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未来 = Zukunft

Jura-Student Julius Schulz von der Freien Universität Berlin war auf Einladung der japanischen Regierung über das Austauschprogramm „MIRAI“ eine Woche lang in Japan

17.11.2017

An der Freien Universität Berlin studiert Julius Schulz Rechtswissenschaft.

An der Freien Universität Berlin studiert Julius Schulz Rechtswissenschaft.
Bildquelle: Marina Kosmalla

Ein Land, sieben Tage, unzählige Eindrücke – „Das Programm war eine einmalige Erfahrung, und ich bin sehr froh, dass ich daran teilnehmen durfte“, sagt Julius Schulz. Der Jurastudent der Freien Universität hatte Anfang Oktober die Gelegenheit, auf Einladung der japanischen Regierung eine Woche lang durch Japan zu reisen und hautnah Land, Leute und Kultur kennenzulernen.

„Mirai“ ist das japanische Wort für Zukunft. Und darum geht es der japanischen Regierung mit ihrem gleichnamigen Austauschprogramm auch: Durch die Förderung von gegenseitigem Verständnis, politischer Zusammenarbeit und akademischem Austausch sollen internationale Beziehungen und Freundschaften für die Zukunft gestärkt werden. Mit dem MIRAI-Programm – kurz für Mutual-understanding, Intellectual Relations and Academic exchange Initiative – lädt die japanische Regierung regelmäßig Studierende aus ganz Europa und Zentralasien nach Japan ein, um ihnen die Geschichte, Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft des ostasiatischen Pazifikstaats näherzubringen.

Eintauchen in die japanische Kultur

Im japanischen Außenministerium wurden die Studierenden von einem Regierungsvertreter offiziell willkommen geheißen.

Im japanischen Außenministerium wurden die Studierenden von einem Regierungsvertreter offiziell willkommen geheißen.
Bildquelle: privat

Eintauchen in die japanische Kultur konnte der gebürtige Berliner nicht nur zu den Mahlzeiten, bei denen tatsächlich auch mal nur Stäbchen zur Verfügung standen. Das Programm führte ihn von Tokio über Hiroshima nach Kyoto und wieder zurück in die Hauptstadt; es umfasste Vorlesungen an Universitäten, Besuche in Gedenkstätten und kulturellen Einrichtungen, Gespräche mit Regierungsvertretern zu politischen Fragestellungen und weitere interkulturelle Veranstaltungen. „Wir haben wirklich viel vom Land gesehen, und das Programm war unheimlich gut organisiert.“

Die erste Vorlesung widmete sich der japanischen Kampfkunst, erzählt Julius Schulz. „Damit hatte ich nicht gerechnet, aber das Thema gehört eben zur Tradition des Landes.“ In weiteren Veranstaltungen wurden die japanische Außenpolitik, die nukleare Abrüstung sowie die Beziehungen von Japan zu China und zum US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump thematisiert. „In den Vorlesungen saßen wir zusammen mit japanischen Studierenden, die im Anschluss noch Zeit mit uns verbracht haben“, sagt Schulz. Dadurch auch ein Stück vom tatsächlichen studentischen Leben dort erfahren zu haben, sei für ihn eine tolle Erfahrung gewesen. „Ich würde sagen, der Umgang der Menschen untereinander ist disziplinierter, ordentlicher und respektvoller als bei uns. Das hat mich am meisten beeindruckt auf der Reise: die respektvolle, höfliche und auch herzliche Art, mit der wir empfangen wurden.“

Eine Begegnung, die im Gedächtnis bleibt

An der Gedenkstätte des Friedensmuseums in Hiroshima legen auch ausländische Staats- und Regierungschefs Kränze zum Gedenken an den Atombombenabwurf 1945 nieder.

