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Die Zauberformel des Doktorvaters: Stefan Rinke, Historiker am Lateinamerika-Institut, wurde 2019 für die exzellente Betreuung seiner Promovierenden ausgezeichnet

Am 10. Juni findet der mit dem Preisgeld geplante und coronabedingt verschobene Workshop „Karrierewege in internationalen Netzwerken“ statt

09.06.2022

Kenner der lateinamerikanischen Geschichte und ausgezeichneter Lehrer: Professor Stefan Rinke

Kenner der lateinamerikanischen Geschichte und ausgezeichneter Lehrer: Professor Stefan Rinke
Bildquelle: privat

Zu den besten Betreuenden, die Promovierende an der Freien Universität Berlin finden können, zählt Stefan Rinke. Der Professor für Geschichte am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin wurde bereits im Jahr 2019 mit dem Preis der Dahlem Research School für die exzellente Betreuung seiner Doktorandinnen und Doktoranden ausgezeichnet. Wegen der Pandemie musste eine damit verbundene Veranstaltung bis jetzt verschoben werden.

Am heutigen Freitag, 10. Juni 2022, kann Stefan Rinke nun sein Vorhaben umsetzen: Die mit dem Preisgeld geplante Veranstaltung „Karrierewege in internationalen Netzwerken“ richtet sich vormittags an Rinkes Promovierende, ab 14 Uhr ist sie für alle Interessierten zugänglich.

Aber was macht einen guten Doktorvater aus? „Eine Zauberformel gibt es nicht“, sagt Stefan Rinke, und liefert dann irgendwie doch eine. Zeit sei das Wichtigste, sagt er. „Zeit, mit seinen Studierenden zu sprechen, für sie erreichbar zu sein, auch über die Bürozeiten hinaus.“

Zeit

So gesehen habe es ihm die Pandemie sogar leichter gemacht. Plötzlich sei er – wenigstens virtuell – von überall her für seine Doktorandinnen und Doktoranden greifbar gewesen. „Wir konnten uns bei Fragen schnell zusammenschalten.“

Das ist bei Stefan Rinke von besonderer Bedeutung, kommt doch ein Großteil seiner Studierenden aus Lateinamerika und hält sich – wie ihr Professor selbst – zu Forschungsaufenthalten immer wieder dort auf. Doch wie nah oder fern sich Doktorvater und Promovierende auch räumlich sind, Rinke stets um einen „freundschaftlichen Umgang“ mit seinen Studierenden.

Freundschaftlich-kollegial

„Ich versuche, die Distanz so weit zu verringern, dass es ihnen leichtfällt, mit mir zu sprechen“, sagt der 56-Jährige. „Mein Rat soll nie von oben herab erscheinen, sondern freundschaftlich-kollegial sein.“ Es sei ihm wichtig zu wissen, was im Leben seiner Promovierenden los sei, nicht nur akademisch. „Dafür gehe ich sehr individuell auf meine Studierenden ein“, sagt Rinke.

So könne er gemeinsam mit ihnen „einen Weg finden, die lange Promotionsphase gesund zu meistern“. Ängste, Rückschritte und Misserfolge gehörten zu einer Doktorarbeit zwangsläufig dazu. „Anfangs ist vielen oft nicht bewusst, wie lange sie sich tatsächlich mit einem Thema beschäftigen werden.“ Damit verbundene Ängste zu nehmen, „Forschungseifer, der ja gut ist, wohl zu temperieren, und wenn nötig ein Machtwort zu sprechen, dass es nun gut ist“ – auch das gehört für Stefan Rinke zu guter Betreuung.

Begleitung

Mit einer Promotion sei es ein wenig wie mit einer Beziehung, sagt Rinke: „Man ist sich sehr nah, beschäftigt sich ganz intensiv miteinander, geht durch Höhen und Tiefen. Aber am Ende muss man sich auch trennen können.“

Während bei jeder Promotion irgendwann ein Schlussstrich gezogen werden muss, begleitet Stefan Rinke seine Doktorandinnen und Doktoranden gern auch in der Postdoc-Phase oder auf dem Weg in die freie Wirtschaft. Was man „Netzwerken“ nenne könnte, nennt der Lateinamerika-Experte lieber „Austausch unter Freunden“. Seit 2007 organisiert er jährliche Nachwuchstagungen mit Fachkollegen, unter ihnen viele seiner ehemaligen Doktorandinnen und Doktoranden.

Wertschätzung

Sich über seine Projekte auszutauschen und konstruktive Kritik zu üben und zu erhalten, darum gehe es dabei. Er selbst habe über die Jahre „enorm viel“ von seinen Promovierenden gelernt und freue sich über die Entwicklung jeder und jedes Einzelnen.

Wer bei Stefan Rinke am Lateinamerika-Institut promovieren will, muss zuvor ein Stipendium für seine damit verbundene Forschung eingeworben haben. Derzeit betreut der Historiker 25 Promovierende, 50 Studierende hat er bereits bis zum Doktortitel begleitet. „Viele meiner Doktorandinnen und Doktoranden wurden ausgezeichnet und haben nationale und internationale Preise und Professuren bekommen.“

Vorbilder

Rinke selbst hat in Bamberg und im US-amerikanischen Bowling Green studiert, Geschichte und Amerikanistik. Promoviert wurde er im Jahr 1995 an der Katholischen Universität Eichstätt, wo er in seinem Doktorvater Hans-Joachim König ein „strahlendes Vorbild“ fand; mit dem Wissenschaftler verbindet ihn bis heute eine enge Freundschaft. „Es kam damals nicht so oft vor, dass man fachlich und menschlich so viel von seinem Doktorvater lernen konnte“, schwärmt Rinke. Schon damals als Doktorand habe er gedacht: „Das möchte ich auch können.“

Hans-Joachim König, der bis 2006 in Eichstätt eine Professur für die Geschichte Lateinamerikas innehatte, habe für seine Promovierenden „immer ein offenes Ohr“ gehabt, erzählt Rinke. „Ich konnte ihn immer um Rat fragen und er beeinflusst mich fachlich bis heute.“

Dass Stefan Rinke all diese guten Erfahrungen nun selbst an seine Studierenden weitergibt, brachte ihm im Jahr 2019 den DRS-Award for Excellent Supervison ein, eine Auszeichnung, die jedes Jahr an zwei Professor*innen der Freien Universität geht. Die daran geknüpfte Bedingung: Das Preisgeld in Höhe von 2000 Euro muss zugunsten der Nachwuchsförderung verwendet werden. Bevor Stefan Rinke das umsetzen konnte, kam Corona. Drei Jahre später, am heutigen 10. Juni, kann die Veranstaltung Karrierewege in internationalen Netzwerken endlich stattfinden.