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Abitur – und dann?

Seit gut einem Jahr gibt es das Orientierungsstudium EinS@FU an der Freien Universität, der zweite Jahrgang schließt in Kürze das erste Semester ab

15.01.2019

Wie geht es weiter nach dem Abitur? Im Rahmen des Orientierungsstudiums EinS@FU können Schulabgängerinnen und -abgänger ein Jahr lang Studienfächer ausprobieren.

Wie geht es weiter nach dem Abitur? Im Rahmen des Orientierungsstudiums EinS@FU können Schulabgängerinnen und -abgänger ein Jahr lang Studienfächer ausprobieren.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Nach dem bestandenen Abitur stellte sich für Florian Mielisch aus Kleinmachnow die Frage: und jetzt? „Ich hatte gar keinen Plan, in welche Richtung es gehen sollte“, sagt der 19-Jährige. „Ich wusste nicht, was ich studieren will – und ob überhaupt.“ Wie Florian geht es vielen Schulabgängerinnen und Schulabgängern. Viele haben keine Vorstellung davon, wie ein Studium abläuft. Um ihnen den Einstieg ins Uni-Leben zu erleichtern, baut die Freie Universität deshalb an mehreren Stellen Brücken zwischen Schule und Universität. Eine der Initiativen ist EinS@FU, ein Einführungs- und Orientierungsstudium, das seit einem Jahr angeboten wird, jeweils zum Wintersemester.

Wählen aus den Bereichen „Natur“ und „Geist und Kultur“

Florian bewarb sich für einen der 190 Plätze – und bekam ihn. Ein Jahr lang kann er nun Module aus mehr als 40 Bachelorstudiengängen ausprobieren. Für die Immatrikulation musste er sich zwischen den Schwerpunkten „Natur“ und „Geist und Kultur“ entscheiden, kann dann aber aus beiden Bereichen Veranstaltungen belegen. Neben Kursen aus dem regulären Studienangebot werden speziell entwickelte fachliche Orientierungsmodule angeboten, die einen Überblick über Themen und wissenschaftliche Arbeitsmethoden geben. Mentorinnen und Mentoren begleiten Florian und seine Mitstudierenden. „Man wird an die Hand genommen und bekommt Unterstützung, das finde ich gut“, sagt er.

In der Reihe hinter Florian sitzt Karlina. Sie belegt im laufenden Wintersemester eine Vorlesung in Geschichte, ein Seminar aus den Islamwissenschaften, eines für Filmgeschichte und einen Spanisch-Kurs. Eigentlich interessiert sie sich auch für Psychologie. Kurse aus zulassungsbeschränkten Studiengängen kann sie im Rahmen von EinS@FU jedoch nicht belegen. Trotzdem ist sie zufrieden: „Ich habe das Gefühl, dass ich mich in meinem Allgemeinwissen weiterbilde.“

Professor Stephan Gosepath hielt einen Vortrag über das Thema Freiheit in der Philosophie und stellte darüber das Fach vor. Im praktischen Teil der Vorlesung ging es um die Freiheit der Studienwahl und des -aufbaus.

Professor Stephan Gosepath hielt einen Vortrag über das Thema Freiheit in der Philosophie und stellte darüber das Fach vor. Im praktischen Teil der Vorlesung ging es um die Freiheit der Studienwahl und des -aufbaus.
Bildquelle: Anne-Sophie Schmidt

Ringvorlesung „Freiheit“ – über den Leitbegriff der Universität die Fächervielfalt kennenlernen

An diesem Mittwoch sitzen Karlina und Florian mit rund hundert weiteren EinS@FU-Studierenden in einem Seminarraum in der Holzlaube und erfahren etwas über den Freiheitsbegriff in der Philosophie. Die Vorlesung ist Teil einer besonderen Ringvorlesung im Jubiläumsjahr der Freien Universität und bietet eine Einführung in die große Fächerpalette, die man an der Freien Universität an den Fachbereichen Philosophie und Geisteswissenschaften und Geschichts- und Kulturwissenschaften studieren kann: von Japanologie, Judaistik, Archäologie über Religionswissenschaft, Theaterwissenschaft, Anglistik bis hin zu Islamwissenschaft und Kunstgeschichte, um nur einige Beispiele zu nennen. 

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellen ihr Fach vor und stehen Rede und Antwort

Anlässlich des 70. Geburtstags der Freien Universität im vergangenen Jahr steht die von Romanistikprofessorin Anita Traninger und Koreanistikprofesesor Hannes Mosler konzipierte Ringvorlesung im Schwerpunkt „Geist und Kultur“ unter dem Motto „Freiheit“ – einem der drei Leitbegriffe der Universität.

