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Von „A“ wie Anästhesie bis „Z“ wie Zebrafinken

2410 Grundschülerinnen und –schüler bei der KinderUni der Freien Universität

06.09.2012

Biologin Dr. Mariam Honarmand zeigt die Boxen, in denen der Gesang der Zebrafinken aufgenommen wird.

Biologin Dr. Mariam Honarmand zeigt die Boxen, in denen der Gesang der Zebrafinken aufgenommen wird.
Bildquelle: Jan Hambura

Wie waschen sich Wüstenrennmäuse? Stefanie Zimmer erklärt es den Grundschülern.

Wie waschen sich Wüstenrennmäuse? Stefanie Zimmer erklärt es den Grundschülern.
Bildquelle: Jan Hambura

An der Puppe "Lukas" zeigte Oberarzt Dr. Christian Reich, wie eine Narkose eingeleitet wird.

An der Puppe "Lukas" zeigte Oberarzt Dr. Christian Reich, wie eine Narkose eingeleitet wird.
Bildquelle: Jan Hambura

Die Ärztin Shirin Levasseur zieht das Narkosemittel mit einer Spritze auf.

Die Ärztin Shirin Levasseur zieht das Narkosemittel mit einer Spritze auf.
Bildquelle: Jan Hambura

Noch ist vorlesungsfreie Zeit in Dahlem, Düppel, Lankwitz und Steglitz. Mit einer Ausnahme: Für die Teilnehmer der KinderUni der Freien Universität findet die heiße Vorlesungsphase gerade statt. Zum neunten Mal kommen Schülerinnen und Schüler aus zweiten bis sechsten Klassen in dieser Woche an die Freie Universität, um dort in einer von insgesamt 95 Veranstaltungen Wissenschaft hautnah zu erleben.

„Zwei Monate“, sagt Leonard. So lange sei er im Bauch seiner Mutter gewesen. „Nein, neun“, rufen seine Klassenkameradinnen. Die Zweit- und Drittklässler der Conrad-Grundschule in Berlin-Wannsee nehmen an dem Kurs „Worüber unterhalten sich Tiere?“ teil. Mariam Honarmand, promovierte Biologin der Arbeitsgruppe Verhaltensbiologie der Freien Universität zeigt den Kindern gerade ein Zebrafinken-Baby. „Die Vogel-Jungen schlüpfen nach nur zwei Wochen“, sagt sie.

In der Arbeitsgruppe Verhaltensbiologie wird der Lernprozess von Zebrafinken analysiert, um daraus möglicherweise Schlüsse auf das Lernverhalten bei Menschen ziehen zu können. „Wir versuchen den Gesang der Vögel zu entziffern“, sagt Mariam Honarmand. Sie zeigt den Kindern die Aufnahmeboxen, in denen die Vogelstimmen registriert werden.

Akustische Signale auf Papier

Wie Vogelgesang aussieht, wenn man ihn zu Papier bringt, demonstriert Sarah Kiefer: Die Lautsignale werden in einem sogenannten Spektrogramm abgebildet. Hierfür lässt die promovierte Biologin die Kinder ihren Namen in ein Mikrofon sprechen. Auf dem Spektrogramm, das sie jedem Schüler ausdruckt, lassen sich Dauer und Frequenz der Laute in schwarzen Strichen ablesen: Je intensiver die Signale sind, desto schwärzer ist der Ausdruck. Um das auszuprobieren, dürfen die Kinder ins Mikrofon singen und pfeifen.

Wie sich Wüstenrennmäuse waschen

Im Raum nebenan werden Wüstenrennmäuse gestreichelt. Mitgebracht hat sie Stefanie Zimmer. „Wisst ihr, wie sich Mäuse ohne Wasser in der Wüste waschen?“, fragt die Tutorin. „Mit den Pfoten“, sagt Clara. „Richtig. Und mit Sand“, erklärt Stefanie Zimmer. „Und da, wo sie nicht ran kommen, lassen sie sich von ihren Artgenossen waschen. Sie legen sich einfach vor sie.“

Einen Tisch weiter erklärt Jana Petri Kindern, warum man Gegenstände, unter denen sich Kellerasseln verstecken, besser nicht anheben sollte. „Die Asseln verstecken sich darunter, um sich vor dem Austrocknen zu schützen.“ Denn Kellerasseln seien den Krebsen verwandt und stammten eigentlich aus dem Wasser.

Neu dabei in diesem Jahr: Charité und Max-Planck-Institut für molekulare Genetik

Die KinderUni der Freien Universität bietet in 95 Veranstaltungen Einblicke in die Bereiche Alter Orient, Archäologie, Biologie, Chemie, Geologie, Informatik, Mathematik, Medizin, Meteorologie und Physik. Neu dazugekommen sind in diesem Jahr als Veranstalter das Max-Planck-Institut für molekulare Genetik und das Universitätsklinikum Charité – gemeinsame medizinische Fakultät von Freier Universität und Humboldt-Universität.

Was Ärzte und Piloten gemeinsam haben

Auf dem Steglitzer Campus Benjamin Franklin, dem Medizin-Standort der Freien Universität, erfuhren die Schüler der 5. Klasse der Evangelischen Grundschule Wilmersdorf in dem Kurs „Narkosearzt und Pilot“, dass beide Berufsgruppen mindestens eines gemeinsam haben: große Verantwortung. Wenn ein Mediziner oder ein Pilot einen Fehler macht, hat das weitreichende Konsequenzen. Deshalb arbeiten Vertreter beider Berufe mit Check-Listen. Das KinderUni-„Professoren-Team“ – darunter Oberärzte, Doktoranden, ein pensionierter Diplom-Ingenieur und Medizin-Studierende – simulierten an der Puppe „Lukas“, wie eine Narkose verabreicht wird. Das Versuchsobjekt dient auch den Medizinstudenten zu Ausbildungszwecken.

Narkotisier' den Lukas!

„Wie viel Narkosemittel braucht man denn für einen Menschen?“, fragt Shirin Levasseur. Die Antworten der Kinder reichen von „zwei Tropfen“ bis zu „einem Kilo“. „Das Gewicht des Patienten ist entscheidend“, erklärt die Ärztin. Wie anästhesiert wird, dürfen die Kinder unter der Anleitung des promovierten Oberarztes Christian Reich selber ausprobieren. Gemeinsam mit den Schülern geht er die Check-Liste durch, auf der etwa folgende Punkte zu finden sind: „Überprüft, ob die Absaugung funktioniert!“ oder „Habt ihr das Einschlafmittel da?“

Professor Christoph Stein freut sich über das Interesse der Kinder – und darüber, dass sich die Charité in diesem Jahr an der KinderUni beteiligt: „Wir möchten auf diese Weise Nachwuchs und potenzielle Studenten frühzeitig auf attraktive Berufsfelder in der Medizin aufmerksam machen“, sagt der Direktor der Klinik für Anästhesiologie an der Charité in Steglitz.

Viel Zeit bleibt den Ärzten nicht – kurz nach den Übungen mit den Kindern wechseln sie wieder in den Operationssaal. Nicolas ist beeindruckt: „Es ist toll, wie die Ärzte das machen“, sagt der Fünftklässler. „Vielleicht will ich später auch Arzt werden.“