Springe direkt zu Inhalt

„Der Doktortitel öffnet die eine oder andere Tür“

In die Forschung, an die Schule oder ins Wissenschaftsmanagement? Nach einer Promotion im Fach Literaturwissenschaften eröffnen sich unterschiedliche Berufsperspektiven / Bewerbung für ein Promotionsstipendium bis 15. Dezember

12.12.2017

Während einer Studienreise nach Lublin: Agnieszka Hudzik, 5. von links (mit Tasche), mit Studierenden vor dem Denkmal von Maria Curie Sklodowska. Sehr symbolisch, findet Hudzik: Die Physikerin und Chemikerin wirkte, wie Hudzik, als Polin im Ausland.

Während einer Studienreise nach Lublin: Agnieszka Hudzik, 5. von links (mit Tasche), mit Studierenden vor dem Denkmal von Maria Curie Sklodowska. Sehr symbolisch, findet Hudzik: Die Physikerin und Chemikerin wirkte, wie Hudzik, als Polin im Ausland.
Bildquelle: Franziska Koch

Zwei Absolventinnen, zwei literaturwissenschaftliche Dissertationen – und ganz unterschiedliche Berufswege. Uta Seeburg und Agnieszka Hudzik haben beide an der Friedrich Schlegel Graduiertenschule (FSGS) der Freien Universität promoviert: Uta Seeburg 2013 über „Die narrative Funktion des Intérieur im Europäischen Realismus“, Agnieszka Hudzik im vergangenen Jahr über die „Philosophie der Verführung in der Prosa der Moderne“. Doch während Hudzik in der Forschung geblieben ist und eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Slavistik an der Universität Potsdam innehat, arbeitet Seeburg als Redakteurin beim Interiormagazin AD Architectural Digest in München.

Mehr als die Hälfte bleibt in der Wissenschaft

Diese unterschiedlichen Lebensläufe nach einer literaturwissenschaftlichen Promotion sind nicht ungewöhnlich: Einer Erhebung der Friedrich Schlegel Graduiertenschule zufolge finden knapp 13 Prozent der Absolventinnen und Absolventen nach ihrer Promotion eine Anstellung im Wissenschaftsmanagement, also beispielsweise als Forschungsreferentin oder Forschungsreferent oder als Projektmanagerin oder Projektmanager einer Stiftung. Rund 15 Prozent arbeiten im außeruniversitären Bereich, beispielsweise im Schuldienst oder im Journalismus. Mehr als die Hälfte der Absolventinnen und Absolventen geht den eher klassischen Weg und besetzt Stellen als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter an Universitäten.

Glücklich an der Universität Potsdam

So auch Agnieszka Hudzik. Die gebürtige Polin hat zwischen 2012 und 2015 ihr Promotionsstudium an der Graduiertenschule absolviert, die Verteidigung ihrer Doktorarbeit fand im Februar 2016 statt. Die Zeit an der FSGS hat sie dabei als inspirierend empfunden: „Es kamen so viele Wissenschaftlernnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen und Philologien mit großem Engagement zusammen.“ Bereits während der Promotion habe sie die Entscheidung gefällt, in der Wissenschaft bleiben zu wollen. „Die vielen Impulse haben mir bewusstgemacht, dass ich viel Spaß an der Forschung und der Didaktik habe und auch weiterhin Projekte entwickeln möchte.“

Dass sie praktisch direkt im Anschluss an ihre Disputation eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin erhalten habe, sei auch etwas Glück gewesen. „Die Arbeitssuche in der Wissenschaft ist ja nie einfach. Ich habe Dutzende, wenn nicht Hunderte Bewerbungen abgeschickt.“

Agnieszka Hudzik ist mehr als zufrieden mit ihrer Situation: Anfang 2018 wird sie im Rahmen eines Forschungsstipendiums für drei Monate an die Yale Universität in den USA gehen. Angehenden Literaturwissenschaftlerinnen und Literaturwissenschaftlern rät sie, „sich eine dicke Haut zuzulegen“. Auch Ausdauer und Geduld seien in der Forschung unverzichtbar. Und nicht zuletzt die Bereitschaft, über den eigenen Tellerrand zu schauen: „Offenheit für Anregungen aus anderen Disziplinen und Bereichen ist ganz wichtig. Man sollte sich nicht scheuen, auch neben dem Schreiben der Dissertation Dinge auszuprobieren.“ So hat Hudzik beispielsweise eine Nachwuchstagung am Deutschen Literaturarchiv Marbach organisiert und an Konferenzen teilgenommen.

Uta Seeburg hat nach ihrer Promotion die Wissenschaft verlassen und ist in die Redaktion des Interiormagazins AD ARCHITECTURAL DIGEST eingetreten.

Uta Seeburg hat nach ihrer Promotion die Wissenschaft verlassen und ist in die Redaktion des Interiormagazins AD ARCHITECTURAL DIGEST eingetreten.
Bildquelle: Thomas Skroch

Angekommen als Redakteurin eines Einrichtungsmagazins

Auch Uta Seeburg hat sich bereits während des Studiums immer mal wieder anderweitig ausprobiert – unter anderem als Drehbuchautorin. Anders als ihre ehemalige Kommilitonin hat sie die Universität nach der Promotion verlassen und eine Stelle als Redakteurin bei AD Architectural Digest angenommen. War die Promotion für sie trotzdem sinnvoll, auch wenn darauf keine Karriere in der Wissenschaft gefolgt ist? „Mit einer Promotion kann man erstmal nicht viel falsch machen“, sagt Uta Seeburg. „Es ist einfach so, dass ein Doktortitel die eine oder andere Tür öffnet.“ So habe sie die Stelle bei AD bekommen, obwohl sie keine Erfahrungen als Redakteurin gehabt habe: „Da hat mir das Magazin schon einen großen Vertrauensvorschuss gegeben.“ Insbesondere beim Berufseinstieg könne sich der Doktortitel also bemerkbar machen, gleiches gelte für Gehaltsforderungen.

Seeburg ist froh, das „Mammutwerk Doktorarbeit“ gestemmt zu haben. Durch die intensive Textarbeit habe sie gelernt, Inhalte schnell zu erfassen und aufzubereiten. Das komme einem in jedem Job zugute.

Weitere Informationen

Die Friedrich Schlegel Graduiertenschule der Freien Universität betreut Dissertationsprojekte auf dem Gebiet der Literaturwissenschaften. Jedes Jahr werden bis zu zehn Promotionsplätze vergeben. Dabei erhalten die Stipendiatinnen und Stipendiaten zusätzlich Sachmittel und ein Reisekostenbudget.

Die diesjährige Bewerbung für das Promotionsstudium läuft noch bis zum 15. Dezember 2017.

Schlagwörter