Studienreise ins Krisengebiet
Jurastudent besuchte die afrikanische Republik Côte d’Ivoire
30.07.2012
Im Frühjahr war der Jurastudent Daniel Bracker (re.) im Rahmen einer DGVN-Studienreise nach Côte d'Ivoire gereist und dort u. a. mit hochrangigen Vertretern verschiedener Organisationen zusammengetroffen.
Bildquelle: Daniel Bracker
Daniel Bracker ist immer noch tief beeindruckt von dem westafrikanischen Land. „Wenn ich jetzt Bilder von Côte d’Ivoire sehe, spüre ich sofort wieder die Hitze und die schwüle Luft.“
Bildquelle: Verena Blindow
Einmal den Vertretern der großen internationalen Organisationen und der Politik auf Augenhöhe begegnen, ihnen Fragen stellen und darauf Antworten aus erster Hand erhalten – für einen Jurastudenten der Freien Universität Berlin ging dieser Wunsch in Erfüllung: Daniel Bracker war im Frühjahr im Rahmen einer Studienreise der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) nach Côte d’Ivoire gereist – im allgemeinen Sprachgebrauch als „Elfenbeinküste“ geläufig. Dort war der 24-Jährige mit hochrangigen Personen aus Politik und Rechtswesen zusammengetroffen. Für den Studenten bestand das Ziel der Reise darin, das mit eigenen Augen zu sehen, wovon er bisher nur in der Bibliothek gelesen hatte.
Der westafrikanische Staat Côte d’Ivoire war in den 1960er Jahren aus der gleichnamigen französischen Kolonie hervorgegangen und hatte durch Kaffee- und Kakaoexporte einen gewissen Wohlstand erlangt. Dieser wurde jedoch von Wirtschaftskrisen und Konflikten innerhalb der Bevölkerung überschattet, die schließlich in einem Bürgerkrieg und der vorübergehenden Teilung des Landes gipfelten. Seit 2010 ist Alassane Ouattara Präsident des Landes.
Ziel der DGVN-Studienreise 2012: Côte d’Ivoire
Daniel Bracker studiert im achten Semester Rechtswissenschaft an der Freien Universität. Seitdem er sich im vergangenen Wintersemester für den Schwerpunkt Die Internationalisierung der Rechtsordnung, der die Bereiche Völkerrecht, Europarecht und Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung umfasst, entschieden hat, reizte es ihn, sich ein eigenes Bild von Situationen zu machen, die er bisher nur in Seminaren und Vorlesungen kennengelernt hatte. Die Gelegenheit dazu ergab sich im Oktober 2011, als Bracker Bekanntschaft mit dem promovierten Politikwissenschaftler Ekkehard Griep – Stellvertretender Vorsitzender der DGVN und Leiter der alljährlichen Studienreise – machte. „Als ich erfuhr, dass die DGVN jedes Jahr Studienreisen in Krisengebiete anbietet, wollte ich unbedingt daran teilnehmen“, erinnert sich der Student. Und so trat Bracker nach erfolgreicher Bewerbung zusammen mit zwölf weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern im März 2012 die Reise an: in den westafrikanischen Staat Côte d’Ivoire.
An einem Tisch mit hochrangigen Vertretern internationaler Organisationen
Acht Tage lang war die Gruppe, deren Mitglieder aus den verschiedensten Professionen stammten, zusammen in Côte d’Ivoire unterwegs – acht Tage, die gefüllt waren mit Konferenzen mit hochrangigen Vertretern internationaler Organisationen, Besuchen bei Abgeordneten aus Politik und Wirtschaft, Besichtigungen von ivorischen Institutionen, und vor allem Einblicken in die Arbeit der Vereinten Nationen in Côte d’Ivoire.
Die notwendigen Sprachkenntnisse konnte Bracker bereits während eines Auslandsaufenthalts in Frankreich erwerben: Im Rahmen des Austauschprogramms THEMIS – ein Angebot eines Hochschulnetzwerks aus renommierten Fakultäten des wirtschaftlichen und internationalen Rechts in ganz Europa – verbrachte der gebürtige Hesse ein Semester an der Université de Paris-Est Créteil im Pariser Stadtbezirk Val de Marne. Daran schloss er ein einmonatiges Praktikum in einer internationalen Rechtskanzlei in Frankreich an, wo er erste Einblicke in die Praxis des internationalen Rechts erhielt.
„Manchmal spüre ich heute noch die schwüle Luft Westafrikas“
Kurz nach ihrer Ankunft erhielt die Reisegruppe einige Sicherheitshinweise. „Man sagte uns, die Lage sei zwar ruhig, aber unberechenbar.“ Die drei großen Probleme von Côte d’Ivoire – nach Bracker das ethnische Problem, das Problem des Überlebens und das der mangelhaften Politik – beherrschten daher auch alle Diskussionen. Besonders beeindruckte Daniel Bracker dabei, dass er überall als gleichrangiger Gesprächspartner angesehen wurde. „Die Gruppe war ganz in sich geschlossen“, sagt der Student. Daran habe auch Ekkehard Griep, der Leiter der Reise, großen Anteil gehabt.
Bracker zehrt noch immer von seinen Eindrücken: „Wenn ich jetzt Bilder von Côte d’Ivoire im Fernsehen oder in der Zeitung sehe, spüre ich sofort wieder die Hitze und die schwüle Luft und erinnere mich an die fremden Gerüche und die vielen Eindrücke.“
Für Bracker waren die Erlebnisse auch hinsichtlich seines weiteren Werdegangs aufschlussreich. „Ich möchte noch viele praktische Erfahrungen sammeln, bevor ich mich beruflich festlege“, sagt er. „Durch das Jurastudium habe ich mir eine sehr systematische Denkweise angeeignet, was in vielen Bereichen sehr hilfreich ist.“ Welchen Weg Bracker nach seinem Studium einschlagen wird, ist noch ungewiss – sein Interesse für Außenpolitik und Völkerrecht hat die Reise nach Côte d’Ivoire auf jeden Fall gestärkt.