„Berlin ist ein idealer Standort“
An der „Berlin Graduate School of Ancient Studies“ promovieren Doktoranden aus verschiedenen Fächern zu Aspekten des Altertums
22.06.2012
Die Gegenwart versteht nur, wer sich in der Vergangenheit auskennt. Und weil diese, so wie sie heutzutage erforscht wird, verschiedene wissenschaftliche Disziplinen berührt – Geschichte, Archäologie, Informatik, Klassische Philologien – arbeiten in der gerade eröffneten Berlin Graduate School of Ancient Studies des Berliner Antike-Kollegs Doktoranden aus verschiedenen Fächern an unterschiedlichen Aspekten. Campus.leben sprach mit Regina Attula, Koordinatorin der Graduiertenschule, über Inhalte und Schwerpunkte der Forschungseinrichtung und über neue Formen der Promotion.
Frau Attula, was macht die Graduate School of Ancient Studies des Berliner Antike-Kollegs aus?
Die Graduiertenschule ist eine Ausgründung aus dem Exzellenzcluster Topoi. Alle Partner, die den Cluster tragen, sind Partner im Berliner Antike-Kolleg und damit auch in der Berlin Graduate School of Ancient Studies: neben der Freien Universität und der Humboldt-Universität das Deutsche Archäologische Institut, die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Berlin ist der ideale Standort für eine solche Kooperation, da hier viele herausragende Spezialisten aus verschiedenen altertumswissenschaftlichen Disziplinen arbeiten. Diese Konzentration ist weltweit einmalig. Davon profitieren auch unsere Doktoranden.
Interdisziplinarität spielt also eine große Rolle?
Ja, das war von Anfang an der Grundgedanke und der verbindende Aspekt zwischen der Graduate School und Topoi. Die enge Kooperation mit den außeruniversitären Einrichtungen hat viel bewegt und ganz neue Formen der fächerübergreifenden Zusammenarbeit ermöglicht. Es findet ein intensiver Austausch statt, in den auch die Promovierenden eingebunden sind.
Bei der Berlin Graduate School of Ancient Studies spielt Nachwuchsförderung eine große Rolle. Womit werden sich die Doktoranden beschäftigen?
In zwei der vier eröffneten Programmen wurde bereits die Arbeit aufgenommen: Bei „Ancient Languages and Texts“ sind neben Altphilologen Historiker und Theologen vertreten; am Programm „Landscape Archaeology and Architecture“ sind Geowissenschaftler, Archäologen und Bauhistoriker beteiligt. Das dritte Programm heißt: „Material Cultures and Object Studies“, dort geht es vor allem um objektorientierte Forschung mit einer starken museologischen Seite. Unter dem Titel „History of Ancient Science” stehen die antike Wissens- und Wissenschaftsgeschichte im Zentrum. Außerdem ist das Programm „Languages and Cultures of the Silk Road“ in Planung, das sich mit dem zentralöstlichen Asien beschäftigt – und sicher nicht unser letztes Programm sein wird.
Wie viele Doktoranden sind im ersten Jahrgang?
Wir haben 15 Doktorandinnen und Doktoranden aufgenommen. Wir sind übrigens offen für extern finanzierte Stipendiaten, auch sie können sich auf einen Studienplatz bewerben und die Bestandteile des Programms nutzen.
Die Graduiertenschule zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie einen pragmatischen Forschungsansatz verfolgt. Was heißt das?
Die Form der strukturierten Promotion ist etwas noch relativ Neues. Dazu gehört, dass junge Wissenschaftler bereits während der Promotion und der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit ihrem Thema intensiven Austausch mit anderen Kollegen und auch aus anderen Disziplinen pflegen. Die Doktoranden werden eingebunden in konkrete Projekte und in den Wissenschaftsalltag. Sie sind aufgefordert, Vorträge zu halten, Kongresse zu besuchen oder selbstständig Workshops und Tagungen zu organisieren. Wir unterstützen auch Auslandsaufenthalte in unseren Partnereinrichtungen.
Das Gespräch führte Leonard Fischl
Die promovierte Altertumswissenschaftlerin Regina Attula ist Fellow-Koordinatorin an der Graduiertenschule.