Tere Tallinnast! Hallo aus Tallinn!
Mit Elena Schulz-Ruhtenberg startet unsere „Post aus…“-Serie 2019 – sie schreibt heute zum ersten Mal aus der estnischen Hauptstadt
26.09.2019
Elena Schulz-Ruhtenberg freut sich über das Meer vor ihrer neuen Haustür. Die Politikwissenschaftsstudentin ist seit Ende August in Tallinn.
Bildquelle: Privat
Eigentlich habe ich für mein Auslandssemester in der estnischen Hauptstadt nur dicke Wollpullover eingepackt. Von winterlichen Temperaturen war in den ersten Tagen nach meiner Ankunft Ende August aber noch nichts zu spüren. Bei 25 Grad bin ich mit meinen neuen Mitbewohnerinnen aus Belgien und Frankreich also gleich ans Meer gefahren, das direkt vor unserer Haustür liegt – noch fühlen sich das Möwengeschrei und die salzige Brise an wie Urlaub. Ebenso warm hat uns die Universität mit estnischem Volkstanz, Gesang und Torte begrüßt.
Herzlich Willkommen stand in großen Schokoladenbuchstaben auf der Torte, mit der die Studierenden begrüßt wurden.
Bildquelle: Elena Schulz-Ruhtenberg
Das Panorama der Tallinner Altstadt.
Bildquelle: Elena Schulz-Ruhtenberg
Ich hatte geahnt, dass Tallinn eine beliebte Studentenstadt ist, aber die Dimensionen wurden mir erst bewusst, als ich mit Studierenden aus Pakistan, Thailand, Nigeria, Südkorea oder den Philippinen gesprochen habe. Sie kommen besonders für technisch-digitale Fächer nach Estland, weil das Land Vorreiter bei der Digitalisierung ist. Aber auch die Baltic Film, Media, Arts and Communication School ist beliebt. Es gibt hier Kurse, nach denen man in Deutschland wahrscheinlich vergeblich suchen müsste: Kreatives Denken, Musikproduktion im virtuellen Studio, Komposition am digitalen Klavier.
Nicht allein in Estland: Selfie vor der russisch-orthodoxen Alexander-Newski-Kathedrale (1. v. r. Elena Schulz-Ruhtenberg).
Bildquelle: Privat
Die Esten, die ich bisher getroffen habe, betrachten ihr Land stolz als Versuchslabor für neue digitale Anwendungen. In dem Land mit 1,3 Millionen Einwohnern ist längst Alltag, wovon wir in Deutschland noch weit entfernt sind. Ein Beispiel: Ich muss den estnischen Personalausweis beantragen, der zugleich auch ÖPNV-Ticket und Bibliotheksausweis ist.
Dieses Kärtchen benutzen die Esten aber auch für digitale Unterschriften und als Zugang zum persönlichen E-Mail-Konto, mit dem sich alle staatlich-administrativen Vorgänge online erledigen lassen. Das ist so verdammt praktisch! Keine Warteschlangen in Behörden, Steuererklärung in fünf Minuten am Computer, Arztrezepte direkt auf der Karte hinterlegt. – Ich bin wirklich gespannt, welche digitalen Errungenschaften hier noch auf mich warten…
Weitere Informationen
Elena Schulz-Ruhtenberg schickt bis Februar „Post aus…Tallinn“! Sie ist eine von elf Autorinnen und Autoren, die von ihren Auslandsstudienaufenthalten für campus.leben berichten.