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Über den Ursprung des HI-Virus

Bei einem von Doktoranden der Freien Universität organisierten Symposium über Infektionsbiologie war HIV-Entdecker Robert Gallo zu Gast

05.07.2018

Das Sommersymposium des Interdisziplinären Zentrums für Infektionsbiologie und Immunität (ZIBI) haben die Doktoranden Tereza Vychodil, Ankur Midha, Norus Ahmed, Luca Bertzbach sowie die promovierte Biologin Juliane Kofer (v.l.n.r.) organisiert.

Das Sommersymposium des Interdisziplinären Zentrums für Infektionsbiologie und Immunität (ZIBI) haben die Doktoranden Tereza Vychodil, Ankur Midha, Norus Ahmed, Luca Bertzbach sowie die promovierte Biologin Juliane Kofer (v.l.n.r.) organisiert.
Bildquelle: Viviane Kremling

Bereits zum zehnten Mal hat das Interdisziplinäres Zentrum für Infektionsbiologie und Immunität (ZIBI) ein Sommer-Symposium durchgeführt, doch erstmals wurde es nur von Doktoranden der Freien Universität organisiert. Den jungen Wissenschaftlern gelang es, hochkarätige Gäste für die Tagung zu gewinnen – darunter Robert Gallo, einer der Entdecker des HI-Virus.

Symposium von Studierenden für Studierende

Das Symposium richtete sich vornehmlich an Promovierende und Studierende im Master und diente – neben dem fachlichen Austausch – vor allem dem Knüpfen von Kontakten. „Es geht darum, Impulse aus anderen Forschungsfeldern zu bekommen“, erklärte Luca Bertzbach, der das Symposium zusammen mit seinen Mitpromovierenden Norus Ahmed, Tereza Vychodil, Ankur Midha sowie der bereits promovierten Biologin Juliane Kofer organisiert hat.

Ein Beispiel dafür sei etwa das Feld der Gesellschaftswissenschaften, das eine ethische Betrachtung der biologischen Arbeit ermöglicht. So gab es am zweiten Veranstaltungstag ein von der Schering Stiftung gefördertes Panel, in dem es unter anderem um die neuartige CRISPR/Cas-Methode ging – einer Genschere, mit der Genmanipulationen viel leichter fallen als früher.

Der prominenteste Gastredner des Symposiums war Dr. Robert Gallo, einer der Entdecker des HI-Virus.

Der prominenteste Gastredner des Symposiums war Dr. Robert Gallo, einer der Entdecker des HI-Virus.
Bildquelle: Viviane Kremling

Ebenfalls Thema waren die sogenannten Neglected tropical diseases (vernachlässigte Tropen-Krankheiten). Damit sind Infektionskrankheiten gemeint, die ihren Ursprung in den ärmeren Ländern der Erde haben und in wohlhabenden Industriestaaten aufgrund klimatischer Bedingungen so gut wie nie vorkommen. Die Erforschung und Bekämpfung dieser Krankheiten stockt seit Jahrzehnten, weil die betroffenen Patienten sich die teuren Medikamente und Therapien schlichtweg nicht leisten können. Die Teilnehmer der Konferenz diskutierten, wie aus ethischer Sicht mit einer solchen Situation zu verfahren sei.

Ursprung des HI-Virus

Anders verhielt es sich beim HI-Virus, wie der Virologe Robert Gallo in seinem Vortrag über die Entstehung und Entdeckung von HIV zeigte. Auch dieser Krankheitserreger hat in Afrika seinen Ursprung, befiel jedoch zunächst nur Schimpansen. Vor wahrscheinlich 100 Jahren sprang der Virus dann auf Menschen über, die die Affen jagten. Eine offene Wunde, die in Kontakt mit dem tierischen Blut kam, reichte für eine Infektion aus.

Vorerst verharrte der HI-Virus in Afrika. Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich die geopolitische Lage jedoch massiv, es kam zu Migrationsbewegungen und einer stärkeren Vernetzung der Weltbevölkerung. „Die Ausbreitung von Infektionskrankheiten erfolgt häufig nach einem historischen Wandel“, erklärte der weltbekannte Virologe Gallo in seinem Vortrag.

Zwei Teams machen eine Entdeckung

Zu Beginn der 1980er Jahre begann die Wissenschaft, nach dem Auslöser einer neuartigen Immunerkrankung zu suchen: AIDS. Die Krankheit, bei der die körpereigene Keimabwehr attackiert wird, breitete sich rasch über den Globus aus. „Allein in Japan infizierten sich innerhalb weniger Monate hunderte von Menschen“, sagte Gallo.

Robert Gallo war damals am National Institutes of Health in Bethesda im US-Staat Maryland tätig und vermutete einen Virus hinter der Krankheit. Tatsächlich gelang ihm und seinem Team die Entdeckung des Virus, das er zunächst HTVL-III nannte. Allerdings machten französische Wissenschaftler am Institut Pasteur die gleiche Entdeckung. Es kam zu einem Rechtsstreit, in dessen Folge Gallo schließlich von seinem Anspruch auf die Entdeckung zurücktrat – weshalb nicht ihm, sondern dem französischen Team der Nobelpreis zuerkannt wurde.

Gute Aussichten für die Infektionsbiologie

Seinem internationalen Renommee tat das aber keinen Abbruch. So ist Robert Gallo etwa mit Bill Gates bekannt, der zusammen mit seiner Frau Melinda eine Stiftung gegründet hat, die Krankheiten in aller Welt bekämpft. Er habe den Milliardär als sehr engagierten Menschen kennengelernt, der sich von einem einmal gefassten Plan nicht abbringen lasse, sagte Gallo während seines Vortrags. Für die weitere effektive Bekämpfung von AIDS sei es notwendig, die Therapien weiterzuentwickeln und die Rate der Neuerkrankungen zu senken.

Luca Bertzbach ist, was die Zukunftsaussichten von Infektionsbiologen betrifft, optimistisch. Zwar sei die Zahl an Professuren im Universitätsbetrieb beschränkt, doch im Bereich der pharmazeutischen und biotechnologischen Industrie gäbe es einen großen Bedarf an jungen Wissenschaftlern. Wichtige Zukunftsthemen seien etwa die Bekämpfung von antibiotikaresistenten Keimen oder die Entwicklung neuer Impfstoffe. Für die Promovierenden gibt es also noch viel zu tun.