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„Wir wollen zeigen, was Berlin im Bereich der Lehre kann“

Die Berlin University Alliance richtet mit dem Berliner Zentrum für Hochschuldidaktik im März 2020 die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik aus – bis zum 15.9 können Vorschläge für Vorträge und Workshops eingereicht werden.

18.06.2019

Die Digitalisierung ermöglicht neue Lehrformate und legt einen stärkeren Fokus auf das eigenständige Lernen der Studierenden.

Die Digitalisierung ermöglicht neue Lehrformate und legt einen stärkeren Fokus auf das eigenständige Lernen der Studierenden.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Sie steht manchmal im Schatten der Forschung – und ist doch für das Profil einer Universität oder Hochschule maßgeblich: die Lehre. Bei der 49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik, die im kommenden Jahr in Berlin stattfindet, wird vom 11. bis 13. März 2020 drei Tage lang über kreative Ideen und neuste Forschungsergebnisse für Verbesserungen in Seminarräumen, Laboren oder Hörsälen diskutiert. Bis zum 15. September 2019 können Hochschuldidaktikerinnen und -didaktiker, Lehrende und Studierende eigene Beiträge vorgeschlagen. Professor Hauke Heekeren, Vizepräsident für Studium und Lehre an der Freien Universität Berlin, erklärt, warum stärkere Aufmerksamkeit für die Lehre wichtig ist.

Herr Professor Heekeren, die drei großen Berliner Universitäten und die Charité richten die nächste Jahrestagung der Gesellschaft für Hochschuldidaktik aus. Warum tritt die Berlin University Alliance gemeinsam an?

Stärkung der Lehre – auch einrichtungsübergreifend – ist ein wichtiges Thema der Partnerinnen in der Berlin University Alliance. In unserem gemeinsamen Antrag im Kontext der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder betrifft das vor allem den Ansatz der forschungsorientierten Lehre. Dies ist uns wichtig, denn die Einheit von Forschung und Lehre ist ein Grundprinzip im modernen Verständnis der Universität.

Als sich die Möglichkeit bot, die Jahrestagung der DGHD nach Berlin zu holen, haben wir Vizepräsidentinnen und -präsidenten für Studium und Lehre an den drei großen Berliner Universitäten und der Prodekan für Studium und Lehre der Charité uns dafür eingesetzt, die Tagung auszurichten. Beteiligt ist auch das Berliner Zentrum für Hochschullehre, in dem sich insgesamt 13 Berliner Hochschulen zusammengeschlossen haben. Gemeinsam wollen wir zeigen, dass Berlin nicht nur ein weltweit wichtiger Forschungsstandort ist, sondern auch in der Lehre viel zu bieten hat.

Welches Potenzial birgt es, dass die Tagung in Berlin stattfindet?

Berlin bietet ein ganzes Panorama der Hochschullehre: von universitären Studiengängen über die Lehre an den sieben Berliner Fachhochschulen bis zu den rund 30 privaten Hochschulen oder Kunsthochschulen. Hochschullehre ist eine gemeinsame Berliner Aufgabe: Mehr als 30.000 Lehrende sind hier tätig und über 180.000 Studierende. Für uns Universitäten in der Berlin University Alliance ist dabei insbesondere die Verbindung von Spitzenforschung und Lehre ein wichtiges Anliegen. An der Freien Universität ist die forschungsorientierte Lehre ein Profilelement und auch die Humboldt-Universität und die Technische Universität Berlin haben eine erfolgreiche Tradition in diesem Feld. Außerdem wollen wir die gemeinsamen Programme und Studiengänge weiter ausbauen, damit die Studierenden noch mehr von den unterschiedlichen Expertisen an den einzelnen Universitäten profitieren. An allen drei Universitäten gibt es zudem Projekte aus dem Qualitätspakt Lehre, die alle das Ziel haben, die Studienbedingungen und die Lehre an unseren Einrichtungen weiter zu verbessern.

Professor Hauke Heekeren, Vizepräsident für Studium und Lehre an der Freien Universität Berlin

Professor Hauke Heekeren, Vizepräsident für Studium und Lehre an der Freien Universität Berlin
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Warum ist es Ihrer Ansicht nach so wichtig, die Lehre stärker in den Mittelpunkt zu rücken, sich zu diesem Thema auszutauschen und gemeinsam an einer Verbesserung der Lehre zu arbeiten?

Lehre und Bildung sind Grundaufgaben jeder Universität und prägen wesentlich den hochschulischen Alltag von Studierenden und Lehrenden. Neben der Forschung soll daher die Lehre beispielweise in der öffentlichen Kommunikation oder in der Entwicklung wissenschaftlicher Karrieren mehr Aufmerksamkeit, Sichtbarkeit und Wertschätzung bekommen. Darüber hinaus gab es in den vergangenen Jahren viele neue Impulse. Durch die Digitalisierung wurden neue Lehrformate möglich und die Lehre legt insgesamt einen stärkeren Fokus auf das eigenständige Lernen der Studierenden. Ein Beispiel hierfür ist das Konzept des „Flipped Classroom“. Die Studierenden eignen sich fachliche Inhalte vorher etwa mithilfe digitaler Angebote an, und die Präsenzveranstaltung wird zur Vertiefung genutzt. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Blick nach außen: Forschung lebt von der internationalen Vernetzung – diesen internationalen Austausch halte ich auch im Bereich der Lehre für ganz zentral. Es gibt weltweit Standorte, die in dieser Hinsicht Vorreiter sind und von denen wir lernen können – etwa die University of British Columbia in Kanada, eine unserer strategischen Partneruniversitäten. Und auch in Netzwerken mit europäischen Partnern, in denen wir engagiert sind, – ein Beispiel hierfür ist das Netzwerk UNA Europa – spielt die Lehre eine wichtige Rolle.

