Literatur aus transnationaler Perspektive
Der neue Masterstudiengang Angewandte Literaturwissenschaft – Gegenwartsliteratur wird vom kommenden Wintersemester an eingeführt / Bewerbungsfrist: 31. Mai 2018
16.04.2018
Ein anwendungsbezogenes literaturwissenschaftliches Studium mit transnationalem Schwerpunkt – das will der neue konsekutive Masterstudiengang Angewandte Literaturwissenschaft – Gegenwartsliteratur seinen zukünftigen Studierenden bieten. Als Nachfolger des weiterbildenden Studiengangs Angewandte Literaturwissenschaft startet er zum Wintersemester 2018/2019. Campus.leben sprach mit Johanna Bundschuh-van Duikeren, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Deutsche und Niederländische Philologie, und Dorothee Risse, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Koordinatorin des weiterbildenden Masterstudiengangs Angewandte Literaturwissenschaft. Die promovierten Literaturwissenschaftlerinnen waren Teil des Teams um die Professoren Jan Konst und Georg Witte und Professorin Jutta Müller-Tamm, das den neuen Masterstudiengang konzipiert hat.
Bislang gab es den weiterbildenden Masterstudiengang Angewandte Literaturwissenschaft an der Freien Universität. Dieser wird vom Wintersemester 2018/19 an in ein konsekutives Modell überführt. Wieso?
Johanna Bundschuh-van Duikeren: Es gibt zwei Gründe. Zum einen wollten wir dem Studiengang, der auf Berufe im Literaturbetrieb vorbereiten sollte, zusätzlich ein stärkeres literaturwissenschaftliches Profil verleihen, und zwar eines, das ganz konkret die aktuellen Entwicklungen im Literaturbetrieb aufgreift. Zum anderen haben sich die hochschulpolitischen Rahmenbedingungen geändert, und wir haben nach Möglichkeiten gesucht, wesentliche Lehrangebote des bei den Studierenden sehr beliebten alten Masterstudiengangs zu erhalten.
Dorothee Risse: Der alte Studiengang war bis 2012 sehr stark nachgefragt. Seit für Weiterbildungsmaster mindestens ein Jahr Berufserfahrung nach dem Bachelor-Abschluss vorausgesetzt werden muss, ging die Nachfrage bereits zurück. Erschwerend kommt hinzu, dass sich weiterbildende Studiengänge inzwischen komplett über Studiengebühren finanzieren müssen. Die Studierenden hätten für unseren Master demnach in Zukunft mindestens 3000 statt 500 Euro pro Semester zahlen müssen.
Angesichts der Vergütungsstrukturen in den betreffenden Berufsfeldern sahen wir für einen Studiengang mit so hohem Gebührensatz nur wenig Potenzial. Allerdings haben uns Anfragen von potentiellen Bewerberinnen und Bewerbern sowie die Erfahrungen mit unseren Studierenden über die Jahre gezeigt, dass das Interesse an praxisbezogenen Studieninhalten sehr hoch ist. Daher freuen wir uns, jetzt eine gute Lösung gefunden zu haben.
Welche inhaltlichen Schwerpunkte hat der neue Studiengang?
Johanna Bundschuh-van Duikeren: Der Studiengang verbindet systematisch die wissenschaftliche Beschäftigung mit Gegenwartsliteratur mit der Vermittlung von praktischen Fähigkeiten, die für eine Tätigkeit im Literaturbetrieb – also in Redaktionen, Verlagen, Literaturhäusern und anderen – relevant sind. Weil der Literaturbetrieb nicht an nationale Grenzen gebunden ist – denken Sie nur an all die Übersetzungen und internationalen Bestseller – betrachten wir den Studiengegenstand auch konsequent aus transnationaler Perspektive. Die künftigen Absolventinnen und Absolventen sollen Erscheinungsformen der Gegenwartsliteratur auch in diesem größeren Rahmen gut einordnen können. Wir sind davon überzeugt, dass die Kombination dieser drei Bestandteile – Anwendungsbezug, Gegenwartsliteratur und Transnationalität – den Studiengang zu einer attraktiven Grundlage für die spätere Berufstätigkeit macht.
Inwiefern ändern sich Inhalte und Strukturen im Vergleich zum weiterbildenden Master? Was bleibt erhalten?
Johanna Bundschuh-van Duikeren: Die Hälfte der Module befasst sich mit praktischen Inhalten und Fähigkeiten. Die Studierenden erhalten einen Überblick über strukturelle und ökonomische Zusammenhänge des Literatur- und Kulturbetriebs, und üben sich wie im Vorgängerstudiengang in Bereichen wie Kulturjournalismus, Literaturmanagement und Verlagswesen. Sie absolvieren außerdem ein Praktikum in einem thematisch passenden Bereich oder konzipieren eigene Projekte.
Die andere Hälfte der Module – und das ist neu – widmet sich Diskursen und Erscheinungsformen der Gegenwartsliteratur. Die transnationale Perspektive, die wir dabei einnehmen, betrifft nicht nur die Literaturanalyse, sondern auch Fragen des Transfers und der Rezeption. Wir sehen uns dann zum Beispiel an, wie das Werk einer Autorin oder eines Autors in verschiedenen Ländern vermarktet und von der Kritik aufgenommen wird.
