Gärtnerin, Chemielaborantin, Tierpräparatorin
Ab 26. August: Veranstaltungsreihe des Netzwerks GenaU informiert über Ausbildungsberufe an wissenschaftlichen Einrichtungen – mit dem Ziel, mehr Mädchen zur Bewerbung zu ermutigen
09.08.2021
(v.l.n.r.) Studentin Charlotte Schramme, Gärtnerin Annika Cory, GenaU-Koordinatorin Charoula Finkelnburg und Prof. Dr. Petra Skiebe-Corrette, Leiterin des Schülerlabors NatLab der Freien Universität, stellen naturwissenschaftliche Lehrberufe vor.
Bildquelle: Marion Kuka
„Heute habe ich erst um halb zehn angefangen“, berichtet Annika Cory: Die Gärtnerin nutzt die Gleitzeit und kann ihren Arbeitsbeginn zwischen 6 und 9.30 Uhr legen. „Dann habe ich die Jungpflanzen versorgt – also gewässert und geprüft, ob es ihnen gut geht.“ Die 24-Jährige hat eine Ausbildung zur Staudengärtnerin im Botanischen Garten Berlin absolviert, der zur Freien Universität gehört. Bei einer Veranstaltung der Reihe „NATürlich – Ausbildung!“ stellt sie ihren Lehrberuf vor, erzählt von ihrer täglichen Arbeit, zeigt ihren Arbeitsplatz und beantwortet Fragen zum Ausbildungsverlauf und zur Bewerbung.
Die Reihe richtet sich an Schülerinnen von der 9. Klasse an und ist Teil des Projekts „Mach’s GenaU!“, das im Rahmen des MINT-Aktionsplans vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Gastgeber sind abwechselnd drei Schülerlabore: das NatLab der Freien Universität Berlin, das Gläserne Labor auf dem Campus Berlin-Buch und das Mikroskopierzentrum des Museums für Naturkunde Berlin.
Gute Wahl. Statt Gartenbauwissenschaften zu studieren, entschied sich Annika Cory für eine Ausbildung zur Staudengärtnerin: „Eigentlich gibt es nichts, was ich an meinem Beruf nicht mag.“
Bildquelle: Marion Kuka
Die Teilnehmerinnen treffen Auszubildende und Betreuende und lernen so etwa die Arbeit einer Chemielaborantin, einer Gärtnerin, einer Tierpflegerin, einer Sammlungsmanagerin und einer Präparatorin kennen. Vor jedem Termin erhalten die Schülerinnen per Post oder E-Mail Materialien für Experimente oder Recherche-Aufgaben.
Berufsorientierung durch Vorbilder und persönliche Gespräche
„Im Frühjahr haben wir aufgrund der Corona-Pandemie alle Termine online durchgeführt“, sagt Petra Skiebe-Corrette, Leiterin des Schülerlabors NatLab. Um trotzdem einen lebendigen Einblick in das Arbeitsumfeld zu vermitteln, war die Gärtnerin Annika Cory live vom Ausbildungshof des Botanischen Gartens zugeschaltet. Sie nahm die Teilnehmerinnen per Handy mit auf einen Rundgang und zeigte typische Tätigkeiten ihres Arbeitsalltags.
„Wir hoffen natürlich, dass wir die zweite Runde von Ende August an wieder gemeinsam vor Ort durchführen können“, sagt Petra Skiebe-Corrette. Doch das hänge vom Pandemieverlauf ab.
Spaß an körperlicher Arbeit, ein Grundverständnis für die Natur und Lernfähigkeit solle man für die dreijährige Ausbildung zur Gärtnerin mitbringen, empfiehlt Annika Cory.
Bildquelle: Marion Kuka
Fakten über Ausbildungsberufe finde man natürlich auch im Internet, sagt Charoula Finkelnburg, Koordinatorin von „Mach’s GenaU!“ beim Schülerlabor-Netzwerk GenaU. „Häufig können sich die Schülerinnen aber nichts darunter vorstellen und wissen nicht, ob sie wirklich Spaß an der Arbeit hätten.“ Der Austausch mit Menschen, die den Beruf bereits ausüben, gibt hier realistische Einblicke. „Weil nicht jeder solche Kontakte im Familien- oder Bekanntenkreis hat, ermöglichen wir diese Gespräche.“
Was passt besser: Studium oder Ausbildung?