An der Gedenkstätte des Friedensmuseums in Hiroshima legen auch ausländische Staats- und Regierungschefs Kränze zum Gedenken an den Atombombenabwurf 1945 nieder.
Bildquelle: privat

Die knapp 680 Kilometer Luftlinie von Tokio nach Hiroshima – in etwa so weit wie von Rostock nach München – hat die Reisegruppe mit dem Bullet Train, dem japanischen Hochgeschwindigkeitszug, in rund fünf Stunden geschafft. In Hiroshima besuchten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Friedensmuseum, den Itsukushima-Schrein auf der Insel Miyajima, der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, und lernten in einem Origamikurs, Kraniche zu falten: das Symbol der internationalen Friedensbewegung und des Widerstands gegen den Atomkrieg. „Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, dass diese Stadt mit ihren schönen Parkanlagen und bunten Blumen vor 72 Jahren von einer Atombombe getroffen wurde“, sagt Julius Schulz. Die Studierenden konnten auch mit einem Überlebenden dieses tragischen Tages sprechen. „Diese Begegnung war sehr beeindruckend und wird mir wohl immer im Gedächtnis bleiben. Der Überlebende des Atombombenabwurfs berichtete, dass er sogar eine Entschuldigung der USA annehmen würde – die es aber bis heute nicht gibt.“

Internationale Freundschaften

Julius Schulz war einer von drei deutschen Teilnehmern, insgesamt waren in der Gruppe 84 Studierende aus mehr als 50 Ländern. Das sei ein weiterer Pluspunkt der Reise gewesen, meint Julius Schulz: nicht nur viel über Japan erfahren zu haben, sondern gleichzeitig noch andere Kulturen kennengelernt zu haben, wie etwa Usbekistan oder Aserbaidschan. „Ich habe vorher noch keine Freundschaften in diese Länder gepflegt. Das war wirklich interessant.“ Es habe sich praktisch ein internationales Netzwerk aus jungen Studierenden mit Interesse für Politik und Diplomatie herausgebildet – bleiben würden einige Freundschaften.

Japanischkenntnisse nicht notwendig

Die große Kreuzung in Tokios Bezirk Shibuya können Fußgänger in alle Richtungen gleichzeitig überqueren.

Die große Kreuzung in Tokios Bezirk Shibuya können Fußgänger in alle Richtungen gleichzeitig überqueren.
Bildquelle: privat

Um am Mirai-Programm teilnehmen zu können, müssen die Studierenden nicht Japanisch sprechen können und auch noch nicht zuvor in Japan gewesen sein. Bewerben kann man sich an der Freien Universität nicht, man wird durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vorgeschlagen. Nach einer Vorauswahl durch die japanische Botschaft werden die Interessierten dann zu einem persönlichen Auswahlgespräch in die Botschaft eingeladen. Julius Schulz wurde von Markus Heintzen, Professor für öffentliches Recht, und Verena Blechinger-Talcott, Professorin für Politik und Wirtschaft Japans sowie Direktorin der Graduate School of East Asien Studies und des Center for Area Studies, nominiert. „Professor Heintzen, der in meinem Studienschwerpunkt lehrt und mein Vertrauensdozent bei der Konrad-Adenauer-Stiftung ist, hatte mich von dem Programm in Kenntnis gesetzt“, sagt Julius Schulz. „Ich war gleich begeistert und kann das Programm nur weiterempfehlen.“

Julius Schulz hat gleich nach dem Abitur ein Jurastudium an der Freien Universität aufgenommen. Sein Schwerpunkt lag von Anfang an auf dem Öffentlichen Recht: Staats- und Verfassungsrecht, Grundrechte, Europa- und Völkerrecht, aber auch das Recht der Nachrichtendienste. Seit dem Beginn des Studiums wird er mit einem Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung gefördert. In diesem Wintersemester hat der 23-Jährige mit dem Repetitorium begonnen, der einjährigen Vorbereitung auf die erste Staatsexamensprüfung. Auch neben dem Studium hat sich der Jurastudent schon viel mit Politik beschäftigt: Er hat als studentischer Mitarbeiter im Planungsstab des Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Volker Kauder sowie beim stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion Thomas Strobl gearbeitet. Schulz‘ späterer Berufswunsch liegt auch in dieser Richtung: Politiker.