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Treffen Sie Nerds auch in Ihrem Kiez!

Am 14. April wollen Wissenschaftler und Nicht-Wissenschaftler in Kneipen und Cafés zusammenkommen, um über Sinn und Zweck wissenschaftlicher Forschung zu diskutieren

06.04.2018

In vielen Berliner Kiezen kann man am 14. April Forscherinnen und Forscher treffen und mit ihnen ins Gespräch kommen.

In vielen Berliner Kiezen kann man am 14. April Forscherinnen und Forscher treffen und mit ihnen ins Gespräch kommen.
Bildquelle: La Citta Vita

Was verdanken wir nicht alles der Wissenschaft: Teflon und Telefon, Penicillin und Fertigkuchen. Doch welche Methoden wendet die Forschung zur Wissensvermehrung an? Wie kommt das Wissen in die Welt? Wie profitieren Bürgerinnen und Bürger zum Beispiel von der Suche nach dem Higgs-Teilchen oder Exo-Planeten? Und ist Geld für Raumsonden oder Teilchenbeschleuniger überhaupt wichtig? Wer sich bisweilen fragt, wie Wissenschaft funktioniert und wem sie nützt, für den haben die „Kieznerds“ Antworten parat.

Im Rahmen des Projekts wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Cafés oder Kneipen in ihren Wohnbezirken von ihrer Arbeit erzählen. Das Besondere daran ist, dass sie nicht referieren, sondern mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen wollen. Die ungezwungene Atmosphäre bei einem Bier oder Kaffee soll den Austausch erleichtern und der abstrakten Forschung ein Gesicht verleihen. Am Samstag, dem 14. April, finden die Kieznerd-Treffen erstmalig statt. Den Ort für ihren Einsatz suchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler selbst aus. Auf einer Karte auf der Webseite kieznerds.de lässt sich einsehen, wer, wann, wo zu welchem Thema spricht.

Aus den wissenschaftlichen Einrichtungen an den Stammtisch

Die Idee ist im Umfeld der Berliner Aktivitäten des „March for Science“ entstanden. Vor einem Jahr sind weltweit Menschen auf die Straße gegangen, um für die Freiheit der Wissenschaft und gegen das um sich greifende populistische Leugnen von Fakten zu demonstrieren (campus.leben berichtete). „Mit den Kieznerds wollen wir zeigen, dass die Wissenschaft nicht distanziert und fern ab von der Lebensrealität der Menschen vor sich hinwerkelt“, sagt Eve Craigie, eine der Initiatorinnen des Aktionstages. Mit dem neuen Format verfolgen die Kieznerds zwei Ziele: Zum einen solle gezeigt werden, welche gesellschaftliche Relevanz Wissenschaft habe, erklärt Craigie. Zum anderen solle aber auch das Interesse an wissenschaftlichen Themen geweckt werden. „Ich wünsche mir, dass es nicht einfach ein passives Aufnehmen ist, sondern dass sich Menschen mit unterschiedlichen Ansichten – vielleicht sogar provokativen Meinungen – tatsächlich austauschen.“

Für eine der Öffentlichkeit zugewandte Wissenschaft gibt es berühmte Vorbilder. So hielt schon Anfang des 19. Jahrhunderts der Naturforscher Alexander von Humboldt die populären „Kosmos-Vorträge“, bei denen der Bäckermeister ebenso zuhören konnte wie der König von Preußen. Im Unterschied zu diesem historischen Vorläufer des Offenen Hörsaals möchten die Kieznerds die Kommunikation in beide Richtungen ermöglichen: also Gespräch statt Vorlesung. Denn, so Craigie, nicht nur die Wissenschaft dürfe zur Gesellschaft sprechen, auch die Gesellschaft solle zur Wissenschaft sprechen. „Es ist wichtig, den Sinn und Zweck der Forschung einmal aus der Perspektive der Bürgerinnen und Bürger zu sehen und darüber zu diskutieren.“

Mit dem Mars-Express nach Berlin-Lankwitz

Eines der insgesamt zwei Dutzend geplanten Wissenschaftstreffen bietet die Planetologin Stefanie Musiol von der Freien Universität im Maria-Rimkus-Haus in Berlin-Lankwitz an, gemeinsam mit ihrer Kollegin Heike Balthasar sowie Thorsten Kamps vom Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie. „Das direkte Gespräch ist die natürlichste und ehrlichste Art der Kommunikation“, sagt Mars-Forscherin Stefanie Musiol. So sei der intensive Austausch von Angesicht zu Angesicht mit jemandem, der nicht unbedingt der eigenen Meinung ist, eine der wenigen Möglichkeiten, die Dinge noch einmal neu zu sehen, durch die Augen eines anderen: „Ich bin selbst schon sehr gespannt, wie viele Leute kommen werden und in welche Richtung sich das Gespräch entwickeln wird. Es ist ein Experiment!“

Eve Craigie hofft, dass noch ein paar weitere „Nerds“ hinzukommen, damit möglichst viele Berliner Bezirke abgedeckt sind. Für die Teilnahme gibt es keine Deadline, und auch kurzfristige Anmeldungen sind willkommen.