falk@zedat.fu-berlin.de

Im Internet:

http://www.fu-berlin.de/indologie