Brasilianischer Promotionsstudent ausgezeichnet
Promotionsfeier und Goldene Promotion am Fachbereich Veterinärmedizin / Renato Lopes Previdelli erhielt DAAD-Preis
29.07.2016
„Ich bin überwältigt, ich wusste gar nicht, dass ich überhaupt eine Chance habe“, freute sich Renato Lopes Previdelli. Der Brasilianer, der derzeit im Graduiertenstudiengang Biomedical Science an der Dahlem Research School der Freien Universität promoviert, ist mit dem Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für ausländische Studierende ausgezeichnet worden. Renato Lopes Previdelli schreibt seine Doktorarbeit über virale Faktoren bei der Marek-Krankheit, einer Infektionserkrankung bei Hühnern.
Mit dem DAAD-Preis ehrt der Deutsche Akademische Austauschdienst jedes Jahr ausländische Studierende, die sich durch besondere akademische Leistungen und soziales Engagement hervorheben. An der Freien Universität wird die Auszeichnung jährlich durch einen anderen Fachbereich vergeben. 2016 lag die Nominierung beim Fachbereich Veterinärmedizin. Renato Previdelli hat weit mehr als das im Studium geforderte Pensum geleistet: Er hat an einer Summer School in Bern teilgenommen und an einer Seminarreihe in Kanada, zudem hat er im Rahmen seines Veterinärmedizinstudiums zwei Semester an der Universität Nebraska-Lincoln verbracht.
Von 2008 bis 2013 studierte er in Lavras in Brasilien Veterinärmedizin, seit 2014 promoviert er bei Professor Benedikt Kaufer vom Institut für Virologie an der Dahlem Research School, unter deren Dach die strukturierten Promotionsprogramme der Freien Universität gebündelt werden. Im Frühjahr half er ehrenamtlich in einer Flüchtlingsunterkunft in Berlin-Mitte, dort war er für die Essensausgabe zuständig. Auch dieses Engagement ist bei der Vergabe des DAAD-Preises berücksichtigt worden. Previdelli wünscht sich, dass die Freie Universität ebenfalls von der Auszeichnung profitiert: „Ich hoffe, dass ich in Zukunft Kontakte zwischen der Freien Universität und meiner Heimat-Uni in Brasilien herstellen kann.“
Promotionsfeier und Goldene Promotion
Die Preisverleihung fand im Rahmen der Promotionsfeier des Fachbereichs Veterinärmedizin statt. Im vergangenen Jahr haben dort insgesamt 89 Absolventinnen und Absolventen ihre Promotion abgeschlossen, 77 davon haben den Doktor der Tiermedizin gemacht, zwölf einen PhD in Biomedical Science. Darüber hinaus wurden insgesamt 16 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als Goldene Promovenden geehrt: Sie hatten ihren Abschluss vor 50 Jahren an der Freien Universität und der Humboldt Universität gemacht.
„Die Themen der Dissertationen waren damals genauso vielfältig wie heute“, sagte der Dekan des Fachbereichs Professor Jürgen Zentek. Er hatte seine Ansprache unter ein Motto des indischen Pazifisten Mahatma Gandhi gestellt: „Wir müssen der Wandel sein, den wir in der Welt zu sehen wünschen.“ Wandel, so Zentek, berge grundsätzlich große Chancen, es sei aber auch wichtig, einen Standpunkt zu finden in einer vermeintlich für sicher gehaltenen Welt.
An die angehenden Veterinärmediziner appellierte er, in ihrem Beruf Verantwortung zu übernehmen. Gerade Veterinärmediziner müssten – wenn es etwa darum gehe zu entscheiden, ob und wie ein erkranktes Tier behandelt wird – ständig abwägen zwischen Idealismus, Verantwortung und Ökonomie.
Festvortrag zur Rolle von Antibiotika
Den Festvortrag hielt Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts und Honorarprofessor am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität. Wieler sprach über die Bekämpfung antibiotisch resistenter Bakterien. Der inflationäre Einsatz von Antibiotika sorge dafür, dass Bakterien Resistenzen entwickelten, sagte der Wissenschaftler. Diese würden dann auf andere Bakterien übertragen: „Jeder Einsatz eines Antibiotikums reichert das an.“ Die Konsequenz: Multiresistente Keime entstehen, die auch für den Menschen gefährlich werden können. „Wir müssen Antibiotika mit sehr viel mehr Sorgfalt einsetzen. Das gilt für alle – auch für Tierärzte“, sagte Wieler zu den frisch promovierten Veterinärmedizinern. Aber auch Patienten seien aufgerufen zu prüfen, ob ein Antibiotika-Einsatz wirklich notwendig sei. „Bei kleineren Infektionskrankheiten gibt es auch andere Behandlungsmöglichkeiten“, sagte Wieler. Trotzdem würden in manchen Regionen auffällig viele Antibiotika verschrieben. „Wir haben da zwischen den Bundesländern Differenzen, die nicht allein mit den Erkrankungen der Patienten erklärt werden können“, wies sagte Wieler. hin: „Dafür brauchen wir eine öffentliche Wahrnehmung.“