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„Es geht um die Haltung“

Eine Toolbox hält für Lehrende der Freien Universität Informationen und Vorschläge zu Gender und Diversität in der Lehre bereit / Relaunch in responsivem Design

30.05.2017

Gutes Werkzeug: Die Toolbox "Gender und Diversity in der Lehre" ist ein gemeinsames Projekt der Zentralen Frauenbeauftragten und des Margherita-von-Brentano-Zentrums für Geschlechterforschung an der Freien Universität Berlin

Gutes Werkzeug: Die Toolbox "Gender und Diversity in der Lehre" ist ein gemeinsames Projekt der Zentralen Frauenbeauftragten und des Margherita-von-Brentano-Zentrums für Geschlechterforschung an der Freien Universität Berlin
Bildquelle: Jamina Diel BY-NC-SA

Die Universität ist vielfältig: Studierende sind in vielerlei Hinsicht unterschiedlich, etwa was die Herkunft und das Geschlecht oder die finanzielle und familiäre Situation betrifft. Lehrveranstaltungen sollten aber alle gleichermaßen ansprechen und in einem diskriminierungsfreien Rahmen stattfinden. Lehrende kann das vor eine Herausforderung stellen. Deshalb haben das Büro der Zentralen Frauenbeauftragten und das Margherita-von-Brentano-Zentrum für Geschlechterforschung der Freien Universität mit einer Toolbox eine praktische Hilfe geschaffen: Eine Website voller Informationen zu Aspekten von Gender und Diversität soll Lehrenden die nötigen Werkzeuge an die Hand geben. Campus.leben sprach mit Melanie Bittner und Kathleen Heft, den Entwicklerinnen der „Toolbox Gender und Diversity in der Lehre“, die nun im neuen responsiven Design online geht.

Frau Bittner und Frau Heft, was ist in der Toolbox zu finden?

Melanie Bittner: Die Toolbox ist eine große Sammlung von Ideen für eine gender- und diversitätsbewusste Lehre. Es gibt dort einführende Texte, viele Beispiele und praktische Vorschläge sowie Links zu weiterführenden Angeboten. Manche mag es überraschen, wie breit das Feld ist: Es geht uns nicht nur darum, Vorschläge für eine inklusive Sprache zu machen, sondern zu zeigen, dass es sich in allen Phasen einer Lehrveranstaltung lohnt, sich zu Gender und Diversität Gedanken zu machen, von der Planung bis zur Evaluation.

Kathleen Heft (links) und Melanie Bittner haben die Toolbox gemeinsam gestaltet.

Kathleen Heft (links) und Melanie Bittner haben die Toolbox gemeinsam gestaltet.
Bildquelle: Jonas Huggins

Wann sollten Menschen, die eine Lehrveranstaltung leiten, die Toolbox zu Rate ziehen?

Kathleen Heft: Sie können das zu jedem Zeitpunkt tun. Gerade Promovierende, die zum ersten Mal lehren, treiben viele Fragen zu guten Methoden um. In der Toolbox finden sie Antworten und Stoff zum Weiterdenken. Erfahrene Lehrende können ihr Wissen auffrischen und bekommen vielleicht Lust, etwas Neues auszuprobieren.

Was wird beim Relaunch der Toolbox neu sein?

Kathleen Heft: Die Toolbox hat nun das responsive Design der Website der Freien Universität, sodass sie auch von mobilen Geräten aus besser nutzbar ist. Außerdem gibt es eine englische Übersetzung der Website.

Melanie Bittner: Neu sind auch kurze Videos von der Konferenz zu Gender und Diversity in der Lehre, die wir im vergangenen Jahr organisiert haben. Wir haben aus den Keynotes besonders spannende Themenschwerpunkte ausgewählt, zum Beispiel „unbewusste Vorurteile“. Es lohnt sich, immer wieder mal zur Toolbox zurückzukommen. Im Laufe des Jahres werden wir weitere Inhalte online stellen, darunter ein Quiz, mit dem Interessierte ihr Wissen testen können. Außerdem werden wir bald Methodenblätter zum Download anbieten. Sie enthalten konkrete Vorschläge für die Lehre, zum Beispiel, wie man dominantes Redeverhalten einzelner Studierender thematisieren kann – eine Frage, die in unseren Workshops immer wieder gestellt wird.

Wenn es um inklusive Sprache geht, gibt es manche, die eher skeptisch sind, weil sie das umständlich finden. Warum ist es trotzdem wichtig, auf die Sprache zu achten?

Kathleen Heft: Es gibt seit den 1980er-Jahren viele Studien, die das generische Maskulinum untersuchen – also das Verwenden männlicher Sprachformen im Gestus der Inklusion von Männern und Frauen. Es hat sich gezeigt, dass die meisten Menschen, die eine sprachlich männliche Form hören, auch an männliche Personen denken. Es ist aber für viele Menschen wichtig, selbst angesprochen zu werden, es ist für sie wichtig zu hören: Ich gehöre dazu, auch ich bin gemeint.

Melanie Bittner: Das Gute an gender- und diversitätsbewusster Sprache ist, dass sie nur selten kompliziert ist, wenn man einmal angefangen hat, sie zu verwenden. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, und wir sagen nicht, diese oder jede Variante sei die beste. In der Toolbox stellen wir die verschiedenen Varianten vor, je nach Kontext passt die eine oder andere besser. Gender- und Diversity-Bewusstsein ist keine Checkliste, die sich einfach abarbeiten ließe. Es geht um die Haltung der Lehrpersonen, darum, wie sie ihre Rolle und wie sie die Studierenden wahrnehmen.

Die Fragen stellte Jonas Huggins

Weitere Informationen

Melanie Bittner und Kathleen Heft bieten zweistündige Workshops an, in der sie die „Toolbox Gender und Diversity in der Lehre“ vorstellen.

Kontakt:

Melanie Bittner
Habelschwerdter Allee 45
14195 Berlin
Tel.: (030) 838-56252

Kathleen Heft
Goßlerstr. 2-4
14195 Berlin
Tel.: (030) 838-63176

E-Mail: kontakt@genderdiversitylehre.fu-berlin.de



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