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Vielfalt an Erfahrungen im Amazonas-Gebiet

Politikwissenschaftler Markus Rauchecker von der Freien Universität lehrte im kolumbianischen Leticia / Neue Förderzusage für 15 außereuropäische Länder im Mobilitätsprogramm Erasmus+ weltweit

19.08.2016

Markus Rauchecker ist Postdoc an der Freien Universität und lehrte im Rahmen eines Austauschprogramms an der Zweigstelle der Nationalen Universität von Kolumbien in Leticia.

Markus Rauchecker ist Postdoc an der Freien Universität und lehrte im Rahmen eines Austauschprogramms an der Zweigstelle der Nationalen Universität von Kolumbien in Leticia.
Bildquelle: Manuel Krane

In diesem Universitätsgebäude in Leticia unterrichtete Markus Rauchecker kolumbianische Studierende.

In diesem Universitätsgebäude in Leticia unterrichtete Markus Rauchecker kolumbianische Studierende.
Bildquelle: Privat

Das Grenzgebiet zu Brasilien – hier der Hafen von Leticia – ist Gegenstand von Markus Raucheckers Forschung.

Das Grenzgebiet zu Brasilien – hier der Hafen von Leticia – ist Gegenstand von Markus Raucheckers Forschung.
Bildquelle: Privat

An der eigenen Uni zu lehren, mag für viele junge Wissenschaftler schon eine ausreichend große Herausforderung sein. Der Politikwissenschaftler Markus Rauchecker hat eine noch größere gesucht: Im März dieses Jahres unterrichtete er kolumbianische Studentinnen und Studenten im Amazonas-Gebiet – dank eines Erasmus+ weltweit-Stipendiums. Rauchecker arbeitet aktuell an einem Postdoc-Forschungsprojekt über die politischen Ordnungsprozesse von Biodiversität – also Artenvielfalt – in Kolumbien. Die Möglichkeit, in die südamerikanische Grenzstadt Leticia zu reisen, die in einer besonders artenreichen Region liegt, war für ihn in zweierlei Hinsicht eine Chance: Er konnte Erfahrungen als Hochschullehrer sammeln und seine Forschungsarbeit vorantreiben.

Drei Kurse hat er dort an der Zweigstelle der Nationalen Universität von Kolumbien (Universidad Nacional de Colombia) geleitet: Ein Kolloquium, ein Seminar zu Raum, Gesellschaft und Ökonomie und ein Seminar zu Umweltgeschichte und politischer Ökologie. Die Studierenden kamen aus verschiedensten Disziplinen, etwa aus den Literaturwissenschaften, den Sozialwissenschaften, der Biologie und der Forstwirtschaft. Ihm ist besonders aufgefallen, dass die Studentinnen und Studenten unmittelbar mit Beginn des Masterstudiums ein Forschungsprojekt anfangen. „Das finde ich gut, weil man dann über einen längeren Zeitraum an einem Thema arbeiten kann“, sagt Rauchecker. Die Studierenden hätten die Seminardiskussionen meist auf ihr eigenes Forschungsprojekt bezogen, sagt er: „So konnten sie die Theorie ganz praktisch an ihren eigenen Fallbeispielen nachvollziehen.“ Auch ihm selbst hätten die Diskussionen in den Seminaren und im Kolloquium dabei geholfen, sein Postdoc-Projekt zu reflektieren, sagt der Wissenschaftler.

Leticia als Fallbeispiel

Rauchecker möchte Leticia als Fallbeispiel in seine Forschungsarbeit integrieren. „Man kann dort bestimmte Probleme im politischen Umgang mit der Artenvielfalt noch viel besser beobachten als im Inneren des Landes.“ Die Stadt im Süden des Landes im Länderdreieck Kolumbien-Brasilien-Peru ist mit 40 000 Einwohnern zwar nur eine Kleinstadt, aber gleichzeitig Hauptstadt des Amazonas-Departements und wichtiger Militärstützpunkt. „Es gibt dort extrem viele Behörden“, sagt Rauchecker. Das macht die Stadt für seine Forschung interessant: Denn die politische Organisation zur Erhaltung der Biodiversität ist dort besonders komplex. Es gibt konkurrierende Institutionen und unterschiedliche Interessen auf brasilianischer und kolumbianischer Seite. „Kolumbien ist touristisch orientiert und will dafür die Artenvielfalt nutzen“, sagt Rauchecker, „während die Natur auf der brasilianischen Seite der Grenze eher als Rohstofflieferant gesehen wird.“ Aus Angst, in den Hoheitsbereich des jeweils anderen Landes einzudringen, agieren die Behörden in der Grenzregion besonders vorsichtig. Vor Ort hat der Politikwissenschaftler schon erste Feldforschungen betrieben und dafür lokale Behörden und Universitäten in der kolumbianischen Stadt sowie der brasilianischen Nachbarstadt Tabatinga aufgesucht. Zudem hatte er Gelegenheit, sich mit seinen kolumbianischen und brasilianischen Kolleginnen und Kollegen der drei Universitäten im Grenzgebiet auszutauschen und Kontakte für zukünftige Projekte zu knüpfen. „Als deutscher Wissenschaftler ist man dort immer sehr willkommen“, sagt er.

Neue Förderzusage

„Erasmus+ weltweit“ (früher: Erasmus Mundus) ist das internationale akademische Austauschprogramm der Europäischen Union, in Deutschland wird es vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) verwaltet. Erasmus+ weltweit ermöglicht Studierenden, Dozenten und Verwaltungsmitarbeitern von Universitäten Aufenthalte in außereuropäischen Ländern. Im Juni erhielt die Freie Universität eine neue Förderungszusage für insgesamt 15 Länder, dazu gehören neben den bereits zuvor geförderten Ländern Ägypten, Israel, Indien, Kolumbien und den USA die neu hinzugekommenen Länder Argentinien, Brasilien, Kanada, Chile, Ecuador, Libanon, Moldawien, Mexiko, Russland und die Ukraine. Mit insgesamt knapp 900 000 Euro wird bis Ende 2018 an der Freien Universität der Austausch von Studierenden, Lehrenden und Verwaltungspersonal gefördert.

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