Was erwartet die neuen Studierenden außerdem?
Johanna Bundschuh-van Duikeren: Was die Dozentinnen und Dozenten betrifft, können wir wirklich etwas Besonderes bieten. In den anwendungsorientierten Seminaren lehren in bewährter Manier Praktikerinnen und Praktiker aus dem Literaturbetrieb, die aus erster Hand jenes Wissen und jene Kompetenzen vermitteln können, auf die es in ihrem beruflichen Alltag ankommt. Im literaturwissenschaftlichen Bereich lehren Dozentinnen und Dozenten aus der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft, aus der englischen, romanischen, deutschen und niederländischen Philologie. Wir können also auf die geballte literaturwissenschaftliche Expertise des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien Universität zurückgreifen.
Dorothee Risse: Wie bisher wird es praktische Projekte geben, an denen die Studierenden das erworbene Wissen anwenden können und die ihnen später bei Bewerbungen als Arbeitsproben dienen. Denkbar sind hier beispielsweise die Herausgabe von Büchern und die Organisation von Lesungen. Studierende mit journalistischen Ambitionen sind herzlich willkommen in der Redaktion unseres Blogs http://www.litaffin.de/, in dem über Bücher, Veranstaltungen und Entwicklungen des Literaturbetriebs gebloggt wird.
Wer kann sich für den neuen konsekutiven Studiengang bewerben? Welche Voraussetzungen müssen Bewerberinnen und Bewerber mitbringen?
Dorothee Risse: Bewerben können sich Absolventinnen und Absolventen neuphilologischer oder kulturwissenschaftlicher Fächer, vorausgesetzt, sie haben literaturwissenschaftliche Studienanteile in einem Umfang von mindestens 20 Leistungspunkten belegt. Wer neben oder nach dem Studium relevante Berufserfahrung von mindestens sechs Monaten gesammelt hat, erhöht die eigenen Chancen auf eine Zulassung. Das gilt wegen des transnationalen Profils ebenso für diejenigen, die ein halbes Jahr oder länger im Ausland verbracht haben. Anders als beim bisherigen weiterbildenden Master Angewandte Literaturwissenschaft ist eine Berufserfahrung von zwölf Monaten nach dem Bachelor-Abschluss nicht mehr obligatorisch.
Welche Chancen haben Absolventinnen und Absolventen später auf dem Arbeitsmarkt?
Dorothee Risse: Den Studierenden des weiterbildenden Studiengangs Angewandte Literaturwissenschaft gelingt der Berufseinstieg erfahrungsgemäß sehr gut – oft über ein Volontariat, und häufig bereits vor Abschluss der Masterarbeit. Das hängt auch mit dem breiten Netzwerk im Kultur- und Literaturbetrieb zusammen, das wir seit 2003 aufbauen konnten. Von diesem werden sicher auch die Studierenden des neuen Studiengangs weiter profitieren.
Wir gehen deshalb davon aus, dass auch die Studierenden des neuen Studienangebots gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben werden. Die Studierenden lernen bereits an der Uni viele verschiedene Berufsfelder kennen, ohne dafür mehrere Praktika machen zu müssen. Im Studium werden buchbranchenspezifische Kenntnisse vermittelt, die Studierende rein forschungsbezogener philologischer Studiengänge sonst erst im Berufsalltag erwerben. In einem Gespräch mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Berufspraxis wurde uns von letzeren jüngst noch einmal gespiegelt, dass unsere Absolventinnen und Absolventen in den verschiedenen Bereichen des Literaturbetriebs sehr nachgefragt sind.
Johanna Bundschuh-van Duikeren: Neben dem Einstieg in den Literatur- und Kulturbetrieb gibt es natürlich auch noch die Option der Promotion auf dem Gebiet der Literaturwissenschaft oder der Literaturvermittlung in den entsprechenden Graduiertenkollegs.
Was bedeutet die Umstrukturierung für aktuelle Studierende des Studiengangs? Können sie ihren Abschluss wie geplant machen?
Dorothee Risse: Selbstverständlich können die Studierenden den weiterbildenden Studiengang Angewandte Literaturwissenschaft wie geplant abschließen. Bis zum Sommersemester 2019 wird sich nichts ändern, und es wird wie bisher Seminare geben, die genuin für die Studierenden des alten Studiengangs angeboten werden. Vom Wintersemester 2019/2020 an wird die Zahl der Seminare an die Anzahl der verbleibenden Studierenden angepasst, die wegen längerer Beurlaubungen für Praktika oder Volontariate mehr als vier Semester für ihr Studium benötigen. Sie werden perspektivisch zunehmend zusammen mit den Studierenden des neuen Studiengangs unterrichtet. Diejenigen, die scheinfrei, aber vor Verfassen der Masterarbeit in den Beruf einsteigen, haben weiterhin auch nach längerer Pause die Möglichkeit, das Examen abzulegen.
Die Fragen stellte Verena Blindow
Weitere Informationen
Interessierte können sich bis zum 31. Mai 2018 für den Masterstudiengang Angewandte Literaturwissenschaft – Gegenwartsliteratur bewerben.