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Ausgezeichnetes Wissen und Engagement

Die britisch-französische Promovierende Laurel Braddock wurde für den hervorragenden Abschluss zweier Masterstudiengänge und ihr Ehrenamt in der Geflüchtetenhilfe mit dem DAAD-Preis ausgezeichnet

18.07.2019

Prof. Elke Koch überreichte den Preis an Laurel Braddock.

Prof. Elke Koch überreichte den Preis an Laurel Braddock.
Bildquelle: Peter Schraeder

Keine große Rede, nur ein paar schlichte Dankesworte: Laurel Braddock, die an der Freien Universität gleich zwei Masterstudiengänge abgeschlossen hat, nahm den mit 1000 Euro dotierten Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für ausländische Studierende in aller Bescheidenheit im Rahmen des Sommerfests des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften entgegen. Braddock, die britische und französische Staatsbürgerin ist, hat an der Freien Universität sowohl einen Masterstudiengang in den Fächern Deutsch als Fremdsprache als auch in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft absolviert. Ausgezeichnet wurde die Preisträgerin aber nicht nur für ihr erfolgreiches Studium, sondern auch für ihr soziales Engagement. „Ich finde es sehr schön, dass ich den Preis für beide Teile meines Lebens erhalten habe“, sagt sie.

Professor Georg W. Bertram, Dekan des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften, betonte in seiner Ansprache die theoretische Spitzenforschung des Fachbereichs.

Professor Georg W. Bertram, Dekan des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften, betonte in seiner Ansprache die theoretische Spitzenforschung des Fachbereichs.
Bildquelle: Peter Schraeder

Denn wenn Laurel Braddock nicht an der Universität arbeitet, berät sie geflüchtete Frauen im Rahmen von Härtefallberatungen, um geflüchteten Menschen, die von unmittelbarer Abschiebung bedroht sind, eine Bleibeperspektive zu ermöglichen. Die Masterabsolventin sagt, es fühle sich manchmal so an, als führe sie ein Doppelleben. Inzwischen promoviert Braddock im Fach Literaturwissenschaft an der Friedrich-Schlegel-Graduiertenschule der Freien Universität. Manchmal sitze sie morgens in der Rechtsberatung und nachmittags im Colloquium, sagt Braddock. „Die Unterschiede zwischen beiden Bereichen sind schon sehr krass.“ Um als Rechtsberaterin arbeiten zu können, hat sie als Studentin zunächst eine einjährige Ausbildung an der Humboldt-Universität zu Berlin gemacht. Inzwischen arbeitet sie seit mehr als zwei Jahren in der rechtlichen Beratung zweier Vereine, die sich für Flüchtlinge einsetzen.

Professorin Erika Fischer-Lichte, Gründerin des Sonderforschungsbereichs 447.

Professorin Erika Fischer-Lichte, Gründerin des Sonderforschungsbereichs 447.
Bildquelle: Peter Schraeder

Rechtsberatung für Flüchtlinge

„Für geflüchtete Frauen ist der Asylprozess besonders schwer zu organisieren, insbesondere wenn sie kleine Kinder haben“, sagt Braddock. Die Anhörungsgespräche könnten sehr schwierig sein und sogar retraumatisierend, da die Frauen über ihre Flucht und mögliche sexualisierte Gewalt Auskunft geben müssten. „In der Rechtsberatung mit geflüchteten Frauen geht es darum, sich zusammen auf die Anhörungen zu vorbereiten, sodass die Frauen ihr Recht auf Asyl wahrnehmen können“, sagt die Promovendin.

Die Arbeit als Rechtsberaterin belaste sie mitunter emotional, wie sie sagt. Man müsse aufpassen, dass die Geschichten der Menschen einem nicht zu nahegingen. Danach gefragt, wie sie die Motivation für ihre Arbeit aufbringe, weiß Braddock zunächst keine Antwort. Dann sagt sie: „Für mich gehört es einfach dazu.“ Sie habe die Zeit und die Ressourcen, um sich gesellschaftlich einzubringen und sie handle gemäß ihrer politischen Überzeugung. Außerdem lerne sie persönlich sehr viel durch ihre Arbeit und entwickle ein Bewusstsein für andere Lebensrealitäten.

Die Mitglieder des Poetry Project stellten ihr Projekt und ihre Gedichte vor.

Die Mitglieder des Poetry Project stellten ihr Projekt und ihre Gedichte vor.
Bildquelle: Peter Schraeder

Promotion über südafrikanische Literatur

Den Blickwinkel wechseln zu können, sei auch bei ihrem Promotionsthema hilfreich. Braddock schreibt über queere Figuren in den Werken der Schriftstellerin Bessie Head und des Autors Kabelo Sello Duiker. Beide stammen aus Südafrika. Das mit der Auszeichnung des DAAD verbundene Preisgeld plant Braddock für einen Forschungsaufenthalt in Südafrika zu nutzen, der für das nächste Jahr geplant ist.

Elke Koch, Professorin am Institut für Deutsche und Niederländische Philologie, überreichte die Auszeichnung. Zuvor hatten die Gäste des Sommerfests einen besonderen Einblick in die Gedankenwelt geflüchteter Menschen gewinnen können. Das Poetry Project, eine Gruppe junger Flüchtlinge aus Afghanistan und dem arabischen Raum, trug Gedichte über Heimweh und Einsamkeit vor, auf Persisch, Arabisch und Deutsch.