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„Wie in einem großen Kühlschrank“

Post aus Spitzbergen! Janna Einöder erlebt ein arktisches Abenteuer in einer Gletscherhöhle

25.01.2016

„Kalt, dunkel und dreckig“ – so empfand Janna die Gletscherhöhle.

„Kalt, dunkel und dreckig“ – so empfand Janna die Gletscherhöhle.
Bildquelle: Robynne Nowicki

Der Eingang zur Gletscherhöhle wirkt nicht besonders vertrauenswürdig.

Der Eingang zur Gletscherhöhle wirkt nicht besonders vertrauenswürdig.
Bildquelle: Robynne Nowicki

Strukturen im Eis erzählen die Geschichte des Gletschers.

Strukturen im Eis erzählen die Geschichte des Gletschers.
Bildquelle: Alexandra Poje

Die Polarnacht war für uns – wie bereits berichtet – mehrfach eine Herausforderung: Neben der Dunkelheit und dem Sturm setzte uns das Gefühl des Eingesperrtseins im Tal besonders zu. Hatten wir im Sommer noch jeden freien Tag für Ausflüge nutzen können, fiel uns im dunklen Winter oft die Decke auf den Kopf. Dennoch ließen wir es uns nicht nehmen, auch in der Dunkelheit ab und zu die Arktis zu ergründen. Ein Highlight stand nämlich noch aus: Gletscherhöhlen erkunden!

Die Gletscher, die im Sommer noch wegen der Schmelzwasserkanäle teilweise unbegehbar gewesen waren, waren nun vollständig zugefroren. Diese Schmelzwasserkanäle und die Bewegungen des Gletschers bilden Höhlen unter dem Eis, sogenannte ice caves, die man besichtigen kann. Wanderungen durch diese Höhlen sind große Touristenattraktionen, deshalb wurden einige Eishöhlen mit Strickleitern und ausgebauten Trittfeldern begehbar gemacht. Wir wollten aber ein bisschen mehr Abenteuer jenseits der Touristenrouten.

Gewappnet mit Stirnlampe und Eispickel

Daher schnappten wir uns eine Geologin, die an der Universität zu Gletschern forscht und sich in dem unterirdischen Netz aus Gängen relativ gut auskennt. So zogen wir eines Dezember“tages“ los, um eine für die Öffentlichkeit unzugängliche Gletscherhöhle zu entdecken. Ungefährlich ist so eine Tour aber nicht! Mit Stirnlampe, Eispickel und Seilen ausgerüstet ging es etwa zwei Stunden durch das Schneetreiben zum eingeschneiten Eingang einer Höhle des Gletschers Longyearbreen.

Der Eingang der Höhle war ein enger Spalt in einem Kies-Eis-Gemisch am Rande des Gletschers, in dem ein schier endloser Gang nach unten führte. Nur mit dem Licht unserer Stirnlampen gewappnet rutschten wir also in die völlige Dunkelheit. Was für ein Abenteuer! Unten in der Höhle angekommen, waren wir auf einmal in einer ganz anderen Welt. Wir krochen durch enge Gänge, vorbei an zwei Meter großen Eiszapfen, die von der Decke hingen und einer Menge Kies und Steine, die sich in einem größeren Teil der Höhle auftürmten.

Kleine Reise in die Vergangenheit

In der Gletscherhöhle fühlte es sich ein bisschen an wie in einem großen Kühlschrank, es war sehr kalt und dunkel, keine Geräusche oder Lebewesen. Spannend ist es trotzdem, denn der Gletscher erzählt hier seine ganz eigene Entstehungsgeschichte: Fossilien erinnern an die Zeit vor Milliarden Jahren, als während der Eiszeit alles Leben unter Schnee und Eis bedeckt wurde. An der Decke und den Wänden kann man im Eis verschiedene Strukturen und Linien erkennen, an denen die Jahre oder Bewegungen des Gletschers abgelesen werden können.

Ist in einem Jahr zum Beispiel mehr Schnee gefallen, bilden sich weiße Strukturen im Gletscher; dunkle, klare Strukturen lassen wiederum auf ein Jahr mit viel Eis schließen. So können Forscher Temperaturen oder den CO2-Gehalt von vor 750.000 Jahren herausfinden und interpretieren! Somit wurde unsere abenteuerliche Wanderung auch eine kleine Reise in die Vergangenheit.

Weitere Informationen

In unserer campus.leben-Serie „Post aus...“ berichten sechs Studierende, zwei Doktorandinnen und ein Auszubildender von ihren Auslandsaufenthalten. Hier haben wir die neun Reisenden vorgestellt und hier finden Sie alle Berichte von Janna Einöder.

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