Außerdem ist die Lehre an allen vier Einrichtungen zunehmend international geprägt – wir haben an der Freien Universität Studierende aus mehr als 130 Ländern, und die Zahl englischsprachigen Studiengänge steigt. Beim Thema Lehre wollen wir unsere Perspektive erweitern und vom Ideen- und Erfahrungsaustausch wichtiger Akteurinnen und Akteuren in diesem Gebiet inspirieren lassen. Bei der Jahrestagung wird es daher auch Vorträge internationaler Expertinnen und Experten geben.

Welche Themen stehen bei der Konferenz noch im Vordergrund?

Es gibt insgesamt drei Themenfelder: Es geht um die Verbindung von Forschung im Bereich der Hochschuldidaktik und der Praxis. Wie lassen sich neue Lehransätze validieren? Welche Forschungsfragen ergeben sich aus der Praxis? Der Einsatz von neuen Formaten in der Lehre sollte evidenzbasiert erfolgen.

Ein weiteres Thema ist das Verhältnis von Hochschuldidaktik und Fachkulturen. Hier wird diskutiert, welche Prinzipien guter Lehre für alle Disziplinen gültig sind und wann fächerspezifische Ansätze unabdingbar sind. Formate, die in der Physik zum Einsatz kommen, können andere sein als solche, die in philologischen Studiengängen eingesetzt werden – weil ganz unterschiedliche Inhalte vermittelt werden müssen. Dennoch können die Vertreterinnen und Vertreter der einzelnen Fächer – wie es auch bei interdisziplinärer Forschung der Fall ist – voneinander lernen.

Im Mittelpunkt des dritten Themenfeldes stehen die Rahmenbedingungen, die die Universitäten und Hochschulen zur Verbesserung der Lehre schaffen können. Wie können wir Lehre nicht nur als individuelle Herausforderung, sondern als Gemeinschaftsaufgabe verstehen? Wie können wir die Bedingungen für gute Lehre verbessern? Aber durch die Einführung neuer Formate kann man einiges bewegen. Um noch einmal auf die Situation an der Freien Universität zurückzukommen: Nachwuchslehrende erreichen wir inzwischen sehr gut über die Projekte aus dem Qualitätspakt Lehre, aber was ist mit denjenigen, die schon seit 20 Jahren im Geschäft sind? Hier könnte ein individueller, fachspezifischer Ansatz funktionieren: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden dabei unterstützt, ihr Forschungsthema als Lehrveranstaltung umzusetzen. Und wir als Hochschulleitungen müssen uns überlegen, wie wir die strukturellen Voraussetzungen dafür schaffen, dass solche Angebote verstärkt möglich sind. Eine weitere wichtige Frage für uns ist, wie wir Ideen aus der Hochschuldidaktik auch für den Dialog mit der Gesellschaft nutzen können.

An wen richtet sich die Tagung?

Neben den Hochschuldidaktikerinnen und -didaktikern möchten wir gerne auch Lehrende und Studierende ansprechen. Gerade Studierenden – das erlebe ich vor allem auch hier an der Freien Universität Berlin – verdanken wir viele Impulse für die Lehre etwa in Ausbildungskommissionen oder in Tutorien und Mentoring-Programmen. Unser „Call for Submission“, der jetzt startet, richtet sich an alle. Es wird beispielsweise die Möglichkeit geben, herausragende Lehrprojekte vorzustellen. Uns ist wichtig – daher wird es ein umfangreiches Begleitprogramm geben –, dass die Jahrestagung im kommenden März für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer inspirierende und erkenntnisreiche drei Tage bietet und sichtbar wird, dass Berlin nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre glänzt.

Die Fragen stellte Nina Diezemann

Weitere Informationen

49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik

Die Jahrestagung unter dem Titel Hochschullehre als Gemeinschaftsaufgabe: miteinander – kooperativ – integrativ findet vom 11. bis 13. März 2020 an der Freien Universität Berlin statt. Sie wird von der Berlin University Alliance, einem Verbund von Freier Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technischer Universität Berlin und Charité – Universitätsmedizin Berlin, in Kooperation mit dem Berliner Zentrum für Hochschullehre ausgerichtet.

Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Feld der Hochschuldidaktik, der Qualitätsentwicklung und -sicherung von Studium und Lehre, alle Forschende aus den Bezugsdisziplinen und Fachdidaktiken, alle Lehrenden und Studierenden sowie alle darüber hinaus Interessierten sind eingeladen, an der Veranstaltung teilzunehmen und sich zu beteiligen. Eigene Vorschläge für Beiträge können noch bis zum 15. September 2019 eingereicht werden. Den Call for Submission und weitere Informationen zur Tagung finden Sie hier.