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Stippvisiten zwischen Berlin und Paris

Kurz-Austauschprogramm für Naturwissenschaftler zwischen der Freien Universität und der Universität "Pierre et Marie Curie" in Paris

16.07.2013

Die Austauschpartner begaben sich in der Freizeit auf Entdeckungstour durch Berlin - zu den Programmpunkten zählte auch die Reichstagskuppel

Die Austauschpartner begaben sich in der Freizeit auf Entdeckungstour durch Berlin - zu den Programmpunkten zählte auch die Reichstagskuppel
Bildquelle: Nicolas Kregiel

Konrad Adenauer und Charles de Gaulle haben es vorgemacht: Vor 50 Jahren unterzeichneten sie im Elysée-Palast den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag. 2013, im Französisch-Deutschen Wissenschaftsjahr, ist es nach Ansicht der Chemie-Professoren Bernold Hasenknopf und Dieter Lentz an der Zeit, eine Brücke zwischen den naturwissenschaftlichen Fachbereichen der beiden Hauptstadtuniversitäten zu schlagen: Ein Kurz-Austauschprogramm soll Studierenden die Entscheidung für einen längeren Aufenthalt im Nachbarland erleichtern. Zu einem ersten Besuch kam jetzt eine Gruppe der Pariser Universität Pierre et Marie Curie (UPMC) nach Dahlem.

Sie fotografieren, sprechen mal Deutsch, mal Französisch und haben viel zu lachen: Auf den ersten Blick könnte man die Gruppe Studierender bei ihrem Rundgang durch das Institut für Chemie der Freien Universität für Touristen halten. Doch das stimmt nur bedingt: Die Studierenden aus den Fachrichtungen Chemie, Informatik, Biologie oder Physik der UMPC sind mit ihrem Professor Bernold Hasenknopf für einen Kurz-Austausch an die Freie Universität gekommen. Eine Woche lang wohnen sie bei Studierenden der Freien Universität und nehmen an deren Universitätsalltag teil.

Enge Kontakte zwischen UPMC und Freier Universität

Die Idee für einen Schnupperaustausch mit der deutschen Hauptstadt hatte Bernold Hasenknopf, weil unter seinen Studierenden heute nur noch wenige das Nachbarland für einen Auslandsaufenthalt in Betracht ziehen, wie er sagt. Mit dem Plan, einen unbürokratischen Kurzaustausch mit einer Berliner Hochschule aufzubauen, wandte er sich an das Auslandsamt der UPMC. „Die Universität pflegt schon seit Jahren enge Beziehungen mit der Freien Universität“, sagt Hasenknopf. Daher sei der Kontakt zum Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie der Freien Universität über die hiesige Abteilung Außenangelegenheiten schnell geknüpft gewesen – und die französische Idee stieß auf Gegenliebe.

Denn auch unter Berliner Studierenden der Naturwissenschaften ist die Nachfrage nach Auslandssemestern in Frankreich eher verhalten – trotz der bestehenden Erasmus-Verträge. „Bislang sind Auslandssemester in den Naturwissenschaften etwas umständlich, weil man zum Beispiel Praktikumsphasen verpassen würde“, sagt Chemie-Professor Dieter Lentz. Darum will er künftig mit dem Kollegen aus Frankreich über eine vertiefte Kooperation in der Lehre nachdenken. „Mir liegt der deutsch-französische Austausch sehr am Herzen, gerade auch aus historischen Gründen.“

Für die Studierenden, so hat es den Anschein, spielt die Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen heute eine untergeordnete Rolle. Sie tauschen sich aus über Studium oder Hobbys – und das in beiden Sprachen. „Unsere Austauschpartner sind im sechsten Semester und mit dem Stoff etwas weiter“, erzählt eine der Bachelor-Studentinnen, die als Zweitsemester seitens der Freien Universität am Austausch teilnimmt. „Ich kann mein Schulfranzösisch jetzt weiter nutzen, aber die französischen Studenten sprechen zum Großteil auch sehr gut Deutsch.“ In den Vorlesungen hätten sie sich gegenseitig naturwissenschaftliche Fachbegriffe erklärt.

Kurz-Austausch macht Wohnungssuche überflüssig

Für Bernold Hasenknopf bringt die neue Kooperation viele Vorteile: „Bei einem solchen Austauschprogramm gibt es für die Studierenden wenig Unsicherheiten.“  Dass sie nach einem ersten Einblick den Schritt ins Ausland wagen, darauf hofft er. Einen Vorgeschmack auf das studentische Leben in Berlin haben die Pariser Studierenden jedenfalls bereits erhalten: Gemeinsam mit den Austauschpartnern ging es ins Museum, auf eine Schiffstour und natürlich ins Berliner Nachtleben. Neben den obligatorischen Berliner Sehenswürdigkeiten begab sich die Gruppe auf dem Campus Dahlem außerdem auf die Spuren von Lise Meitner. Dokumentiert haben die französischen Studierenden ihren Aufenthalt auf einem eigens eingerichteten Blog.

Im September gilt es dann für die deutsche Gruppe, die Koffer zu packen. Die Reisekosten für den Kurz-Austausch tragen zunächst die Abteilungen für Außenangelegenheiten beider Universitäten. Im Januar und September 2014 sind Besuche der nächsten Studierendengruppen geplant.