Daten erheben, um den Studienerfolg zu verbessern
Interview mit Professor Nicolas Apostolopoulos vom Center für Digitale Systeme der Freien Universität über die Ergebnisse der Tagung „Monitoring: Ein Beitrag zur Erhöhung des Studienerfolgs? Bestandsaufnahme, Bedingungen und Erfahrungen“
12.02.2016
Vor dem Hintergrund der Novellierung des Hochschulstatistikgesetzes im ersten Quartal 2016 fand im Dezember 2015 an der Freien Universität die Monitoring-Tagung in Kooperation mit dem Projekt nexus der Hochschulrektorenkonferenz statt. Ziel war es, in einen kritischen Dialog mit den wichtigsten Nutzergruppen empirischer Daten innerhalb wie außerhalb der Hochschulen zu treten. Für die Freie Universität organisierte das Center für Digitale Systeme (CeDiS) unter Leitung von Professor Nicolas Apostolopoulos die Tagung.
Herr Professor Apostolopoulos, warum sehen Sie Bildungsmonitoring als wichtiges Thema für die Freie Universität?
Durch die kontinuierliche und systematische Erfassung, Auswertung und Darstellung von Daten können Aussagen zur Bildungssituation und Bildungsqualität gemacht werden, anhand derer Missstände aufgedeckt und Verbesserungen herbeigeführt werden können. Insofern können Studienverlaufsstatistiken und Daten über Promovierende, wie sie im neuen Hochschulstatistikgesetz vorgesehen sind, eine Chance bieten. Sie können beispielsweise dazu beitragen, bedarfsgerechte Kapazitäten bereitzustellen.
Statistische Daten sind aber auch für den Vergleich mit anderen Hochschulen von Bedeutung, was angesichts steigender Studierendenzahlen immer relevanter wird. Wird Bildungsmonitoring also als Beobachtung und Weiterentwicklung von Bildungsprozessen verstanden mit dem Ziel, möglichst gut qualifizierte Absolventinnen und Absolventen hervorzubringen, ist das Thema enorm wichtig für die Freie Universität Berlin.
Doch wir müssen uns auch fragen, ob das Hochschulstatistikgesetz die Grundlage liefert, um Daten über die Qualität des Kompetenzerwerbs zu besorgen. Leider reichen die neuen Daten für eine kritische Auseinandersetzung über die Qualität nicht aus. Hierfür müssen Befragungen, beispielsweise von Absolventinnen und Absolventen oder Studienabbrecherinnen und -abbrechern durchgeführt und die Daten sorgfältig analysiert werden. Darauf verwies auch kritisch der Präsident der Freien Universität Berlin, Herr Professor Peter-André Alt, in seinem Begrüßungswort der Tagung.
Was haben Sie an Erkenntnissen von der Monitoring-Tagung mitgenommen?
Die Hochschulen gehen sehr sensibel mit dem Thema Datenschutz um. Die Befürchtungen, die manche hegen, werden offen diskutiert: Dabei geht es nicht nur um die Einhaltung des Datenschutzes, sondern insbesondere auch um die vielgesehene Gefahr, dass die neu hervorgebrachten Daten auch zur externen Hochschulsteuerung durch staatliche Stellen genutzt werden könnten. Es lässt sich nicht verhindern, dass die Daten gegebenenfalls für Lenkungsstrategien herangezogen werden und dass Fehlinterpretationen möglich sind. Aber es ist meiner Ansicht nach ein Fehler, dass über die Nutzung von globalen Daten noch grundsätzlich diskutiert wird. Es ist wichtig, dass die erhobenen Daten den Universitäten unbürokratisch, aber selbstverständlich unter Einhaltung des Datenschutzes, zur Verfügung gestellt werden.
Ihr großes Thema ist „Digitales Lernen“ – was hat Bildungsmonitoring mit digitalem Lernen zu tun?
Digitales Lernen eröffnet verschiedene Methoden des Lernens und ermöglicht es, Daten zu erheben, die über das typische Bildungsmonitoring gar nicht erfasst werden. Die Perspektive verschiebt sich in Richtung individueller Lernprozesse, das Stichwort hier lautet Learning Analytics: In immer mehr digital gestützten Bildungsangeboten werden Daten von Lernenden automatisch erfasst, analysiert und – im besten Fall – dazu genutzt, die Lernenden bei ihren individuellen Lernzielen zu unterstützen.
Im Juni werden Sie mit dem nexus-Projekt eine Tagung zum Thema „Digitales Lernen“ organisieren. Worauf wird der Fokus der Tagung liegen?
Die zentrale Fragestellung wird sein, welches Unterstützungspotenzial digitale Medien für ein kompetenzorientiertes Studium haben. Hintergrund ist die Verschiebung der Studienziele seit dem Bologna-Prozess und der Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge: Seitdem steht weniger der Wissenserwerb im Vordergrund als die Aneignung von Kompetenzen.
Die Fragen stellt Anette Stumptner