Förderung suchen – und finden
Zum dritten Mal richtete die Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien (FSGS) das „World Café – Wege in die Promotion“ aus – diesmal gemeinsam mit der Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies (BGSMCS)
16.08.2019
Muss man katholisch sein, um sich bei einer katholischen Stiftung bewerben zu können? Muss das Promotionsthema einen politischen Hintergrund haben, wenn die Förderung von einer parteinahen Stiftung kommt? Wann sollte man sich um ein Promotionsstipendium kümmern? Diese und andere Fragen konnten fortgeschrittene Masterstudierende und Promotionsinteressierte auch in diesem Jahr wieder beim World Café „Wege in die Promotion“ stellen. Das Format ähnelt dem Speed-Dating in Kleingruppen: In sieben jeweils 20 Minuten langen Runden konnten Interessierte an Tische wechseln, an denen insgesamt elf der 13 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung anerkannten Begabtenförderungswerke durch Referentinnen und Referenten oder Stipendiatinnen und Stipendiaten vertreten waren.
Es seien mehr Stiftungsvertreterinnen und -vertreter denn je anwesend und auch mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer, freute sich Rebecca Mak über den Zuspruch. Die Geschäftsführerin der Friedrich Schlegel Graduiertenschule führte gemeinsam mit ihrem Kollegen Lars Ostermeier von der Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies in die Veranstaltung ein, Anita Alimadadi, die das World Café organisiert und vorbereitet hatte, erläuterte anschließend den Ablauf. Dann läutete auch schon das Glöckchen die erste Runde ein.
Alle Begabtenförderwerke setzten soziales Engagement voraus, sagte Rebecca Mak – oder zumindest die Absicht, sich sozial einzusetzen. Für eine erfolgreiche Bewerbung sei es grundsätzlich unerlässlich, sich im Vorfeld gut mit der inhaltlichen und politischen Ausrichtung der Stiftung auseinanderzusetzen. Für die Bewerbung erforderlich sei ein mehr oder weniger ausführliches Exposé, in dem das Promotionsvorhaben beschrieben wird, ein auf die Stiftung abgestimmtes Motivationsschreiben und der Nachweis von sozialem Engagement.
Beim Studienwerk Avicenna, eine der Stiftungen, die zum ersten Mal beim World Café vertreten waren, könne man sich auch mit einem sozialen Projekt bewerben, erklärt Cüneyd Erbay. „Ein Stipendium soll schließlich auch dazu anregen, sich gesellschaftlich zu engagieren.“ Avicenna richtet sich primär an muslimische Studierende aller Fachrichtungen, fördert aber auch Promotionen mit einem historischen oder islamwissenschaftlichen Bezug und Arbeiten zu muslimischem Leben in Deutschland.
Finanzielle und ideelle Unterstützung
Die meisten Stiftungen unterstützen die Promovierenden nicht nur finanziell, sondern auch ideell, in Form von Graduiertentagungen und Jahrestreffen. Das schätzt auch Moritz Thörner. Der Jurist wird vom katholischen Begabtenförderwerk Cusanuswerk gefördert, er sitzt heute als Berater an einem der Tische: „Die Tagungen sind toll, weil die Stipendiatenschaft divers ist.“ Darunter seien Theologinnen, Künstler und Juristinnen. „Ich finde es sehr bereichernd, Menschen aus anderen Fächern kennenzulernen und neue Ansätze.“ Dem Cusanuswerk gehe es um die Förderung von Biografien und nicht um die Förderung einer konkreten Arbeit oder eines speziellen Studienabschlusses, sagt Thörner.
In den Gesprächen mit den Stiftungsvertreterinnen und -vertretern zeigte sich immer wieder, dass sich vom Namen und den Trägern einer Einrichtung nicht automatisch auf deren Bedingungen schließen lässt: So fördert etwa die Stiftung Deutsche Wirtschaft nicht nur Promotionen zu ökonomischen Themen, sondern ist offen für alle Fachrichtungen mit einem Fokus ebenfalls auf dem sozialen Engagement. Und um von einer parteinahen Einrichtung wie der Heinrich-Böll-Stiftung, der Konrad-Adenauer-Stiftung oder der Friedrich-Ebert-Stiftung unterstützt zu werden, muss man nicht im Fach Politikwissenschaft promovieren. „Wir wünschen uns, dass das Dissertationsthema politische und bzw. oder gesellschaftliche Relevanz hat“, sagt Sevilay Karaduman, Referentin der Böll-Stiftung. So könne man zum Beispiel auch als Literaturwissenschaftlerin an einem gesellschaftsorientierten Thema arbeiten.
Ein Pluspunkt für die Aufnahme in die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung sei es, wenn man als Erste oder Erster in der Familie promoviere, sagte der Stipendiat Jonas Ferdinand. Auch eine Parteimitgliedschaft könne die Chancen erhöhen, vor allem aber soziales Engagement. Eine Altersgrenze für die Förderung gebe es nicht: „Solange man begründen kann, warum eine Promotion beruflich oder gesellschaftlich Sinn ergibt, steht einer Förderung auch im höheren Alter nichts im Weg.“
Eine Empfehlung der Expertinnen und Experten an den Tischen des World Cafés: sich frühzeitig zu informieren, um über die teilweise stark variierenden Bewerbungsfristen und -modalitäten Bescheid zu wissen.