Zwischen Stundenplan-Chaos und Sportkursen
Post aus Saint-Denis: Von einem ständig wechselnden Wochenplan erholt sich Elias Aguigah beim Tauchen, Futsal und Radfahren
12.02.2020
Nach meinen ersten beiden Briefen könnte man denken, mein Erasmus-Semester bestünde nur aus Strand, Bergen und Spaß. Selbst wenn dieser Eindruck nicht ganz verkehrt ist, habe ich natürlich auch viel Zeit in der Uni verbracht.
Der Anfang des Semesters gestaltete sich äußerst chaotisch. Neben unzähligen auszufüllenden Formularen und der sehr kurzfristigen Mitteilung von wichtigen Terminen stellte sich heraus, dass die Stundenpläne jede Woche wechseln. Für die lokalen Studierenden ist das kein Problem, da ein Jahrgang eines Studiengangs auch einen Stundenplan teilt, ähnlich wie in der Schule. Aber für uns Erasmus-Studierende, die ihre Kurse mehr oder weniger frei wählen konnten, führte das regelmäßig zu Terminkonflikten.
Auch an die Lernmethoden musste ich mich erst einmal gewöhnen. Selbst in den Sozialwissenschaften wird viel frontal unterrichtet: Es gibt in jedem Kurs eine Vorlesung (bis zu drei Stunden lang) und eine Art Tutorium mit der Professorin oder dem Professor, in dem der Vorlesungsinhalt zwar vertieft, aber nicht diskutiert wird. Ich bin aus Berlin viel Dialog und Reflexion gewohnt, daher war es anfangs schwierig, etwas aus den Kursen mitzunehmen.
Auch deswegen verlagerte sich mein Fokus etwas mehr auf die Erkundung dieser spektakulären Insel. Doch während der Prüfungszeit merkte ich, dass ich doch einige interessante Kurse besucht hatte: Vor allem der Kreolsprachkurs hat mir den Zugang zu reunionesischen Kulturen erleichtert.
Wenn ich von der Uni rede, kann ich das beeindruckende Sportangebot nicht auslassen, das einen enormen Teil meines Alltags eingenommen hat. Nicht nur konnte ich kostenlos Futsal, Dancehall und Beachvolleyball belegen; es gibt auch ein spezielles Angebot an Natursportarten wie Tauchen, Mountainbike, Canyoning, Kajak und Segeln, jeweils für höchstens zehn Euro.
Die Uni ermöglichte mir also, großartige Dinge zu tun, die ich vorher nie tun wollte, wie einen Tanzkurs zu belegen oder einen Tauchschein zu machen. Allein dafür hat sich mein Aufenthalt, der sich am Ende doch kurz anfühlte, gelohnt.
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Elias Aguigah schickt „Post aus…Saint-Denis“! Er ist einer von elf Autorinnen und Autoren, die von ihren Auslandsstudienaufenthalten für campus.leben berichten, ihre Artikel finden Sie hier. Elias Aguigahs bisherige Post finden Sie hier.