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Blick in die Reagenzgläser

Was sich beim Tag der offenen Tür in den Chemielaboren der Freien Universität alles entdecken ließ

22.01.2018

Beim Tag der offenen Labore konnten sich Chemie-Studierende ausführlich über die einzelnen Arbeitsgruppen informieren. Doktorand Jan Hendrick Nissen zeigte die Labore der AG Hasenstab-Riedel im Bereich der Anorganischen Chemie.

Beim Tag der offenen Labore konnten sich Chemie-Studierende ausführlich über die einzelnen Arbeitsgruppen informieren. Doktorand Jan Hendrick Nissen zeigte die Labore der AG Hasenstab-Riedel im Bereich der Anorganischen Chemie.
Bildquelle: Marina Kosmalla

Matrixkammer, Fluorlabor, Supramoleküle – das Interesse am Tag der offenen Labore am Institut für Chemie und Biochemie der Freien Universität Berlin Anfang November vergangenen Jahres war groß. Studierende konnten buchstäblich in die aktuelle Forschung schauen, sich gegebenenfalls ein Labor für die im Studienverlauf vorgesehenen Praktika aussuchen oder einfach nur Kontakte am Institut knüpfen. Der Tag sei eine gute Möglichkeit gewesen, sich sowohl über Forschungsprojekte zu informieren als auch Masterstudierende, Doktoranden und Professoren kennenzulernen, sagten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Viele haben gleich an mehreren Laborführungen teilgenommen.

Chemie der Halogene

Ihre Türen geöffnet hatte unter anderem die Arbeitsgruppe Hasenstab-Riedel im Bereich der Anorganischen Chemie. Das Team um Professor Sebastian Hasenstab-Riedel beschäftigt sich mit der Chemie der Halogene, vom Element Fluor bis zum Element Jod. Dabei werden unterschiedliche Methoden eingesetzt, wie die Matrixisolationsspektroskopie bei -269 Grad Celsius zur Untersuchung dieser meist sehr reaktiven Verbindungen.

Patrick Pröhm, Doktorand bei Sebastian Hasenstab-Riedel, demonstrierte die Matrixisolationskammer, in der ein Hochvakuum von zehn hoch minus sechs bis zehn hoch minus sieben Millibar herrscht. Außerdem erklärte er, wie man mit einem Infrarot-Laserstrahler Metall in einen Plasmazustand versetzt – also Metalle in die Gasphase überführt – und diese mit elementarem Fluor zur Reaktion bringt. Die so gebildeten Produkte werden dann in Edelgasen bei eben dieser Temperatur ausgefroren. „Unsere Arbeit findet zur Hälfte im Labor statt“, sagte Patrick Pröhm, „in der verbleibenden Zeit versuchen wir, die Spektren mittels quantenchemischen Berechnungen zu interpretieren.“

Schutzkleidung ist Pflicht

Sicherheit, auch wenn mal ein Experiment schiefgeht: Jan Hendrick Nissen zeigt die Schutzkleidung.

Sicherheit, auch wenn mal ein Experiment schiefgeht: Jan Hendrick Nissen zeigt die Schutzkleidung.
Bildquelle: Marina Kosmalla

Mit den Doktoranden Jan Hendrick Nissen und Tony Stüker ging die Führung weiter entlang der langen Reihe an Laborarbeitsplätzen. Dort arbeiten Studierende teilweise mit hochgiftigen und brennbaren Substanzen. Daher sind Schutzbrillen Pflicht. Die an der Führung beteiligten Chemiestudierenden hatten vorausschauend ihre eigenen Brillen mitgebracht. Das Team um Professor Hasenstab-Riedel setzt unter anderem eine Xenon-Hochdrucklampe ein, die mit dem Edelgas Xenon betrieben wird und UV-Licht ausstrahlt. Hier ist eine zusätzliche UV-Schutzbrille nötig. Für Experimente im Fluorlabor stehen eine Lederschürze mit Ärmeln und ein Gesichtsschutz zur Verfügung. Denn bei Reaktionen mit elementarem Fluor müsse man sehr vorsichtig sein, erklärt Jan Hendrick Nissen: „Wir sind, was die Schutzausrüstung angeht, sehr penibel und legen Wert darauf, dass man sicher mit den Stoffen arbeiten kann“, sagte.

Supramoleküle und Massenspektrometer

Der Doktorand Hendrik Schröder erklärt seine Forschung mithilfe eines Modells einer molekularen Maschine aus dem 3D-Drucker.

Der Doktorand Hendrik Schröder erklärt seine Forschung mithilfe eines Modells einer molekularen Maschine aus dem 3D-Drucker.
Bildquelle: Marina Kosmalla

Hendrik Schröder hat zur Laborführung ein Modell einer molekularen Maschine aus dem 3D-Drucker mitgebracht, um seine Forschung zu erklären. Schröder ist Doktorand in der Arbeitsgruppe von Professor Christoph A. Schalley im Bereich Supramolekulare Chemie der Organischen Chemie. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern erklärten beide die Arbeit in den Großraumlaboren, den Messräumen, dem Nachtlabor und mit dem Massenspektrometer. Auch hier gelten besondere Sicherheitsmaßnahmen. Vor dem Massenspektrometer markiert eine gelbe Linie auf dem Boden den nötigen Sicherheitsabstand. Denn durch die Magnete im Massenspektrometer-Modul können Herzschrittmacher beeinflusst, Kreditkarten gelöscht oder auch Piercings angezogen werden.

Professor Christoph A. Schalley erklärt den Studierenden die Arbeit mit dem Massenspektrometer.

Professor Christoph A. Schalley erklärt den Studierenden die Arbeit mit dem Massenspektrometer.
Bildquelle: Marina Kosmalla

Neben Fragen zur Forschung interessierten sich die Studierenden auch ganz allgemein für den Ablauf des Laborpraktikums und die Möglichkeit einer Promotion. Christoph Schalley und Hendrik Schröder berichteten von ihrer eigenen Laufbahn und ihren Erfahrungen, ermutigten die Studierenden zum Netzwerken und boten ihre Unterstützung an: „Sprecht uns einfach an“, sagte Hendrik Schröder, „wir helfen auch gern bei der Themensuche für eine Bachelor- oder Masterarbeit.“

Es sei an der Zeit gewesen, wieder einmal einen Tag zu organisieren, bei dem sich Studierende im Bachelor- und Masterstudiengang ausführlich über die einzelnen Arbeitskreise informieren konnten, sagte Christian Müller, Professor für Anorganische Chemie am Institut für Chemie und Biochemie. Er hatte den Tag der offenen Labore initiiert. „Letzten Endes spielt die Wahl der Arbeitsgruppe eine große Rolle bei den Abschlussarbeiten“, sagte Müller. Den Neuberufenen am Institut sei die Möglichkeit gegeben worden, ihre Forschung und Lehre in Kurzvorträgen zu präsentieren. Außerdem wurden die besten Absolventen ausgezeichnet. Der Tag wurde durch eine Abendveranstaltung abgerundet, bei der Promovierende und Postdocs ihre Forschungsarbeit anhand von Postern erläutern konnten.

Vor allem die Abendveranstaltung, bei der sich viele Gespräche zwischen Lehrenden und Studierenden ergaben, stieß auf Zustimmung. Die Institutsleitung hat nun entschieden, den Tag der offenen Labore in regelmäßigen Abständen zu veranstalten.