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Im Feld – zwischen Fortschritt und Tradition

Zwölf Studierende der Veterinärmedizin waren sechs Wochen für eine Feldstudie in der Mongolei unterwegs / Amelie Arnecke im campus.leben Interview über Jurten, Fleischbrühe und die Sterne in der Steppe

05.12.2018

Die Studentin Amelie Arnecke untersuchte Schafe in der Mongolei auf Resistenzen gegen Wurm-Medikamente.

Die Studentin Amelie Arnecke untersuchte Schafe in der Mongolei auf Resistenzen gegen Wurm-Medikamente.
Bildquelle: Carla Spangenberg

Seit 2007 arbeitet der Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität mit der Mongolian University of Life Sciences zusammen. Im Sommer 2018 reisten zwölf Studierende gemeinsam mit Dr. Peter-Henning Clausen, Privatdozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, für sechs Wochen in die Mongolei, um eine Feldstudie an den Schafen nomadischer Tierhalter durchzuführen. Die Studentin Amelie Arnecke berichtet im Campusleben-Interview von ihren Erlebnissen.

Frau Arnecke, was haben Sie in der Mongolei gemacht?

Im August sind wir zunächst in die Hauptstadt Ulaanbaatar geflogen und haben dort zwei Wochen lang gemeinsam mit unseren mongolischen Austauschstudierenden die Universität und ihre Institute besucht. Nach einem kurzen Trip in die Mittelgobi sind wir in Kleingruppen mit einer mongolischen Tierärztin und einem Tierarzt zur Feldstudie in die Provinzen Selenge und Khuvsgul aufgebrochen. Dort haben wir Hirten oder Tierhalter besucht und deren Schafe für eine parasitologische Studie untersucht.

Was haben Sie bei dieser Studie gelernt?

Wir haben in einem Praktikum die Schafe auf Resistenzen gegen Wurm-Medikamente untersucht. Dazu haben wir Kotproben mikroskopiert. Anschließend hat die lokale Tierärztin einem Teil der positiv beprobten Schafe Medikamente verabreicht. Nach zwei Wochen konnten wir durch erneutes Mikroskopieren feststellen, ob die Medikamente noch wirken. Ich finde es sinnvoll, solch eine Feldstudie selbst durchzuführen. Gerade in Gegenden, wo nicht alles verfügbar ist, lernt man dabei sehr viel: Wir mussten zum Beispiel Kochsalzlösung selbst herstellen und unsere Mikroskope waren nicht ideal. Aber man findet dennoch immer einen Weg, mit der gegebenen Ausrüstung zu arbeiten.

Wieso haben Sie sich entschieden, einen Teil Ihres praktischen Jahres im Ausland zu verbringen?

Ich finde es extrem wichtig, als Veterinärmedizinerin über den Tellerrand zu schauen. In Zeiten der Globalisierung müssen wir uns auch mit Problemen in der Mongolei befassen, selbst wenn es viele der dortigen Tierseuchen hier in Deutschland nicht mehr gibt. Durch Import und zunehmenden Flugverkehr kann es passieren, dass auch bei uns die Tollwut oder die Maul- und Klauenseuche plötzlich wieder ein Thema wird. Deshalb ist es sinnvoll, sich weltweit auszutauschen.

Wie haben Sie das Nomadentum der Hirten und Tierhalter erlebt? Hatten Sie Probleme, sich in der Kultur zurechtzufinden?

Wir hatten vorher einige Bedenken, die sich dann vor Ort als unnötig erwiesen haben. Es gibt Kleinigkeiten, an die man sich halten sollte: So muss man beispielsweise darauf achten, mit welchem Fuß man die Jurten– also die Filzhütten der Nomaden – zuerst betritt und auf welcher Seite man Platz nimmt. Aber wenn man einen Fehler macht, ist es nicht so schlimm. Schwieriger war es für die Vegetarier unter uns: Denn die Mongolen ernähren sich hauptsächlich von Fleisch, da dies fast die einzige Nahrung ist, die sie immer zur Verfügung haben. Wenn ich als Vegetarierin morgens mit einer Fleischbrühe geweckt werde, ist das schon gewöhnungsbedürftig. Ich habe das Fleisch dort aber ab und zu gegessen, da die Tiere den ganzen Tag draußen sind – das ist eigentlich Biohaltung.

Was ist Ihre schönste Erinnerung an den Aufenthalt?

Die schönste Erfahrung war ein Besuch in der Mittelgobi, das heißt in der Steppe, kurz vor der Wüstenregion. Dort haben wir eine Nacht bei Kamelhirten verbracht. Wir waren mitten in der Steppe, um uns herum nur zwei traditionelle Hütten (Jurte) und Kamele. Es gab natürlich keine Lichtverschmutzung! Ich glaube, bei Sternschnuppe Nummer 32 habe ich aufgehört zu zählen.

Die Fragen stellte Carla Spangenberg.

Weitere Informationen

In einem Reiseblog haben die Studierenden ihre Erfahrungen mit Texten und Fotos dokumentiert: https://vetmedberlinmongolia18.tumblr.com/