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„Das ist doch keine Kunst“

Leibniz Lecture des Mathematikers Günter M. Ziegler von der Freien Universität Berlin in New York

26.04.2012

Professor Günter M. Ziegler wies in seinem Vortrag im New Yorker Büro der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) auf die Schnittmengen zwischen Mathematik und Kunst hin.

Professor Günter M. Ziegler wies in seinem Vortrag im New Yorker Büro der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) auf die Schnittmengen zwischen Mathematik und Kunst hin.
Bildquelle: © DFG

Bei einem zweiten Vortrag  über mathematische Beweise und Belege sprach Ziegler in der Aula des Baruch College. Mathebegeisterte konnten sich aktiv beteiligen.

Bei einem zweiten Vortrag über mathematische Beweise und Belege sprach Ziegler in der Aula des Baruch College. Mathebegeisterte konnten sich aktiv beteiligen.
Bildquelle: © DFG

Günter M. Ziegler (m.) beim MathEncounter mit Cindy Lawrence und Glen Whitney vom MoMath.

Günter M. Ziegler (m.) beim MathEncounter mit Cindy Lawrence und Glen Whitney vom MoMath.
Bildquelle: © DFG

Noch wenige Minuten vor der Veranstaltung gingen Anmeldungen ein, mussten Listen neu geschrieben, Zu- und Absagen verschickt, das Sicherheitspersonal informiert werden. Allerdings hatte sich weder die neueste Pop-Band im New Yorker Büro der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) angesagt noch ein hochrangiger Politiker aus Deutschland. Günter M. Ziegler war es, auf den sich das große Interesse konzentrierte: Mathematikprofessor an der Freien Universität Berlin, Leibniz-Preisträger des Jahres 2001 und Communicator-Preisträger 2008.

Das New Yorker DFG-Büro hatte den 48-jährigen Mathematiker eingeladen, den Auftakt der „Leibniz-Lecture Series 2012“ zu übernehmen, mit der die DFG exzellente deutsche Wissenschaft im Ausland präsentiert. Die strenge Auswahl für den Leibniz-Preis als dem höchstdotierten deutschen Wissenschaftspreis ist Garant für besondere Qualität. Die Reaktion auf die Einladung zu Zieglers Vortragsthema „Das ist doch keine Kunst! Ten Images from Mathematics“ in das German House in New York war überwältigend. In dem Gebäude mit der Adresse United Nations Plaza, Sitz der Deutschen Vertretung bei den Vereinten Nationen und des Generalkonsulats New York, unterhalten auch eine Reihe von Wissenschaftsorganisationen, darunter die DFG, ihre Büros.

Hommage an die Mathematik

Sein gut einstündiger Vortrag, in dem Ziegler immer wieder Schnittmengen zwischen Mathematik und Kunst berührte, war eine durchgängige Hommage an die Mathematik als Königin der Wissenschaft. Ziegler begann mit einer Darstellung aus dem Geometrie-Buch von Albrecht Dürer. Er spannte den Bogen von einer ästhetisch „richtigen“, doch mathematisch falschen Grafik Leonardo da Vincis über den Sinn und Unsinn von mathematischen Gleichungen bis hin zu den sogenannten Borromäischen Ringen, einer Anordnung von mindestens drei Ringen, die paarweise unverschlungen sind. Am Ende seines Vortrags platzierte der Leibniz-Preisträger einen gezielten forschungspolitischen Seitenhieb, als er gekonnt die These des Bremer Hirnforschers Gerhard Roth widerlegte, dass das männliche Hirn besser als das weibliche für die Mathematik geeignet sei.

Ziegler beim MathEncounter

Einen zweiten öffentlichen Vortrag hielt Günter M. Ziegler im Rahmen des sogenannten MathEncounter, einer monatlichen Veranstaltung der Initiatoren des MoMath, des ersten Mathematik-Museums in den USA, das im Dezember 2012 in Manhattan eröffnet werden wird. In der Aula des Baruch College, State University of New York, hatten sich rund 350 Mathebegeisterte Zuhörer aller Altersgruppen versammelt, um den Vortrag „Proofs from THE BOOK: Putting the Pieces Together“ zu hören. Es ging um Beweise und Belege, um die Frage, was ein mathematischer Beweis will, und um die Absolutheit von Beweisen.

Zuhörer legten selbst Hand an

Die Zuhörer saßen an großen runden Tischen und legten selber Hand an – in der Mitte lagen Scheren für alle, an jedem Platz Arbeitsblätter zum Ausschneiden. Dominos, Pentominos sollten auf verschiedenen Varianten von Schachbrettern arrangiert werden, konkret im wahrsten Sinne des Wortes eine Passung „belegt“ werden oder eben die Erkenntnis, dass es nicht passend geht. Am Ende gab es ein Lösungsblatt zum Mitnehmen.

Botschafter für die Berliner Mathematik

Die Einführung zu dieser Veranstaltung hatte James Simons übernommen, pensionierter Mathematiker und erfolgreicher  Hedge-Fonds-Manager, der die Initiative für ein Mathematik-Museum tat- und finanzkräftig unterstützt.

Präzise, scharfsinnig, unterhaltsam – und der beste Botschafter für die Berliner Mathematik mit ihren DFG-Exzellenzprojekten – so wird Günter Ziegler seinem New Yorker Publikum in Erinnerung bleiben. Wiederholung erwünscht!