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„Was muss noch passieren?“

Unterschriftenaktion: Student will die Politik auf notwendige Sanierung maroder Chemie-Gebäude aufmerksam machen

21.08.2013

Takustraße 3: Immer wieder fallen in dem Chemie-Gebäude von der Feuchtigkeit durchweichte Deckenplatten herab.

Takustraße 3: Immer wieder fallen in dem Chemie-Gebäude von der Feuchtigkeit durchweichte Deckenplatten herab.
Bildquelle: Léa Bouché

Sanierungsbedürftig: durchweichte Decke in der Takustraße 3.

Sanierungsbedürftig: durchweichte Decke in der Takustraße 3.
Bildquelle: Léa Bouché

Nach einem Starkregen ist Wasser in die Räume der Materialverwaltung im Untergeschoss der Takustraße 3 eingedrungen.

Nach einem Starkregen ist Wasser in die Räume der Materialverwaltung im Untergeschoss der Takustraße 3 eingedrungen.
Bildquelle: Dirk Hauenstein

Nach starken Regenfällen drückt das Wasser in die Räume der Takustraße 3.

Nach starken Regenfällen drückt das Wasser in die Räume der Takustraße 3.
Bildquelle: Dirk Hauenstein

Chemie-Student Oliver Etzold hat die Petition initiiert.

Chemie-Student Oliver Etzold hat die Petition initiiert.
Bildquelle: Privat

Durchweichte Deckenplatten, die auf Schreibtische fallen, Wasserschäden in den Fluren, kaputte Abluftanlagen- und Schläuche in den Laboren – die Chemie-Gebäude in der Dahlemer Taku- und Fabeckstraße sind marode. Und das seit vielen Jahren: 1996 wurde der Sanierungsbedarf offiziell festgestellt, seit zehn Jahren sind die Arbeiten geplant. Passiert ist trotz des Versprechens des Berliner Senats bis heute nichts. Der Akademische Senat der Freien Universität hat kürzlich eine Petition verabschiedet und die Politik zum Handeln aufgefordert. Jetzt machen auch die Studenten mobil. Auf der Internet-Plattform change.org hat der 22-jährige Oliver Etzold eine Petition gestartet, um Unterschriften für die Sanierung zu sammeln. Campus.leben sprach mit dem Aktivisten wider Willen.
Herr Etzold, haben Sie schon einmal eine ähnliche Initiative angestoßen?

Nein, noch nie. Das ist das erste Mal.

Warum diesmal? Warum haben Sie die Petition auf der Plattform change.org gestartet?

Ich kannte das Problem natürlich, schließlich studiere ich in den Gebäuden. Aber durch den Tagesspiegel-Artikel in der vorletzten Woche ist mir das Ausmaß der Schäden klargeworden. Dass der Sanierungsbedarf schon vor 17 Jahren festgestellt worden ist und sich trotz der Forderungen der Universität noch immer nichts getan hat, hat mich aufgeregt. Ich frage mich, was noch passieren muss, damit die Politik handelt. Deshalb habe ich die Petition ins Netz gestellt.

Wie wirken sich die Schäden an den Chemie-Gebäuden im Studienalltag aus?

Wenn man durch die Häuser läuft, stößt man ständig auf Baustellen, an denen kleinere Ausbesserungsarbeiten gemacht werden. Das sind aber immer nur Provisorien, sodass kurz danach wieder repariert werden muss. Manche Teile des Gebäudes sind nicht zugänglich, weil sie einsturzgefährdet sind. Auf change.org, der Internetseite der Petition, hat sich eine Sekretärin gemeldet: Ihr ist eine Deckenplatte auf den Schreibtisch gefallen, als sie gerade daran saß. Ein Wunder, dass ihr nichts passiert ist. Außerdem ist seit 1990 klar, dass in den Decken Asbest verbaut worden ist – Messungen zufolge sei die Belastung momentan nicht schädlich, aber wer weiß, wie lange das noch so bleibt.

Machen Sie und Ihre Kommilitonen sich Sorgen um die Gesundheit?

Wir haben gehört, dass die Abzüge in den Laboren nicht richtig funktionieren und dass die Abluftschläuche marode sind. Es sind Kontrollgeräte angebracht worden, die ein lautes Alarmsignal von sich geben, wenn der Abzug ausfällt. Das ist schon dramatisch, wenn man nicht weiß, ob und wohin die entstehenden Reaktionsgase abgeleitet werden.

Wer hat die Petition bisher unterschrieben?

Studenten, Mitarbeiter und Professoren – wir identifizieren uns alle stark mit unseren Gebäuden, das ist schon ungewöhnlich. Dann ist es so, dass die Kosten für die Instandhaltung und den Betrieb des maroden Gebäudes extrem hoch sind. Eine energieeffiziente Sanierung wäre letztendlich mit geringeren Kosten verbunden als der fortgesetzte Betrieb des sanierungsbedürftigen Gebäudes. Die ganze Universität mit allen Instituten leidet doch darunter.

Was erhoffen Sie sich von der Unterschriftensammlung?

Noch fehlt uns die große Öffentlichkeit: Wir wollen einen Dialog zwischen der Freien Universität und dem Senat anstoßen. Denn der Zustand der Chemie-Gebäude steht in keinem Verhältnis zu der guten Lehre und Forschung, die an unserer Universität geleistet wird.