Vortrag | Der globale autoritäre Populismus und der „Untergang des Abendlandes“: Populistische Parteien und ihre Krisenmobilisierungen im Zeitalter von Demokratiekrise und Postfaktizität
Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung Antike im Zerrspiegel politischer Ideologien
Eine interdisziplinäre Ringvorlesung der Freien Universität Berlin und des Berliner Antike-Kollegs
Der globale autoritäre Populismus und der „Untergang des Abendlandes“: Populistische Parteien und ihre Krisenmobilisierungen im Zeitalter von Demokratiekrise und Postfaktizität
- Prof. Dr. Lars Rensmann
Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät, Professur für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Vergleichende Regierungslehre, Universität Passau
Oswald Spenglers weltgeschichtliche Projektion des zyklischen Aufstiegs und Niedergangs von paradigmatisch unvermischten, „identitären“ Kulturen (Der Untergang des Abendlandes, 1918) wird seit einigen Jahren von Vertreter*innen der Neuen Rechten und von antiliberalen Historiker*innen wiederentdeckt als Referenz und Ideenreservoir für antidemokratische politische Narrative und ist ein so aktuelles wie prägnantes Beispiel für die Wirksamkeit historischer (Fehl-)Deutungen und ihrer politischen Instrumentalisierung.
Hier setzt die geplante Ringvorlesung an. Sie möchte mit Beiträgen von Vertreter*innen aus Fächern wie der Politikwissenschaft, der Alten und Neueren Geschichte, der Klassischen Philologie, der Prähistorischen, Vorderasiatischen und Klassischen Archäologie und der Ägyptologie ein inter- und transdisziplinäres Forum schaffen, um die Interpretation der Alten Welt und ihrer Kulturen, ihre ideologische Ausbeutung und ihre politische Indienstnahme zu untersuchen und die wissenschaftliche, methodenbasierte Erforschung der Alten Welt als Alternative aufzeigen.
In einer Gegenwart, in der sich die offene Gesellschaft mehr denn je zuvor seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs von antidemokratischen, autoritären Gegenentwürfen herausgefordert sieht, steht die Deutung der Vergangenheit in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um die Gestaltung der Zukunft. Vergangenheiten, die dem Bereich des methodenbasierten Wissens, dem Zugang durch ein reflektierendes, aufgeklärtes „Ich“ entzogen sind, wirken wie ein Freud’sches „Es“ im kollektiven Un- und Unterbewussten; daraus geformte Narrative werden in der Hand populistischer Akteure zum Generator „triebhafter“, emotionsbesetzter Identitäten. Diese aktuelle Herausforderung an die Altertumswissenschaften möchte das Berliner Antike-Kolleg in der Ringvorlesung aufnehmen und im Sinne des FU-Wahlspruchs „Veritas – Iustitia – Libertas“ mit Studierenden, Wissenschaftler*innen und der Öffentlichkeit bearbeiten.
Einen Livestream finden Sie hier.
Zeit & Ort
22.04.2025 | 18:15 - 19:45
Freie Universität Berlin,
Hörsaal 1b,
Habelschwerdter Allee 45,
14195 Berlin