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Hacken für den Verkehr der Zukunft

Wie sehen die Straßen von morgen aus? Auf Einladung der Freien Universität und des Automobilkonzerns Daimler entwickelten Studierende am Einstein Center Digital Future digitale Lösungen zum Thema Urban Mobility

25.01.2018

Das Team CityBuzzer entwickelte einen Prototypen, der Mobilitätsbedarf anhand von Social-Media-Aktivitäten misst und wurde mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Im Februar kann das Team die Idee beim Mobile World Congress in Barcelona vorstelllen.

Das Team CityBuzzer entwickelte einen Prototypen, der Mobilitätsbedarf anhand von Social-Media-Aktivitäten misst und wurde mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Im Februar kann das Team die Idee beim Mobile World Congress in Barcelona vorstelllen.
Bildquelle: DigitalLife@Daimler

Die Welt steht vor einer Revolution der Mobilität. Elektroantriebe, autonome Steuerungssysteme, Sharing Economy und Big Data — die Art und Weise, wie wir uns fortbewegen, wird sich in den nächsten Jahrzehnten radikal verändern. „Da ist es klar, dass sich die Automobilindustrie brennend für den digitalen Wandel interessiert – und interessieren muss“, sagt Christian Meske, seit dem laufenden Wintersemester Juniorprofessor für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Digitale Transformation und Strategisches Informationsmanagement, an der Freien Universität. „Jeder will vorne mit dabei sein und die innovativsten Technologien mit den besten Geschäftsmodellen verbinden.“

Nun hat sich Daimler dafür das Know-How von Studierenden der Berliner Universitäten geholt. Gemeinsam mit Christian Meske, dessen Juniorprofessur in Kooperation mit dem Einstein Center Digital Future (ECDF) eingerichtet worden ist, und seinem Kollegen Martin Gersch, ebenfalls Professor am Department Wirtschaftsinformatik der Freien Universität, organisierte der Automobilkonzern einen Wettbewerb für Nachwuchsprogrammiererinnen und -programmierer und Studierende der Wirtschaftswissenschaften. Am ECDF, einer Forschungseinrichtung zur digitalen Zukunft von Freier Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technischer Universität Berlin, der Charité - Universitätsmedizin Berlin sowie der Universität der Künste und acht außeruniversitären Forschungseinrichtungen, war zum Hack.Berlin on Urban Mobility geladen worden.

Im Rahmen eines sogenannten „Hackathons“ fanden sich die Studierenden der Freien Universität, der Humboldt-Universität und der Technischen Universität in Teams zusammen. 24 Stunden hatten sie Zeit, um einen Prototyp in Verbindung mit einer Geschäftsidee zu entwickeln. „Studierende haben bei uns den Verkehr der Zukunft antizipiert“, sagt Meske. „Und neue Lösungen für die Mobilität im digitalen Zeitalter entwickelt.“ Am Ende galt es, eine Jury in einem dreiminütigen Pitch zu überzeugen. „Das war nach 24 Stunden harter Arbeit natürlich eine besondere Herausforderung“, sagt Meske.

Beim Hackathon hatten Berliner Studierende der Informatik und Wirtschaftswissenschaften 24 Stunden Zeit um eine Geschäftsidee und einen entsprechenden Prototyp für den Stadtverkehr der Zukunft zu entwickeln.

Beim Hackathon hatten Berliner Studierende der Informatik und Wirtschaftswissenschaften 24 Stunden Zeit um eine Geschäftsidee und einen entsprechenden Prototyp für den Stadtverkehr der Zukunft zu entwickeln.
Bildquelle: DigitalLife@Daimler

Unterstützung erhielten die rund 30 Studierenden während des Entwicklungsmarathons von einer Reihe von Coaches und Mentoren. Meske selbst stand den Teilnehmenden gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Universitäten und Mitarbeitenden von Daimler beratend zur Seite. Dazu gab es Verpflegung: Snacks, Hamburger und natürlich Energydrinks. Nach anstrengenden 24 Stunden wurden von den Studierenden schließlich fünf Lösungen zum Thema Urban Mobility vorgestellt, von denen die besten drei ausgezeichnet wurden.

