Zahlenbotschafter
Im Pädagogikprojekt „Rechenpaten“ fördern Pädagogikstudierende der Freien Universität rechenschwache Grundschülerinnen und Grundschüler
26.01.2018
Johannes Hinkelammert (Mitte) bei der Spendenübergabe des Möbelkonzerns IKEA an das Rechenpaten-Projekt.
Bildquelle: Johannes Hinkelammert
Wenn Projekte schulreif werden könnten, dann wäre es bei den Rechenpaten bald so weit: Seit fünf Jahren bringen Pädagogik-Studierende der Freien Universität unter der Leitung von Johannes Hinkelammert rechenschwachen Grundschülern mathematisches Basiswissen bei. Das Projekt wurde kürzlich mit einer Geldspende des Möbelhauses IKEA unterstützt – die direkt in Lernutensilien investiert werden konnte.
„In Berlin gibt es viele Kinder, denen das Rechnenlernen schwerfällt“, sagt Hinkelammert, Lehrkraft für besondere Aufgaben am Lernbereich Mathematik, Arbeitsbereich Grundschulpädagogik. Die Kinder hätten Schwierigkeiten damit, mathematisches Denken von Alltagswissen abzugrenzen. Oftmals verstünden sie nicht ausreichend, was von ihnen im Mathematikunterricht erwartet werde, um als leistungsstark zu gelten.
Bisher mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler gefördert
„Gleichzeitig gibt es an der Freien Universität viele Lehramts-Studierende, die gerne Praxiserfahrungen an Schulen sammeln möchten und in ihrem Pädagogikstudium bereits fortgeschritten sind“, so Hinkelammert. Vor diesem Hintergrund habe er 2013 das Rechenpaten-Projekt gegründet, bei dem eine Studentin oder ein Student sich mit einer Schülerin oder einem Schüler trifft. Seitdem konnten mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler gefördert werden.
Die Geld-Spende wurde direkt in Lernutensilien investiert - in diesem Fall Stofftiermäuse, die beim Zählen helfen.
Bildquelle: Johannes Hinkelammert
Wer sich als Rechenpatin oder -pate engagieren möchte, muss zunächst an einem Blockseminar mit einem Umfang von 18 Stunden teilnehmen: Dabei geht es um Grundlagen und Problemfelder des anfänglichen Zahlbegriffs, den Kinder in den ersten Schuljahren entwickeln. Im Anschluss an das Blockseminar beginnt die Förderung von zwei Kindern: Sie werden einmal die Woche unterrichtet, jeweils im Einzelunterricht. Dort versuchen die Studierenden den Kindern zu vermitteln, dass Mathe Spaß machen und leicht zu erlernen sein kann – fast immer mit Erfolg.
Pädagogikstudierende können Praxiserfahrungen sammeln
Das Rechenpatenprojekt kam so gut an, dass viele Kinder traurig waren, wenn die Betreuung durch die Rechenpatinnen und -paten nach einem Semester endete, sagt Hinkelammert. „Deshalb haben wir ein Unternehmen gegründet, durch das das Projekt an Schulen im Rahmen einer Honorartätigkeit weitergeführt werden kann“, erzählt der Wissenschaftler. Ungefähr die Hälfte der Rechenpatinnen und -paten fördere rechenschwache Kinder für die Dauer von ein bis zwei Jahren und verdiene sich dadurch auch Geld fürs Studium.
Gleichzeitig erlaube die Teilnahme am Projekt, bereits im Studium Kontakte zu Schulen knüpfen, sagt Hinkelammert. Was für ein Praktikum, das Referendariat und sogar die spätere berufliche Tätigkeit hilfreich sein kann.
Dabei sei das Rechenpate-Projekt nicht nur bei Studierenden beliebt, sagt Hinkelammert. „Wir freuen uns auch darüber, dass alle Schülerinnen und Schüler großen Spaß haben“, sagt er. Die Nachfrage nach einer Patin oder einem Paten sei sehr groß.
Für die Förderung der Grundschüler haben Hinkelammert und sein Team zudem eine Förderbox mit Lernspielen entwickelt. Im Zuge der Professionalisierung ihres Angebots wird die „Förderbox Addition und Subtraktion“ inzwischen sogar durch den Verlag SpielundLern hergestellt und kann über den Verlag von Schulen erworben werden.