Annika Cory berichtet freimütig über ihren persönlichen Weg: Nach der Schule habe sie Gartenbauwissenschaften studiert, das Studium aber bald wieder abgebrochen, weil es ihr zu theoretisch war. Die Arbeit als Gärtnerin liege ihr viel mehr: gießen, Unkraut jäten, Pflanzen umtopfen und schattieren – also dafür sorgen, dass sie genau die richtige Lichtmenge erhalten –, manchmal allein, manchmal im Team. „Eigentlich gibt es nichts, was ich an dem Beruf nicht mag“, sagt sie. Das liege aber auch daran, dass der Botanische Garten ein einzigartig schöner Arbeitsplatz sei. „Hier wird jede Pflanze als Individuum betrachtet, umhegt und gepflegt.“
In kommerziellen Gärtnereibetrieben gehe es dagegen mehr um die Massenproduktion von Pflanzen, die sich gut verkaufen, diese Erfahrung habe sie jedenfalls bei Betriebsdurchläufen während ihrer Ausbildung gemacht. In ihrer Freizeit zieht die Staudengärtnerin Gemüse auf einem Acker vor Berlin, auch zu Hause hütet sie unzählige Pflanzen, darunter 33 Kakteen.
Der Botanische Garten ist „ein einzigartig schöner Arbeitsplatz“, findet Annika Cory.
Bildquelle: Marion Kuka
Antworten auf Fragen zur Bewerbung
Spaß an körperlicher Arbeit, ein Grundverständnis für die Natur und Lernfähigkeit solle man für die dreijährige Ausbildung mitbringen, sagt Annika Cory. Denn ganz ohne theoretisches Wissen gehe es auch nicht: Von den rund 20 000 Pflanzenarten im Botanischen Garten könne sie inzwischen rund 600 Arten erkennen und benennen.
Auch Fragen zur Bewerbung, zum Gehalt, zum Ablauf der Ausbildung, zur Berufsschule und den Prüfungen beantwortet sie ausführlich. Zum Schluss zeigt sie, wie Sprösslinge pikiert, also aus dem Aussaattopf in viele Einzeltöpfe umgetopft werden. Wie meditativ diese Arbeit sein kann, merkt man ihr sogar durch die Kamera an. „Wer keine Geduld hat, sollte nicht Gärtnerin werden. Ich war früher ein eher aufgeregter Mensch, durch die ruhige Arbeit bin ich jetzt viel entspannter.“
Weitere Informationen
Interessierte Schülerinnen können sich für die zweite Runde der Reihe „NATürlich Ausbildung!“ anmelden, die vom 26. August 2021 an jeden zweiten Donnerstag von 17 bis 19 Uhr stattfindet. Ob die Veranstaltungen in Präsenz und vor Ort stattfinden können oder digital, wird auf der Webseite bekannt gegeben.
- Anmeldung per E-Mail: natuerlich-ausbildung@genau-bb.de
Programm:
- 26.08.2021: Auftakt: Vorstellungsrunde und gemeinsamer Einstieg im Gläsernen Labor
- 09.09.2021: NatLab, Freie Universität – Gärtnerin
- 23.09.2021: Gläsernes Labor, Campus Buch - Tierpflegerin
- 07.10.2021: Gläsernes Labor, Campus Buch – Fachinformatikerin
- 04.11.2021: Mikroskopierzentrum, Museum für Naturkunde - Präparatorin
- 18.11.2021: Mikroskopierzentrum, Museum für Naturkunde - Eventmanagerin
- 02.12.2021: NatLab, Freie Universität - Chemielaborantinnen
- 16.12.2021: NatLab, Freie Universität: Gespräch mit Ausbildungsleiter*innen zu Bewerbungsverfahren, Bewerbungsgesprächen etc.