Springe direkt zu Inhalt

„Wir wollen ein Ausbildungskonzept für die Sprachbildung entwickeln“

Daniela Caspari, Romanistikprofessorin, ist zuständig für die Weiterbildung von Lehramtsstudierenden im Bereich Sprachbildung

03.03.2016

Gute Deutschkenntnisse sind für alle Fächer wichtig, um die Inhalte begreifen zu können – deshalb soll bei der Ausbildung von künftigen Lehrerinnen und Lehrern das Modul Sprachbildung gestärkt werden.

Gute Deutschkenntnisse sind für alle Fächer wichtig, um die Inhalte begreifen zu können – deshalb soll bei der Ausbildung von künftigen Lehrerinnen und Lehrern das Modul Sprachbildung gestärkt werden.
Bildquelle: istockphoto / Vesna Andjic

Daniela Caspari ist Professorin für Didaktik der romanischen Sprachen und Literaturen an der Freien Universität Berlin.

Daniela Caspari ist Professorin für Didaktik der romanischen Sprachen und Literaturen an der Freien Universität Berlin.
Bildquelle: Peter Schraeder

Mehr als 30 Prozent aller Berliner Schülerinnen und Schüler sprechen Deutsch nicht als Muttersprache. Der Senat hat deshalb 2006 das Modul „Deutsch als Zweitsprache“ im Lehramtsstudium für Bachelor- und Masterstudierende eingerichtet: Künftige Lehrerinnen und Lehrer sollen gezielt dafür ausgebildet werden, Kinder zu unterstützen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Das neue Projekt „Sprachen – Bilden – Chancen“ ist eine Weiterentwicklung: eine gemeinsame Initiative der Freien Universität, der Humboldt‐Universität und der Technischen Universität zur Verbesserung der Lehrkräftebildung in den Bereichen Sprachbildung, Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache. Ein Gespräch mit Romanistikprofessorin Daniela Caspari von der Freien Universität.

Frau Professorin Caspari, warum wurde das Modul „Deutsch als Zweitsprache“ vor fast zehn Jahren eingeführt?

Eigentlich hätten wir das Modul schon viel, viel früher gebraucht. Die PISA-Studie hatte im Jahr 2000 in geradezu beschämender Deutlichkeit gezeigt, dass schlechte Leistungen von Schülerinnen und Schülern ganz häufig nicht auf mangelndes Wissen oder Können zurückzuführen sind, sondern auf unzureichende Sprachkompetenzen. Man konnte also gar nicht anders, als politisch darauf zu reagieren. Aber immerhin: Berlin war Vorreiter, inzwischen haben alle Bundesländer das Modul eingerichtet.

Welche Ziele hat das Projekt „Sprachen – Bilden – Chancen“?

Ein wichtiges Ziel besteht darin, die jetzt existierenden Module zu evaluieren, sodass der Kompetenzzuwachs der Studierenden gemessen werden kann. Ein anderes Teilprojekt fragt: Wie können wir noch stärker als bislang die Sprachbildung in der fachdidaktischen Lehramtsausbildung verankern? Das ist für viele in den Fachdidaktiken neues Terrain. Was bedeutet Sprachbildung für Physik, für Geschichte oder auch für Fremdsprachen? Das wäre dann mein Gebiet.

Eine Aufgabe von Teilprojekt drei ist bereits erfüllt. Es galt herauszufinden: Was gibt es in Berlin eigentlich alles im Bereich der Sprachbildung für Lehrkräfte? Das hört sich trivial an, hat aber ein Jahr gedauert, weil die einzelnen Akteure bislang fast nichts voneinander wussten und ganz überrascht waren, dass teilweise im selben Haus, auf einer anderen Etage, auch Menschen damit beschäftigt waren, kluge Dinge zu entwickeln.

Es liegt aber noch ein großes Ziel vor uns: ein Ausbildungskonzept für die durchgängige Sprachbildung zu entwickeln. Zum einen vertikal von der Elementarbildung über die Grundschule bis in die Sekundarstufe, zum anderen horizontal durch alle Schulfächer hindurch.

Wie klappt die Zusammenarbeit mit Humboldt-Universität und Technischer Universität?

Wir haben das Projekt so angelegt, dass alle Universitäten in allen Säulen des Projekts vertreten sind. Was schon mal zeigt, dass wir sehr intensiv kooperieren. Unsere Entwicklungsarbeit wollen wir unter anderem dazu nutzen, das Modul „Deutsch als Zweitsprache“ an allen drei Berliner Universitäten zu verbessern.

Diese intensive Zusammenarbeit, in die auch die Lehrenden eingebunden sind, führt dazu, dass wir unsere Expertise teilen, gemeinsame Vorstellungen entwickeln und in der Lehre umsetzen werden.

Die Fragen stellte Peter Schraeder