In jeder Vorlesung wird der Freiheitsbegriff durchgespielt. Thematisch kann es dabei  – je nach Fach – um die Figur des Sklaven in der antiken Komödie gehen, um die Geschichte des Liberalismus, um Hegels Freiheitsbegriff oder den US-amerikanischen Kinofilm „Easy Rider". Jede Vorlesung besteht aus fünf Teilen: aus eben einem Fallbeispiel, das demonstriert, wie das Thema Freiheit im spezifischen Fach behandelt werden könnte; aus Informationen über die Studiengestaltung – welche Freiheiten, welche Gestaltungsspielräume lässt der Studienplan zu, welche Wahlmöglichkeiten hat man, wie steht es mit einem Auslandsaufenthalt? –; aus Berichten über Berufsperspektiven: Welche Wege haben Absolventinnen und Absolventen eingeschlagen, welche ungewöhnlichen oder unerwarteten Karriereaussichten gibt es? Anschließend sind die Wissenschaftler aufgefordert, fünf Fragen zu beantworten: Was ist der größte Irrtum über Ihr Fach? Was ist eine überraschende Tatsache in Bezug auf Ihr Fach, die kaum jemand kennt? Wenn Sie am Studienplan Ihres Fachs eine Sache ändern könnten, was wäre das? Was ist für Sie momentan die spannendste Frage in Ihrem Fach? Was war es, das Sie für Ihr Fach ursprünglich begeistert hat? Daran schließen sich Fragen der Studierenden an und eine Diskussion.

Vom Freiheitsbegriff in der Philosophie

Stefan Gosepath, Professor für Praktische Philosophie, verdeutlichte zu Beginn seiner Vorlesung, was es heißt, philosophisch zu denken. „Vermutlich denken Sie: ‚Ist doch klar, was Freiheit ist.‘ Wo liegt also das Problem? Philosophen fragen aber, was genau mit Begriffen gemeint ist. Deswegen sind sie manchmal so nervig.“ Grübeln sei der Anfang der Philosophie. „Man beginnt mit dem Alltagsbegriff. Dann sind wir genau an dem Punkt, den Philosophie-Interessierte spannend finden müssen: Das Grübeln, um den Alltagsbegriff in eine interessante intellektuelle Bewegung umsetzen.“ Gosepath sprach über die Unterscheidung von positiver und negativer Freiheit, von antiken und modernen Freiheitskonzeptionen und warum es für politisches Handeln relevant ist, welche Auffassung von Freiheit man vertritt.

Sein Vortrag unterschied sich von einer regulären Vorlesung, weil er sich explizit an Studieninteressierte richtete. Er gab anschauliche Beispiele aus der Praxis und zeigte dadurch die praktische Dimension abstrakter philosophischer Fragen. „Wo liegt der Unterschied in der Unfreiheit eines Gefangenen und einer Drogenabhängigen? Ist dieser Unterschied wichtig? In einem Seminar würde ich Sie jetzt die ganze Zeit ausfragen. Aber wir sind hier in einer Vorlesung, deswegen gebe ich nur Antworten.“

Nach der Theorie die Praxis: Welche Freiheiten hat man in der Studiengestaltung, welche Perspektiven gibt es nach dem Studium?

Nach einer knappen halben Stunde Theorie ging es um praktische Fragen: um die mögliche Studiengestaltung und um Perspektiven nach dem Studium. „Philosophie ist keine brotlose Kunst“, stellte Gosepath klar. Ziel eines Philosophie-Studiums sei es, Allgemeinbildung zu erlangen, sodass man im Journalismus, in der Politikberatung oder im Management arbeiten könne. „Juristen bekommen oft Jobs, weil von ihnen erwartet wird, dass sie gelernt haben, klar zu reden und zu denken. Dann denke ich immer: Das können alle meine Studierenden locker.“

Am Ende der Vorlesung gab es Zeit für Fragen. Emilia Bott meldete sich und fragte Stephan Gosepath nach Details zum Studienaufbau. Die 19-Jährige belegt in diesem Semester bereits ein Seminar in Philosophie. „Dadurch ist mir mein Interesse für das Fach bewusst geworden. Die Vorlesung jetzt hat mir geholfen, die Struktur, Organisation und Perspektiven des Studiums besser zu verstehen. Das hat mich noch mehr überzeugt.“ Emilia kann sich das Seminar später anrechnen lassen – wenn sie vielleicht vom kommenden Wintersemester an ein Philosophie-Studium aufnimmt.

Weitere Informationen

EinS@FU ist das Einführungs- und Orientierungsstudium der Freien Universität Berlin.

Es ist genau richtig, wenn Sie...

  • sich für mehr als ein Studienfach interessieren,
  • ausprobieren wollen, ob ein bestimmtes Studienfach zu Ihnen passt,
  • sicherer werden wollen in Grundlagen wie in Mathematik oder Sprachen,
  • ein Studium jenseits der bekannten (Schul-)Fächer entdecken möchten,
  • Freude an wissenschaftlichen Fragen haben.

Mit EinS@FU können Sie...

  • ein Jahr lang mehr als 40 Studiengänge der Freien Universität Berlin in den Naturwissenschaften, Geschichts- und Kulturwissenschaften sowie in der Philosophie- und den Geisteswissenschaften kennenlernen,
  • neue Interessen und Studienfächer entdecken,
  • sich gezielt auf ein späteres Studium vorbereiten,
  • anrechenbare Leistungen für ein nachfolgendes Studium erwerben,
  • und letztendlich ein Studium finden, das genau zu Ihren Vorstellungen, Fähigkeiten und Zielen passt!

Mehr über EinS@FU erfahren.