Wie Kriege enden
80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs
Kriege können durch einen Friedensvertrag oder ein Waffenstillstandsabkommen beendet werden, sie können durch den Sieg einer der Seiten enden oder im Laufe der Zeit abebben, sodass letztlich die Gewalt dauerhaft eingestellt wird. Die beiden letzten Szenarien spiegeln das sogenannte Recht des Stärkeren mit allen damit verbundenen Problemen für die schwächeren Parteien wider. Hingegen stehen Friedensverträge und Waffenstillstandsabkommen auf dem Boden des Prinzips der Rechtstaatlichkeit, das Freiheits- und Gleichheitsnormen umfasst und ein wichtiger Pfeiler der liberalen Weltordnung ist.
Sieg und Frieden?
In den vergangenen 80 Jahren zeigt sich folgendes Muster: Von 1945 bis Ende der 1970er Jahre ist der Sieg einer Konfliktpartei die häufigste Art, einen Krieg zu beenden, danach ebben Kriege zumeist ohne expliziten Friedensvertrag oder ohne explizites Waffenstillstandsabkommen oder den Sieg einer Seite ab. Friedensverträge und Waffenstillstandsabkommen spielen zunächst eine nachrangige Rolle, und erst nach Ende des Kalten Krieges enden mehr Kriege mit Verträgen und Abkommen als durch einseitige Siege.
Warum ist das so? Friedensverträge und Waffenstillstandsabkommen kommen öfter bei der Beendigung von zwischenstaatlichen als von innerstaatlichen Kriegen zum Einsatz. Zwar gibt es im gesamten Zeitraum deutlich mehr innerstaatliche als zwischenstaatliche Kriege. Jedoch hat die Rolle internationaler Akteure bei der Befriedung innerstaatlicher Konflikte von den 2000er Jahren an stark zugenommen, allen voran die Vereinten Nationen, aber auch Regionalorganisationen und Drittstaaten. Dies hat dazu beigetragen, dass die Zahl der Befriedung von Konflikten durch Verträge oder Abkommen deutlich gestiegen ist.
Wagt man einen Ausblick, so ist einerseits zu erwarten, dass dieser Trend anhält, schließlich hat die Anzahl an globalen und regionalen Organisationen mit expliziten sicherheitspolitischen Kompetenzen über die vergangenen 80 Jahre deutlich zugenommen. Andererseits benötigen Organisationen, wie die Vereinten Nationen oder die Afrikanische Union, für diese Rolle die Zustimmung ihrer Mitglieder. In Zeiten zunehmenden Populismus und Nationalismus kann diese allerdings nicht als gegeben vorausgesetzt werden. Dies wiederum würde eine Abnahme von Friedensverträgen und Waffenstillstandsabkommen und ein Wiedererstarken des „Rechts des Stärkeren“ bei der Beendigung von Konflikten erwarten lassen.
Diane Panke ist Professorin für Internationale Beziehungen am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft.Weitere Informationen
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