„In der Jury waren Wissenschaft, Politik und Wirtschaft vertreten“, sagt Meske. „Sie kürten jeweils ihren eigenen Favoriten.“ Den Preis der Wissenschaft erhielt das Team Package Hunter. Es entwickelte eine community-basierte App, die hilft, wenn – wie so oft – der Paketbote vor der Tür stand, während man nicht zu Hause war. „Mit Package Hunter kann man einen Preis für Personen in der Nähe, beispielsweise Nachbarn, ausschreiben, die ebenfalls zur Postfiliale müssen“, sagt Meske. „Die können Pakete dann für ein kleines Entgelt gleich von dort mitbringen oder auch neue Pakete hinbringen.“

Den Preis der Politik-Jury erhielt smove. Das Team hatte den Prototyp für ein Programm gebaut, das Sensoren in Smartphones und Autos nutzt, um eine Karte zur Qualität der Straßen bzw. Verkehrsinfrastruktur in Berlin zu erstellen. „Smartphones zeichnen bereits so gut wie jeden Schritt auf, den wir machen“, sagt Meske. „Warum also die vorhandene Hardware nicht nutzen, um etwas darüber herauszufinden, wo wir uns wie gut fortbewegen?“ So könnten etwa Menschen, die mit Kinderwagen, Fahrrad oder Rollstuhl unterwegs sind, herausfinden, welche Routen für sie die besten sind – und die Verwaltung könnte sehen, wo Nachholbedarf für etwaige Baumaßnahmen besteht.

Die Studierenden und ihre Ideen sind am Einstein Center Digital Future ein wichtiger Faktor, um Zukunft nicht nur zu erforschen, sondern auch zu gestalten.

Die Studierenden und ihre Ideen sind am Einstein Center Digital Future ein wichtiger Faktor, um Zukunft nicht nur zu erforschen, sondern auch zu gestalten.
Bildquelle: DigitalLife@Daimler

Den von Daimler verliehenen ersten Preis konnte sich das Team CityBuzzer sichern. Es entwickelte einen funktionierenden Prototyp, der Mobilitätsbedarf anhand von Social-Media-Aktivitäten messen kann. Dabei wird beispielsweise die Häufigkeit von Hashtags mit abgegrenzter Geolocation auf Twitter bewertet. Geht also beispielsweise gerade ein Konzert in der Stadt zu Ende, über das besonders viele Menschen vor Ort twittern, erhalten Taxifahrer und andere Dienstleister einen Hinweis über einen potenziellen Beförderungsbedarf und können sich mit ihren Fahrzeugen entsprechend positionieren.

Als Gewinner erhielt das Team CityBuzzer die Möglichkeit, im Februar zum Mobile World Congress in Barcelona zu reisen und seine Idee dort vor einem internationalen Publikum zu präsentieren. Zusätzlich erhalten die Hackathon-Sieger Unterstützung von Daimler für die Feinabstimmung ihrer Geschäftsidee. Für die Teilnehmenden von smove und Package Hunter gab es jeweils 200 Euro Preisgeld pro Person.

„Der Hack.Berlin ist ganz im Sinne des Einstein Centers, wo wir die digitale Zukunft nicht nur erforschen, sondern auch gestalten wollen“, sagt Meske. „Die Studierenden mit ihren innovativen Ideen sind da ein wichtiger Faktor.“ Für Meske ist das Einstein Center daher auch ein Ort, an dem sich nicht nur Professoren, sondern auch Studierende hochschulübergreifend vernetzen und in Austausch mit der Wirtschaft treten können. „Konzerne wie Daimler fördern bei uns herausragende Studierende ganz gezielt“, sagt Meske. „Einige von ihnen landen dann dort als Werkstudierende oder machen ein Praktikum – und sind wenig später möglicherweise Mitarbeiterin oder Mitarbeiter.“