Dürer neu entdecken
Studierende der Kunstgeschichte präsentieren im Rahmen eines Seminars Dürers Meisterstiche im Kupferstichkabinett / Bis 23. März
10.02.2014
Einer der drei Dürer-Meisterstiche: Hieronymus im Gehäus
Bildquelle: Albrecht Dürer: Hieronymus im Gehäus, 1514. © bpk / Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett
Sie haben die Ausstellung von Dürers Meisterstichen konzipiert und organisiert: Masterstudierende des kunsthistorischen Instituts der Freien Universität
Bildquelle: Mona Muth
Die Dozentin Dr. Elke Werner und Dr. Michael Roth, Kurator des Kupferstichkabinetts, diskutieren mit Studierenden der Kunstgeschichte über Dürers Meisterstiche
Bildquelle: Mona Muth
Gedämpftes Licht fällt auf die 500 Jahre alten Meisterstiche von Albrecht Dürer und lässt das Kupferstichkabinett in der Gemäldegalerie am Kulturforum wie eine Schatzkammer wirken. Eine Gruppe Studierender des Kunsthistorischen Instituts der Freien Universität konnte sich im Rahmen eines Projektseminars als Kuratoren ausprobieren. Herausgekommen ist eine Ausstellung, die kein reines Jubiläumsgedenken an Dürers Meisterstiche ist, sondern eine Auseinandersetzung mit der heutigen Aktualität seiner einzigartigen Werke.
Sein Kürzel „AD“ steht für außergewöhnliche zeichnerische Qualität – und für den ersten Plagiatsstreit in der Kunstgeschichte. Denn der aufkommende Buchdruck begünstigte seinerzeit nicht nur Albrecht Dürers Produktion von Druckgrafiken, sondern auch deren Fälschung. Drei der berühmtesten Werke des Renaissancekünstlers sind momentan im Kupferstichkabinett der Gemäldegalerie am Potsdamer Platz zu sehen. Ihre brillante Ausführung, die Feinheit der Schraffuren und die inhaltliche Vielschichtigkeit haben ihnen den Titel „Meisterstiche“ eingebracht.
Am Anfang standen die Meisterstiche
Teufelsfratzen, apokalyptische Szenen, aber auch perfektionierte Proportionsstudien des Pferdekörpers und humanistische Gelehrsamkeit begegnen dem Betrachter in „Melencolia I“, „Ritter, Tod und Teufel“ und „Hieronymus im Gehäuse“. Zum 500. Entstehungsjubiläum der Meisterstiche holte Michael Roth, Kurator des Kupferstichkabinetts, die Druckgrafiken für ein besonderes Projekt aus den Museumsbeständen. Unter Anleitung der promovierten Kunsthistorikerin Elke Anna Werner von der Kolleg-Forschergruppe „BildEvidenz“ der Freien Universität wurden die Konzeption und Planung der Kabinettausstellung in die Hände von Studierenden gelegt.
Für die Vorbereitung der Ausstellung blieb nur wenig Zeit: „Innerhalb von nur zweieinhalb Monaten haben die Studierenden das Projekt umgesetzt“, sagt Elke Anna Werner. „Dadurch wurden sie direkt in den praktischen Ausstellungsprozess eingebunden.“
„Die Ausstellung als Dokumentation unserer Fragen“
Trotz ihres hohen Alters sorgten die Meisterstiche für Diskussionsstoff bei den jungen Kunsthistorikern. „Jeder von uns hat um sein Thema gekämpft, aber die Entscheidung fiel demokratisch“, erzählt Studentin Christina Babić. Ein vielfältiges Themenspektrum von Tierdarstellungen über Emotionalität und Stimmung ist das Ergebnis der lebendigen Kunstbetrachtung der Masterstudierenden.
Schnell war klar: Nicht die Person Albrecht Dürer sollte im Mittelpunkt der Ausstellung stehen, sondern seine Werke. Den Meisterstichen wurden ergänzende Druckgrafiken und Studienblätter zur Seite gestellt, um den künstlerischen Produktionsablauf zu beleuchten. Trotz dieser Themenvielfalt scheinen die Übergänge von einem zum anderen Bild zu fließen. So wird der Betrachter von Dürers Silberstiftzeichnung von zwei Löwen zum Meisterstich geführt, auf dem der Löwe der Legenda Aurea nach auf dem Boden liegend über Hieronymus wacht.
Freiraum für Diskussionen
Auch die Organisation von Führungen haben die jungen Kuratoren selbst in die Hand genommen. Statt der in der Regel üblichen Vorträge vor Besuchergruppen kommen die Studierenden im Wechsel mit Museumsmitarbeitern jeden Sonntag um 15 Uhr Uhr als „Livespeaker“ in die Ausstellung, erläutern interessante Hintergründe, beantworten Fragen und sind offen für Gespräche mit den Besuchern.
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