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Gesunde Tiere, sichere Lebensmittel

Schülertag am Fachbereich Veterinärmedizin: Berliner Gymnasiasten versuchten sich als Forscher

30.09.2013

Masterstudentin Lisa Schneider (l.) und Doktorand Ingo Starke (6. v. r.) erklären, welche positiven Einflüsse Mikroorganismen im Darm von Mensch und Tier haben können.

Masterstudentin Lisa Schneider (l.) und Doktorand Ingo Starke (6. v. r.) erklären, welche positiven Einflüsse Mikroorganismen im Darm von Mensch und Tier haben können.
Bildquelle: Nadine Schunter

Welchen Weg die Nahrung nimmt, wird für die Schülerinnen und Schüler an der Station Ernährung und Verdauung begreifbar.

Welchen Weg die Nahrung nimmt, wird für die Schülerinnen und Schüler an der Station Ernährung und Verdauung begreifbar.
Bildquelle: Nadine Schunter

Worauf bei der Zusammenstellung einer ausgewogenen Mahlzeit für ein Schwein zu achten ist, erklärt Doktorandin Lena Martin (r.).

Worauf bei der Zusammenstellung einer ausgewogenen Mahlzeit für ein Schwein zu achten ist, erklärt Doktorandin Lena Martin (r.).
Bildquelle: Nadine Schunter

Kannst Du den Eber riechen? Schüler schnuppern an Fläschchen und testen, ob sie den Geruch des männlichen Schweins wahrnehmen.

Kannst Du den Eber riechen? Schüler schnuppern an Fläschchen und testen, ob sie den Geruch des männlichen Schweins wahrnehmen.
Bildquelle: Bianca Schröder

Mit Duftstoffen in verschiedenen Konzentrationen experimentieren die Schüler an der Station zur Sinneswahrnehmung.

Mit Duftstoffen in verschiedenen Konzentrationen experimentieren die Schüler an der Station zur Sinneswahrnehmung.
Bildquelle: Bianca Schröder

Getreide, Soja und Mineralien – aus diesen Zutaten haben die Neuntklässler der Emmy-Noether-Schule in Berlin-Köpenick eine ausgewogene Mahlzeit für Schweine zusammengestellt. „Bis das Futter im Trog landet, haben sich die einzelnen Bestandteile manchmal allerdings schon wieder getrennt. Wie kann man dafür sorgen, dass die Mischung erhalten bleibt?“, fragt Lena Martin, Doktorandin im Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität. „Nochmal durchrühren“ und „mit einem Betonmischer wieder vermischen“ lauten die ersten Ideen – bis Lena Martin auf ein Gefäß mit Schweinefutter-Pellets zeigt. „Ach klar, man kann das Futter zusammenpressen“, sagt eine Schülerin. Es ist eine von vielen Erkenntnissen, die die Berliner Schülerinnen und Schüler beim Projekttag „Gesunde Tiere – Sichere Lebensmittel“ am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität gesammelt haben.

Vier Tage lang bot der Sonderforschungsbereich „Ernährung und intestinale Mikrobiota-Wirtsinteraktion beim Schwein“ (SFB 852) in Kooperation mit dem NatLab, dem Schüler-Experimentierlabor der Freien Universität, Schülern aus mehreren Berliner Gymnasien Einblick in die Forschung der Veterinärmedizin. Den Auftakt machte jeweils Professor Jürgen Zentek, Dekan des Fachbereichs Veterinärmedizin, mit einem Vortrag über die vielfältigen Aufgaben von Tierärzten. „Ich fand es spannend zu erfahren, dass es so viele Möglichkeiten gibt, als Tierarzt zu arbeiten, und dass es Tierärzte sogar beim Zoll und bei der Bundeswehr gibt“, sagte Kodana Polus, Schülerin der Emmy-Noether-Schule in Köpenick.

An vier Stationen Aspekte der veterinärmedizinischen Forschung kennenlernen

Anschließend arbeiteten die Schüler in vier Gruppen an Experimenten zu den Themen Sinneswahrnehmung, Lebensmittel-Qualität, Mikrobiologie sowie Ernährung und Verdauung. Nadine Schunter und Robert Pieper, wissenschaftliche Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich, hatten die Schülertage organisiert. „Wir wollen den Schülern am Beispiel des Schweins zeigen, wie vielseitig veterinärmedizinische Forschung ist und welchen Bezug sie zum täglichen Leben hat“, sagte Schunter.

An der Station Mikrobiologie mikroskopierten die Schüler verschiedene Probiotika – das sind Zubereitungen, die lebensfähige Mikroorganismen enthalten – die die Darmflora von Schweinen positiv beeinflussen. Beim Thema Lebensmittel-Qualität setzten sie sich unter anderem mit dem Einsatz von Antibiotika in der Schweinemast auseinander.

Damit Schweinefleisch nicht nach Eber schmeckt und riecht

Wie die menschliche Geruchswahrnehmung im Vergleich zu der des Schweins abschneidet, erfuhren sie in Experimenten zur Sinneswahrnehmung: So probierten die Gymnasiasten etwa aus, ob sie den Geruch von Ebern wahrnehmen können. Dazu rochen sie an Fläschchen mit den Duftstoffen Skatol und Androstenon. Immer wieder führten die Neuntklässler die Gläschen an die Nase. „Das ist gar nicht so einfach, man muss öfter mal nachriechen“, sagte Mario Freund. Nur rund 18 Prozent der Bevölkerung reagierten auf Androstenon empfindlich, während Skatol – häufig als nach Fäkalien riechend beschrieben – von allen Menschen wahrgenommen werde, erläuterte Tobias Gäng, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Fleischhygiene. Die Schüler erfuhren, dass männliche Ferkel in Deutschland kastriert werden, um zu verhindern, dass das Fleisch nach Eber riecht und schmeckt. „Vielen ist gar nicht bewusst, dass geruchs- und geschmacksarmes Schweinefleisch keine Selbstverständlichkeit ist“, sagte Gäng. Durch neue Forschungserkenntnisse werde es mittelfristig möglich, auf die Kastration zu verzichten und die Geruchsbildung durch neue, tiergerechte Verfahren zu unterdrücken.

Positives Fazit der Schülertage

Die Schüler erledigten ihre Aufgaben mit großem Engagement, einige überraschten die Wissenschaftler mit ihrem Vorwissen – etwa über verschiedene Konservierungsmöglichkeiten für Lebensmittel oder die Gefahren von Antibiotikarückständen im Fleisch. So sei das Fazit des Schülertags von Schülern, Lehrern und den Beteiligten der Freien Universität durchweg positiv ausgefallen, sagte Mitorganisator Robert Pieper: „Wir waren zu Beginn selbst gespannt, wie sich das entwickeln wird und wurden sehr angenehm überrascht. Es hat allen Beteiligten riesigen Spaß gemacht.“ Die nächsten Schülertage sind für Dezember geplant.

Weitere Informationen

Dr. Robert Pieper, Fachbereich Veterinärmedizin, Institut für Tierernährung, E-Mail: robert.pieper@fu-berlin.de